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Rödermark: Nicht immer ein Zuckerschlecken

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Von: Michael Löw

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Dank für jahrzehntelanges Engagement in der Kommunalpolitik: Altbürgermeister Roland Kern ist jetzt Ehrenbürgermeister, Norbert Schultheis (kleines Bild) erhielt die Verdienstplakette in Gold. Hans-Jürgen Daum, Hans-Peter Hente und Hans Sulzmann sind Stadtälteste.
Dank für jahrzehntelanges Engagement in der Kommunalpolitik: Altbürgermeister Roland Kern ist jetzt Ehrenbürgermeister. © Löw

Auf fast 29 Jahre Kommunalpolitik für Rödermark blickt SPD-Charakterkopf Norbert Schultheis zurück. Seine Parteifreundin Justyna Rulewicz gehörte der Stadtverordnetenversammlung nur 14 Monate an. Beide gehörten zu den 30 Frauen und Männern, die im 2021 gewählten Parlament nicht mehr vertreten sind. Parlament und Magistrat ehrten sie in der letzten Sitzung vor der Sommerpause mit Urkunden und Medaillen.

Rödermark - Die höchste Auszeichnung des Abends erhielt Roland Kern (AL/Grüne), Rödermarks Bürgermeister mit der längsten Amtszeit (2005 bis 2019). Er ist seit Dienstagabend Ehrenbürgermeister, so wie seine Vorgänger Karl Martin Rebel, Walter Faust und Alfons Maurer. Nachfolger Jörg Rotter würdigte Kern in einer sehr emotionalen Rede. Stadtverordneter seit 1981, Landtagsvizepräsident und Richter im Hessischen Staatsgerichtshof nannte Rotter als wichtigste Stationen vor der Wahl zum Bürgermeister. Die gewann Roland Kern nach zwei Fehlversuchen im dritten Anlauf – ein Zeichen der Beharrlichkeit. Zum Schluss wurde Rotter sehr persönlich: Roland Kern war während seiner schweren Krankheit 2016 eine ganz wichtige Stütze für ihn. Er stehe für die Menschlichkeit in der Politik

„Wer an den Dingen seiner Gemeinde nicht Anteil nimmt, der ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger.“ Das habe schon der griechische Staatsphilosoph Perikles festgestellt, dankte Kern und unterstrich, warum er mehr als 14 Jahre als „Philosoph der Bürgermeister-Dienstversammlung gegolten hatte: „Sie alle hier im Saal sind gute Bürgerinnen und Bürger, denn Sie kümmern sich um die öffentlichen Angelegenheiten. Perikles hatte Sie vor 2500 Jahren genau vor Augen!“

Norbert Schultheis, jetzt Rödermarks dienstjüngster Stadtältester, blickte ebenfalls in die Geschichte, allerdings in die schlimmsten Jahre deutscher Geschichte: „Was zwischen 1933 und 1945 passiert ist, darf sich nicht wiederholen. Daher hatte ich mich entschlossen, mich für die Demokratie einzusetzen.“

Überwiegend positive Bilanzen mit kritischen Zwischentönen zogen die ehemaligen Stadtverordneten. Gerd Kraus (SPD) zum Beispiel hatte die internationalen Begegnungen wie zuletzt in Plesna (Polen) genossen. Aber trotz 60 Jahren SPD-Mitgliedschaft sei er nicht immer mit der Politik, die die Genossen im Stadtparlament machen, einverstanden gewesen.

Perihan Demirdöven engagierte sich mehr als acht Jahre für AL/Grüne im Parlament. Sie hatte lange überlegt, ob sie zum Ehrenabend kommt, sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Grund waren ebenfalls parteiinterne Querelen.

Siegfried Kupczok (Freie Wähler) kandidierte 2021 des Alters wegen nicht mehr: „Am Ende der Legislaturperiode wäre ich 85 gewesen.“ Frust habe er als Oppositionspolitiker immer dann geschoben, wenn die schwarz-grüne Mehrheit Anträge nur deshalb ablehnte, weil sie eben von der Opposition kamen. Kupczok räumte ein, dass er Zeit- und Rechercheaufwand unterschätzt habe. Deshalb habe er viel Verständnis für hoch gehandelte junge Politiker wie seinen Parteifreund Jan Sittig, der sein Mandat nach nicht einmal einem Jahr niederlegte.

Auch für Christian-David Bombelka (FDP) waren Politik und Beruf nur 21 Monate lang miteinander vereinbar. „Man kann nicht immer nur an der Bande stehen und meckern“, begründete er seinen Einstieg 2016. Und selbst in dieser kurzer zeit habe er etwas bewirken können: die Verhinderung von Straßenbeiträgen.

Einen ganz anderen Aspekt betonte Parlamentspräsident Sven Sulzmann: Wegen Pöbeleien, Beschimpfungen oder gar Drohungen hat seines Wissens nach niemand die Brocken hingeworfen. Das ist doch eine gute Nachricht zum Start in die politische Sommerpause. (Michael Löw)

Verdienstplakette in Bronze: Franz Keck, Jochen Weiland, Ralph Hartung, Dieter Rebel und Karl Schäfer sowie Jochen Zeller, der fehlte, wurden von Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann, Erster Stadträtin Andrea Schülner und Bürgermeister Jörg Rotter ausgezeichnet.
Norbert Schultheis erhielt die Verdienstplakette in Gold. Verdienstplakette in Bronze: Franz Keck, Jochen Weiland, Ralph Hartung, Dieter Rebel und Karl Schäfer sowie Jochen Zeller, der fehlte, wurden von Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann, Erster Stadträtin Andrea Schülner und Bürgermeister Jörg Rotter ausgezeichnet. © Löw
Dankurkunden: Gerd Weber, Perihan Demirdöven, Gerd Kraus, Stefanie Arnheiter, Annette Böffinger, Christian-David Bombelka, Klaus Hartmann, Siegfried Kupczok und Stephan Menzel nahmen die Auszeichnungen persönlich entgegen. Alexander Görlich, Gerd Gries, Hannelore Röhrig, Oliver Kempf, Jürgen Menckhoff, Samuel Diekmann, Valeska Donners, Yeliz Bosch und Justyna Rulewicz hatten abgesagt.
Stadtälteste: Hans-Jürgen Daum, Hans-Peter Hente und Hans Sulzmann wurden von Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann, Erster Stadträtin Andrea Schülner und Bürgermeister Jörg Rotter ausgezeichnet. © Löw

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