Rödermark: Maxi-Computer an der Wand

Die Optik der Kreidezeit hat sich ins digitale Zeitalter gerettet. Die Tafeln heißen jetzt Whiteboards, und der große Mittelteil kann von links und rechts hinter zwei Flügeln verborgen werden. Das war"s dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. „Die Whiteboards ermöglichen uns ein Lernen auf höchster Ebene“, schwärmt Andrea Schöbs, die Rektorin der Schule an den Linden in Rödermark-Urberach. In allen 25 Klassenräumen und sogar in der Lehrküche hängen digitale Tafeln.
Rödermark - „Im Prinzip sind sie ein übergroßes Tablet“, erklärt Daniela Ludwig, die IT-Beauftragte der Grundschule. Ein Tablet ist ein knapp DIN A4-großer Mobilcomputer, auf dem man unter anderem malen oder schreiben kann, Bilder hochladen und digitale Bücher lesen kann. Das alles – und noch etliches mehr – ist auch auf den Whiteboards möglich.
Die Urberacher Lehrerinnen und Lehrer haben sie in den vergangenen Wochen schon zusammen mit den Kindern genutzt und erste Erfahrungen gesammelt. Die konnten sie am Dienstagnachmittag bei der Schulung einfließen lassen. Vanessa Zachau erläuterte Bedienung – einfacher als die meisten Smartphones – und Anwendemöglichkeiten. Die lassen selbst Besitzer von einigermaßen neuen Laptops neidisch werden.
„Zum Reinigen bitte keine groben Tücher verwenden“, gab Vanessa Zachau den Pädagogen auch ganz praktische Tipps für den Unterricht. Der große weiße Bildschirm in der Mitte ist allerdings recht robust. Ein Ausbilderkollege werfe schon mal einen Locher gegen das Display, verriet sie, verzichtete aber selbst auf einen Crashtest.
Die Digitalisierung der Urberacher Grundschule hat rasante Fortschritte gemacht. 2019, so Daniela Ludwig, stand in jedem Klassenzimmer mit Ach und Krach ein PC. Ausgerechnet Corona brachte Tempo. Investitionen von Bund und Land ermöglichten den Kauf von Leih-Laptops. Damit hatten auch Kinder aus finanziell schwachen Familien während der Pandemie das passende Gerät fürs Homeschooling.
2021 erhielt die Schule an den Linden flächendeckendes WLAN. Sowohl die Schulcomputer als auch die Geräte der Lehrer hatten von nun an schnellen Zugang ins Internet.
Der große Moment kam dann, als Daniela Ludwig und einige Kolleginnen drei Modelle des Whiteboards testeten. Sie haben das ausgesucht, was ihnen aus pädagogischer Sicht am sinnvollsten erschien: nämlich eine einfache und logische Bedienung: „Das kennen die Kinder von den Tablets, die es in vielen Familien gibt.“
Doch ein Symbol brachte sogar ein Kind ins Grübeln, das mit digitalen Medien groß geworden ist. „Hat das Ding eine Klimaanlage?“, fragte es beim Anblick einer Schneeflocke. Nein – mit dieser Taste können Lehrer den Bildschirm „einfrieren“, damit Kinder nicht einfach die Seite mit den Lösungen aufschlagen können. Denn Spicken ist auch nach der Kreidezeit verboten. (Michael Löw)