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Rödermark: Natur vor der Natur schützen

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Sieht leichter aus, als es ist: Die am Seeufer abgeschnittenen Weidenäste flochten Elke Müller und Angelika Tank sofort in die natürliche Hecke an der Werner-Weber-Gedächtnishütte ein.
Rödermark: Sieht leichter aus, als es ist: Die am Seeufer abgeschnittenen Weidenäste flochten Elke Müller und Angelika Tank sofort in die natürliche Hecke an der Werner-Weber-Gedächtnishütte ein. © Christine Ziesecke

Das Biotop rund um den Berngrundsee in Rödermark/Waldacker ist wie die benachbarten Heideflächen eines der landschaftlichen Prachtstücke auf Rödermärker Gebiet. Dass es seit einiger Zeit regelmäßig gepflegt wird, ist dem Naturschutzbund (Nabu) Rödermark zu verdanken. Das Schilf und der Sandmagerrasen sind ideal für teils seltene Pflanzen und Tiere. Doch die Flächen müssen ein ums andere Mal gepflegt werden, was Dr. Rüdiger Werner, Vorsitzender des örtlichen Nabu, koordiniert. Seine Aufrufe beim eigenen Vorstand, bei den Mitgliedern und bei einer Liste von Helfen sind je nach Wetter und Gesundheitslage von unterschiedlichem Erfolg gekrönt.

Rödermark - Diesmal hatten sich zahlreiche Helfer nach der Ankündigung in der Zeitung bei ihm gemeldet. Über seine Ausbildungsfirma Videor und die Offenbach-Post war zum Beispiel Joshua Scholz auf die Aktion gestoßen und mit seinem Freund David Tornow, beide 19 Jahre jung, an den See gekommen. Hier schleppten beide Bündel von Zweigen, die sie zuvor aus dem Schilf herausgeschnitten hatten, zur Sammelstelle, von wo aus sie Dietrich Meyn hoch zur Werner-Weber-Gedächtnishütte brachte.

Vor der Beobachtungsstation flochten Elke Müller und Angelika Tank vom Nabu-Vorstand die Zweige in die Naturhecke am Eingang ein. Rund 20 Freiwillige kamen an diesem Samstag zur Säuberungsaktion; die gute Resonanz macht Hoffnung auf den zweiten Termin am 12. Februar, zu dem es auch schon erste Anmeldungen gibt. „Glücklicherweise gilt bei Veranstaltungen im Freien unter 100 Personen keine 2G-Regel“, sagte Werner. Bei nur einem Fünftel der maximalen Teilnehmerzahl bestand sicher keinerlei Ansteckungsgefahr. Alle Helfer hatten reichlich Abstand, waren an einem windigen Tag an der frischen Luft und haben mal drei Stunden nicht an Corona gedacht. „Was in dieser Zeit schon etwas Besonderes ist“, ergänzte Rüdiger Werner.

Zu tun gibt"s reichlich: „Anfang 2021 hatte ich zwei Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst zur Verfügung, mit deren Hilfe wir es – im Nachgang des allgemeinen Arbeitseinsatzes – geschafft hatten, den Aufwuchs der Vorjahre zu mehr als 90 Prozent zu entfernen, einschließlich der Brombeere.“ Daher mussten die Helfer jetzt nur den einjährigen Wildwuchs entfernen, der im nassen Sommer allerdings üppig gewuchert war. „Drum haben wir diesmal von vornherein zwei Arbeitseinsätze eingeplant. Denn es war klar, dass auch 20 Helfer bei einem Zweieinhalb-Stunden-Einsatz das nicht alles schaffen können.“ Doch der Vorsitzende atmet durch. „Ich bin mit dem Geschafften an diesem Vormittag absolut zufrieden und bin zuversichtlich, dass wir mit dem zweiten Einsatz das Biotop wieder in einen ähnlich guten Zustand versetzen können wie im Vorjahr.“

Nach den Beobachtungen der Naturschützer nimmt das Biotop im Berngrund eine gute Entwicklung, es ist Rastplatz und Rückzugsort für viele Tiere. Auf der sandigen Landzunge in der Mitte wachsen seltene Pflanzen, und man kann Insekten beobachten, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten zu finden sind. Besonders gute Ausblicke bietet die Werner-Weber-Hütte. Um von dort aus die Wasserfläche mit ihren vielen Vögeln beobachten zu können, muss jedes Jahr das mehr als mannshohe Schilf in einem bestimmten Bereich zurückgeschnitten werden. Auch das gehört zu den Aufgaben am Aktionstag. Mit viel Schmackes schwang Ann-Kathrin Werner (23) die Handsense. „Ich helfe schon seit Jahren hier mit, bis jetzt auch schon mit Axt und Motorsäge, aber an die Sense habe ich mich in diesem Jahr zum ersten Mal getraut. Und es läuft recht gut.“

Wer also keine Angst vor dreckigen Händen oder einem schmerzenden Rücken und Lust auf ausgesprochen sinnvolle Arbeit an der frischen Luft hat, ist eingeladen an den Berngrundsee am 12. Februar von 10 Uhr bis 14 Uhr. Wie immer gibt’s dazu eine kleine Stärkung. Kontakt: www.nabu-roedermark.de oder telefonisch unter Telefon 06074 2112030 (Dr. Rüdiger Werner). (Christine Ziesecke)

Allein im Dickicht: Reinhold Rüger führt einen steten Kampf gegen Gewächse, die im Schilf nichts zu suchen haben.
Rödermark: Allein im Dickicht: Reinhold Rüger führt einen steten Kampf gegen Gewächse, die im Schilf nichts zu suchen haben. © Christine Ziesecke

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