Mehr Platz für die Feuerwehr in Ober-Roden

Stadt investiert bis 2026 in Ober-Roden mindestens 9,4 Millionen Euro
Ober-Roden – Sobald die Feuerwehr von einem Einsatz im Stützpunkt an der Kapellenstraße wieder zurückgekehrt ist, hat sie ein Problem. Es gibt dort keinen gesonderten Raum, in dem die verschmutzten Atemschutzgeräte gereinigt werden könnten. Ähnliches gilt für die kontaminierte Schutzkleidung. Die räumliche Trennung von reinen und unreinen Zonen gelingt in dem Bau wegen dessen Architektur nicht. „Die Atemschutzgeräte legen wir dann auf dem Hof ab und reinigen sie“, beschreibt Stadtbrandinspektor Herbert Weber die unbefriedigende Situation.
Das soll sich ändern. Die Stadt nimmt erstmals seit dem Bezug des Gebäudes 1995 richtig Geld in die Hand, um es – abgesehen von der herkömmlichen Instandhaltung – auf Vordermann zu bringen, die Nutzfläche zu erweitern und bestehende Räume durch neuen Zuschnitt sinnvoller nutzen zu können. 7,5 Millionen Euro waren für den Erweiterungsbau und die Sanierung einst gedacht. Doch Corona, Lieferengpässe, gestiegene Baukosten und wirtschaftliche Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine treiben die kalkulierte Summe nun auf 9,4 Millionen Euro. Am 24. Mai steht das Großprojekt im Stadtparlament zur Abstimmung. Gibt die Stadtverordnetenversammlung dann grünes Licht, könnte noch in diesem Jahr mit dem ersten von drei Bauabschnitten begonnen werden. Die Bauzeit soll sich bis 2026 ziehen.
Im geplanten Anbau, für den die Kommunalen Betriebe (KBR) ein Konzept erarbeitet haben, werden künftig auch die Bediensteten des kommunalen Fachbereichs für Öffentliche Ordnung tätig sein (18 Personen teilen sich 15 Stellen). Mit Geld aus dem Rücklagen-Topf der KBR soll die Herkulesaufgabe nach Angaben von Bürgermeister Jörg Rotter gestemmt werden. Von einer sinnvollen Kombination der artverwandten Bereiche Brandschutz und Sicherheit spricht der Verwaltungschef. Seine Einschätzung: „Alle Beteiligten werden von dieser neuen Struktur profitieren. Wir schaffen Synergien, bringen Mensch und Material an zentraler Stelle zusammen. Das bedeutet auch, dass wir uns im Hinblick auf die Betriebskosten effizienter und schlagkräftiger aufstellen.“
Allerdings steht schon heute fest, dass das runderneuerte Haus jährlich Folgekosten von 860 000 Euro produzieren wird. Aber nachdem im Feuerwehrhaus am Urberacher Festplatz in den zurückliegenden Jahren dringend erforderliche Modernisierungsarbeiten erfolgt seien, könne und müsse nun auch in Ober-Roden der schon seit langer Zeit angedachte Schritt nach vorn erfolgen.
Stadtbrandinspektor Herbert Weber macht beim Rundgang durch den Komplex deutlich, dass die Ausgangslage paradox ist. „Wir haben hier zum Beispiel große und sehr lange Flure. Trotzdem fehlt an allen Ecken und Enden der Platz.“ Ein Grund dafür ist auch, dass sich die Arbeitsbedingungen, Vorgaben und Standards im zurückliegenden Jahrzehnt stark verändert haben. Über eine florierende Kinder- und Jugendfeuerwehr mit derzeit rund 70 Jungen und Mädchen freuen sich die Brandschützer in Ober-Roden. Der Trend hin zu mehr weiblichen Einsatzkräften erhält somit weiteren Auftrieb. Doch zugleich wachsen die räumlichen und technischen Herausforderungen. Mehr Fläche für die getrennten Umkleide- und Sanitärräume sowie neue Anforderungen beim Thema „Hygiene und Arbeitsschutz“, wenn beispielsweise vom Hantieren mit Atemschutzmasken und verschmutzter Einsatzkleidung im sogenannten „Schwarz-Bereich“ die Rede ist: All diese Dinge haben Weber und seine Kollegen vor Augen. „Es kommt eins zum anderen. Eine neue Schlauchwäsche ist bereits in der Mache“, erläutert der ranghöchste Feuerwehrmann der Stadt.
Herzstück des ersten Bauabschnitts ist ein dreigeschossiger Anbau Richtung Kapellenstraße. Dort fallen dafür Parkplätze weg. Sie finden auf einem Geländestreifen Richtung Sporthalle Ersatz. Der neue Verwaltungstrakt führt die Einsatzzentrale der Feuerwehr und die Büros der Ordnungsbehörde zusammen. Der Konzeption zufolge wird Platz für rund 20 Bedienstete geschaffen. Auch die Ordnungspolizei mit ihren Fahrzeugen und der Schutzmann vor Ort sollen künftig an der Kapellenstraße beheimatet sein.
Rotter zufolge ist der Umzug der Ordnungsbehörde auch unter städtebaulichen Aspekten von Vorteil. Denn das derzeit genutzte Gebäude (ehemaliges Sozialrathauses an der Konrad-Adenauer-Straße in Urberach) müsse leider als „energetisch am Ende“ eingestuft werden. Eine Modernisierung komme nicht mehr in Frage. Werde das Haus in nicht allzu ferner Zukunft abgerissen, so biete sich in Kombination mit benachbarten Grundstücken, auf die sich die Stadt den Zugriff gesichert habe (Bachgasse 6 und ehemaliger „Schützenhof“), die Möglichkeit einer attraktiven Neugestaltung. Just dieses Herzstück der Ortsmitte würde massiv gewinnen, wenn ein dazu passendes Investorenprojekt zustande käme, ist der Bürgermeister sicher. (bp)