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Für die Zukunft gerüstet

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Auch die Analyse von Wasserproben gehört zum Arbeitsspektrum.
Auch die Analyse von Wasserproben gehört zum Arbeitsspektrum in der Kläranlage. © Stadt rödermark

Die Kläranlage in Ober-Roden wird ausgebaut. Geplant ist die Erweiterung für bis zu 49 000 Einwohnerwerte (inklusive Industrie/Gewerbe). Baubeginn soll nächstes Jahr sein. Kosten: 13 Millionen Euro.

Ober-Roden – Die Bedeutung von Kläranlagen für Kommunen werden häufig unterschätzt. Mit dem „anrüchigen“ Thema“ setzt man sich nicht gern auseinander. Doch der Ausfall dieser Infrastruktur, dieses aufendigen Abwasser-Reinigungskreislauf, wäre katastrophal.

Glücklicherweise laufen die Kläranlagen deutschlandweit mit immer ausgereifterer Technik und strengen Grenzwert-Vorgaben in aller Regel störungsfrei. Wie zuverlässige Arbeitsbienen, die das Schmutzwasser unermüdlich säubern und den Bächen und Flüssen klares Nass in guter Qualität zuführen: So ist die Kombination aus mechanischen, biologischen und chemischen Reinigungsstufen permanent in Bewegung.

Martin Schallmayer (links) und Jürgen Ulmer beim Rundgang über das Kläranlagen-Gelände in Ober-Roden.
Martin Schallmayer (links) und Jürgen Ulmer beim Rundgang über das Kläranlagen-Gelände in Ober-Roden. © Privat

Dies gilt auch für Rödermark, wo die Kläranlage, im freien Feld östlich der Ober-Röder Randbebauung gelegen, ihren Dienst an der Rodau und mit der Rodau verrichtet. Große Veränderungen kündigen sich an auf dem Areal, das vor rund 50 Jahren in Betrieb genommen wurde. Die derzeitige Kapazität, ausgelegt für maximal 38 000 Einwohnerwerte (Bevölkerungszahl plus Industrie/Gewerbe), soll auf einen neuen Grenzwert von 49 000 gehoben werden.

Martin Schallmayer, der bei den Kommunalen Betrieben (KBR) das Geschäftsfeld Abwasser leitet, skizziert das angedachte Vorhaben: „Es geht primär darum, die Bio-Reinigungsstufe zu erweitern. Umfangreiche Arbeiten sind erforderlich. Derzeit werden die Fördermittel-Optionen ausgelotet. Anschließend geht es an die konkrete Planung.“ Die Ausschreibung soll Ende 2023, Anfang 2024, sein. Baubeginn wäre dann im Lauf des nächsten Jahres.

Schallmayer beziffert das Investitionsvolumen auf rund 13 Millionen Euro. Sein Hinweis: „Wohlgemerkt, das ist der derzeitige Stand, basierend auf einer aktuellen, groben Kalkulation. Aber wir wissen ja alle, dass die Preise im Baubereich gerade ziemlich galoppieren.“

Hier wird der ausgefaulte Klärschlamm aufgefangen.
Hier wird der ausgefaulte Klärschlamm aufgefangen. © Privat

„Es wird eine Herausforderung, den Umbau bei laufendem Betrieb auszuführen“, unterstreicht Schallmayer. Und Jürgen Ulmer, der seit 12 Jahren als Leiter der Kläranlage den Betrieb mit einem achtköpfigen Team überwacht und in Schwung hält, nickt bestätigend.

Wer mit Ulmer über das weitläufige Gelände von Becken zu Becken geht, spürt schnell, dass dort ein Fachmann am Werk ist. Einer, der nicht nur sämtliche Stufen der großen Wasserwäsche mit einer täglichen Durchflussmenge von 10 000 Kubikmetern aus dem Effeff kennt und anschaulich zu erklären weiß.

Was ihm sichtlich gefällt, ist die Kombination verschiedener Fähigkeiten, die ihm sein Beruf abverlangt. Handwerkliches Geschick, Verständnis für elektronische Steuerungsprozesse, Wissen um biologische und chemische Zusammenhänge. All diese Dinge sind gefragt. Beispielsweise dann, sobald Wasserproben im Labor analysiert werden. Ulmer und seine Kollegen kontrollieren, ob Mikroorganismen ganze Zersetzungsarbeit geleistet haben. Glockentierchen, Weidegänger, freischwimmende Wimperntierchen und andere Winzlinge sind im Einsatz und sorgen letztlich dafür, dass die vom Regierungspräsidium vorgegebenen Grenzwerte eingehalten werden: Maximal-Konzentrationen, etwa im Hinblick auf Phosphor, Ammonium oder Stickstoff, die beim Einleiten des gereinigten Wassers in die Rodau von entscheidender Bedeutung sind.

Es fasziniert, wie sich auf einer Vielzahl von Monitoren in der Schalt- und Steuerungszentrale ein weitverzweigter Kosmos auftut und wie die Rädchen dort ineinandergreifen. Am Ende der langen Kette wird dem Klärschlamm im Faulturm wertvolles Gas abgerungen. Das dient zur Erzeugung von Strom und Wärme in einem Blockheizkraftwerk.

Und was passiert mit der schwarz-braunen Masse, die Ulmer „wie ein Häufchen Blumenerde“ als finalen Reststoff präsentiert? Sie wird in eine Verbrennungsanlage transportiert und „thermisch verwertet“.

Bleibt nur noch eine Schlussfrage: Wie ist das denn nun im Berufsalltag mit der eingangs erwähnten „anrüchigen Angelegenheit“? Kein Problem für die Nase? Nein, wahrlich nicht, bekräftigt Ulmer. Erdig-herber Duft an der einen oder anderen Stelle: Das sei in der Natur eine ganz normale Sache. Allenfalls „Leute von außen“, die aus einer gewissen Geruchs-Komfortzone kämen, verspürten bei einem Abstecher zur Kläranlage vielleicht Störfaktoren. Jürgen Ulmer lächelt milde, vielsagend, ein bisschen verschmitzt. Er und die große Wasserwäsche – das passt offenbar sehr gut zusammen.

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