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„Objekt ist ein Brennpunkt im Ortskern“: Vierte Messerattacke im Boarding-House

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Von: Michael Löw

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Das Boarding-House in der Rathausstraße wird immer mehr zum Brennpunkt. Am Donnerstagabend griff dort ein Mann eine Frau mit dem Messer an.
Das Boarding-House in der Rathausstraße wird immer mehr zum Brennpunkt. Am Donnerstagabend griff dort ein Mann eine Frau mit dem Messer an. © Löw

Die Problem-Immobilie in Rödermark-Ober-Roden kommt nicht zur Ruhe. Erneut ist die Polizei wegen einer Messerstecherei im Einsatz.

Rödermark - Im Boarding- House mitten in Rödermark-Ober-Roden hat’s schon wieder eine Messerstecherei gegeben. Die Polizei war am Donnerstagabend gegen 22.45 Uhr alarmiert worden: Ein 39-Jähriger hatte eine Frau attackiert und sie mit einem Stich ins Bein schwer verletzt. Die 40-Jährige kam ins Krankenhaus, die Kripo ermittelt die näheren Umstände.

Für eine Mitbewohnerin dagegen ist die Sache klar: Das Paar hatte sich seit Wochen schon gestritten und an diesem Abend schon Etliches getrunken – ein übel ausgegangener Beziehungsstreit, wie er dort schon mehrfach passierte.

Rödermark: Mehrere Polizeieinsatz im Boarding-House in den vergangenen Tagen

Der Juli war am Donnerstag erst 14 Tage alt. Doch in dieser kurzen Zeit war die Polizei schon drei Mal im Boarding-House. Das ist eine Pension, die Zimmer oder Appartements über längere Zeit vermietet. Vorigen Sonntag wurde sie zu zwei Einsätzen gerufen. Ein betrunkener Bewohner brüllte morgens um halb neun und kurz nach 13 Uhr so laut, dass das Geschrei nicht nur über mehrere Stockwerke, sondern auch in der Nachbarschaft zu hören war. Die Polizei sorgte für Ruhe – zumindest vorläufig.

Einen Großeinsatz mit mehreren Streifen- und einem Rettungswagen erlebten Nachbarn und Gäste des Rathauscafés am 1. Juli zur besten Mittagszeit. An diesem Freitag hatte eine Frau einen Mann mit dem Messer bedroht. Ob’s das gleiche Duo wie am Donnerstagabend war, steht nicht fest.

Boarding-House in Rödermark: „Schüler sowie kleine Kinder mussten Szenen mit ansehen“

„Leider mussten auch einige Schüler der Trinkbornschule sowie die ganz kleinen Kinder aus dem Hort die hässlichen Szenen mit ansehen“, berichtet eine Nachbarin. Die Frau, die mit Blick auf die Boarding-House-Bewohner anonym bleiben möchte, macht sich große Sorgen: „Das Objekt ist ein Brennpunkt im Ortskern!“

2017 geriet das Boarding-House erstmals in die Schlagzeilen. In vermüllten Hof tummelten sich die Ratten, tote Nager lagen auf der Straße. Am 22. November hatte eine 37-Jährige betrunken ihren Lebensgefährten niedergestochen. Der 33-Jährige wurde so schwer verletzt, dass er mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht wurde. Sowohl das Opfer als auch die mutmaßliche Täterin schwiegen der Polizei gegenüber.

Boarding-House in Rödermark: „Es ist eine Zumutung, was wir hier ertragen müssen“

Danach kehrte eine kurze Weile Ruhe ein, die 2019 endete: Alkohol, Drogen, Lärm und Dreck. Nachbarn, die sich beim Vermieter, einer Liegenschaftsverwaltung in der noblen Frankfurter Senckenberganlage, beschwerten, bekamen eine ernüchternde Antwort: Der Vermiete sehe sich nicht in der Pflicht, für Ruhe zu sorgen. Wer sich gestört fühlt, soll die Polizei rufen.

Die ist oft genug in der Rathausstraße. Am 1. März 2021 hatten die Beamten einem Streit um Mietschulden ein Ende gesetzt. Vermieter und Mieter hatten ihn knapp zwei Stunden lang auf offener Straße ausgetragen.

„Es ist eine Zumutung, was wir hier ertragen müssen“, klagt die Nachbarin. Kinder hätten Angst, am Boarding-House vorbeizulaufen, und selbst erwachsene Frauen machen nicht nur abends einen Bogen drumherum.

Angst hat mittlerweile auch eine langjährige Bewohnerin des Boarding-Houses. Gegenüber unserer Zeitung sprach sie gestern von Terror und eingetretenen Türen. Die Frau sucht eine neue Bleibe. Doch weil sie arbeitsunfähig ist und damit keine Chance auf eine andere Wohnung hat, wird sie noch eine Weile mit der Angst leben müssen. (Michael Löw)

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