Querungshilfe für Radfahrer auf Waldacker-Hauptstraße

Waldacker - Der Landkreis Offenbach möchte die für Radfahrer gefährliche Waldacker-Hauptstraße entschärfen. Deshalb wird es einen Verkehrsversuch geben. Damit Radler die B459 sicherer als bisher überqueren können, bringen Bauarbeiter auf die Straße rote und weiße Plastikelemente als künstliche Verkehrsinsel auf.
In den kommenden Wochen entsteht auf der B459 in der Ortsdurchfahrt von Waldacker eine weitere Querungshilfe für Radfahrer. Am Ortsausgang in Fahrtrichtung Dietzenbach werden im Zuge eines einjährigen Modellversuches rote und weiße Plastikelemente platziert. Dadurch wird die Linksabbiegespur in Richtung Dreieich kürzer. Der Kreis folgt damit einem Vorschlag des Jügesheimer Verkehrsexperten Prof. Dr. Jürgen Follmann. „Während der Probezeit wird evaluiert, wie diese Querung angenommen wird“, führt Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger aus. „Es wird auch beobachtet, ob sich die Verkehrsbeziehungen verändern und wie sich die Verkürzung der Linksabbiegespur auf den Verkehrsfluss auswirkt.“ Kommt es zu Rückstaus? Auf dieser Grundlage wird dann entschieden, wie es weiter geht.
Seit fünf Jahren wird über den Lückenschluss des Radweges entlang der B459 in Rödermark-Waldacker diskutiert. Örtliche Interessensverbände, die Städte Rödermark und Dietzenbach, die Straßenverkehrsbehörde des Kreises Offenbach und Professor Dr. Jürgen Follmann von der Hochschule Darmstadt waren darin eingebunden (wir berichteten). Im Zuge der Sanierung an der B459 wurde auf einen beidseitigen Radweg zugunsten von Parkplätzen verzichtet. Kurz vor der Einmündung Lerchenstraße wurde eine Querungshilfe mit Fahrbahnteiler angelegt. Diese kann aber nicht regelkonform von den Radfahrern genutzt werden, da der Radweg auf dieser Seite am Ortseingang endet. Radler, die aus Dietzenbach kommen, müssen entweder die Bundesstraße ohne eine schützende Mittelinsel überqueren oder entgegen der Verkehrsregeln links auf dem Bürgersteig bis zur Verkehrsinsel ein Stück weiter Richtung Ortsmitte fahren. Weitere Gefahrenquelle: Autofahrer geben dort mit Blick auf die grüne Ampel meist schon wieder Gas.
Um das Problem zu beheben, war der Fußgängerweg einmal kurzzeitig auch für Radfahrer geöffnet worden. Das wurde aber sehr schnell zurückgenommen, da sich dort brenzlige Situationen zwischen den Verkehrsteilnehmern ergaben – bis hin zu einem Unfall, bei dem ein Radfahrer verletzt wurde. Wie diese Situation zu lösen ist, war im vergangenen Juli auch Thema der Rundfahrt im Rahmen des Leitbildprozesses Mobilität, für das der Kreis Offenbach verantwortlich ist. Landrat Oliver Quilling, Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger und Verkehrsexperten machten sich vor Ort ein Bild von der Situation. Ab diesem Zeitpunkt nahm das Projekt an Tempo auf. Gemeinsam wurde ein Weg gefunden, der einen Lösungsansatz verfolgt, der ausbaufähig ist und dem Radverkehr neue Perspektiven eröffnet.
„Mit Ausnahme der Straßenmeisterei, die auch Bedenken äußerte, haben sich alle Beteiligten ohne Einschränkung für diesen Verkehrsversuch ausgesprochen. Auch von Hessen Mobil und den Polizeibehörden gab es keine Rückantworten, die den Modellversuch in Frage gestellt hätten“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Kreises Offenbach. Das ist nicht ganz richtig. In einer Stellungnahme in unserer Zeitung hatte Klaus Huthmann von der Quartiersgruppe Waldacker Professor Follmann sogar in mehreren Punkten widersprochen: Nicht die Straßenbaubehörde, sondern rund 1500 Bürger aus ganz Rödermark hätten mit ihrer Unterschrift Radwege auf der Ost- und Westseite der Bundesstraße gefordert. Gebaut worden sei stattdessen aber ein verbreiterter Fußweg auf der östlichen Seite der B459, der auch für Radler freigegeben ist. Dieser Kompromiss sei in einem demokratischen Verfahren entstanden und nicht auf Druck der Anwohner, die um ihre Parkplätze auf dem Mehrzweckstreifen fürchten.
Einer Verlagerung der Verkehrsinsel Richtung Ortsschild kann Huthmann nichts abgewinnen. Er befürchtet, dass es dann an der Kreuzung von B459 und Kreisquerverbindung lange Rückstaus nach Waldacker gibt. Huthmann schlägt als Alternative einen Radfahrstreifen auf der Westseite der B459 zwischen der Waldacker-Kreuzung und dem Ortsrand vor. Diese Lösung hätte die damalige Bürgerinitiative „Hauptstraße Waldacker“ schon 2012 den Städten Rödermark und Dietzenbach sowie Hessen Mobil unterbreitet. Wie auch immer: Zunächst kommt jetzt der Verkehrsversuch mit der künstlichen Insel aus roten und weißen Plastikelementen. (bp)