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Bei Unfall zerstört: Bahnübergang soll nach fast sechs Jahren erneuert werden

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Von: Michael Löw

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Immerhin sichern nicht mehr Flatterbänder, sondern Schranken den Bahnübergang am Zilliggarten. Doch Bauwagen und Klohäuschen zeigen, dass die provisorische Sicherung durch Manpower auch nach fast sechs Jahren noch eine Weile gebraucht wird.
Rödermark: Immerhin sichern nicht mehr Flatterbänder, sondern Schranken den Bahnübergang am Zilliggarten. Doch Bauwagen und Klohäuschen zeigen, dass die provisorische Sicherung durch Manpower auch nach fast sechs Jahren noch eine Weile gebraucht wird. © Michael Löw

Die Technik eines Bahnübergangs in Rödermark-Urberach wird bei einem Unfall zerstört. Nach Jahren provisorischer Sicherung kündigt die Bahn die Reparatur an.

Rödermark – Am 23. September 2016 erfasst ein Zug der Dreieichbahn am Zilliggarten das Auto einer 62-Jährigen und schleudert es gegen das Schalthäuschen der Signalanlage. Die Frau wird bei dem Unfall schwer, zum Glück aber nicht lebensgefährlich verletzt, ihr Opel ist Totalschaden. Auch die Technik des unbeschrankten Bahnübergangs ist hinüber, die Bahn gibt den Schaden mit 1,8 Millionen Euro an. Der Unfall beschäftigt zwei Gerichte.

Das Amtsgericht Langen verurteilt die Frau im November 2017 zu einer Geldstrafe, weil zu schnell auf die Gleise zugefahren sei, um sie trotz des roten Blinklichts noch zu überqueren. Sie legt Berufung ein, der das Landgericht Darmstadt im Mai 2018 stattgibt. Das Verfahren wird eingestellt, weil ihr niemand die überhöhte Geschwindigkeit nachweisen kann. Und Zeugen, darunter Rödermarks Ordnungsamtsleiter Artur Singer, erklären, dass die Signalanlage immer wieder ausgefallen sei.

Strafrechtlich ist der Unfall also abgeschlossen. Doch der demolierte Schaltschrank ist auch nach fünfeinhalb Jahren immer noch nicht ersetzt. Der Übergang wird seither von Hand gesichert: anfangs mit rot-weißem Flatterband, seit Kurzem mit Halbschranken aus Plastik. Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes überwachen den Übergang bei jedem Zug. Zeitweise zuckeln die Lokführer im Schritttempo über den Zilligarten.

Rödermark (Kreis Offenbach): Technik am Bahnübergang wird „noch in diesem Jahr“ erneuert

Das soll ein Ende haben. Auf Anfrage unserer Zeitung kündigt eine Bahnsprecherin an, dass der Übergang „noch in diesem Jahr nach dem neuesten Stand der Technik mit Halbschranken ausgerüstet wird“. Und warum hat’s so lange gedauert? Die Bahn hatte noch im Unfall-Monat beim Eisenbahnbundesamt das Planrecht für die Erneuerung des Übergangs beantragt. Dieser Prozess sei nun erst abgeschlossen.

Bürgermeister Jörg Rotter mag’s nicht recht glauben. Die Urberacher CDU-Bundestagsabgeordnete Patricia Lips soll jetzt Druck bei Dr. Klaus Vornhusen, dem Bahn-Generalbevollmächtigten für Hessen, Druck machen. Die Stadt wurde nach Ansicht Rotters schon zu oft vertröstet und hingehalten, als dass er der Ankündigung aus der Pressestelle glauben mag.

Der Bürgermeister zählt etliche Briefe und Mails auf, die zwischen Bahnzentrale und Rathaus hin und her gingen. Schon im November 2016 teilte die Bahn mit, dass der Schaden nicht repariert werden kann und eine Komplett-Erneuerung nötig ist. Dazu sollte der Übergang ein halbes Jahr gesperrt und die Autos zum Reiterhof, zum Waldfestplatz und zum Kelten-Denkmal über die Straße parallel zu den Gleisen umgeleitet werden. Das lehnte die Stadt aus zwei Gründen ab: Zum einen sei der geteerte Landwirtschafts- und Radweg als Ersatzstraße untauglich, zum andern dauerten Arbeiten der Bahn meist viel länger als angekündigt.

Die Schranken am Bulauweg gehen immer wieder zu spät runter, klagen Anwohner und Spaziergänger. Die Bahn widerspricht.
Rödermark: Die Schranken am Bulauweg gehen immer wieder zu spät runter, klagen Anwohner und Spaziergänger. Die Bahn widerspricht. © Michael Löw

Rödermark (Kreis Offenbach): Es gibt einen zweiten Problem-Übergang der Bahn

Diverse Ortstermine fanden statt, die Stadt stimmte den Details zu. Und wartete. Eine fürs Frühjahr beabsichtigte Erneuerung sei „auf unbestimmte Zeit“ verschoben wurden. Kein Wunder also, dass Bürgermeister Rotter jetzt seine Beziehungen nach Berlin spielen lässt.

Ein paar hundert Meter westlich des Zilliggartens befindet sich der zweite Urberacher Problem-Übergang, der zum Wohngebiet Bulau. Das sehen jedenfalls Spaziergänger so. „Ich habe mich heute sehr erschreckt, als ich den Bahnübergang benutzte“, schrieb Wolfgang Steinhauer unserer Zeitung. Er hörte das Warnsignal und drehte sich um, weil er sehen wollte, aus welcher Richtung der Zug kommt. Dabei hätten sich die Schranken schon gesenkt. Vom Signal bis zum Vorbeirauschen des Zuges vergingen gerade 30 Sekunden, schätzt Wolfgang Steinhauer. Eine seiner Meinung nach viel zu kurze Zeit.

Das sieht die Bahnsprecherin erwartungsgemäß anders:  „Generell sind all unsere Schrankenanlagen von unserer Aufsichtsbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt, zugelassen. Sie werden regelmäßig gewartet und bieten einen verlässlichen Schutz von Straßen- und Eisenbahnverkehr“, schreibt sie. Das rote Blinklicht am Bahnübergang signalisiere Auto- und Radfahrern sowie Fußgängern bereits vor dem Absenken der Schranken, dass ein Zug erwartet wird und sie vor dem Andreaskreuz anhalten müssen. Dies sei in der Straßenverkehrsordnung verbindlich geregelt. (Michael Löw)

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