Überwachung im Landkreis Offenbach? Parkplatzkameras scannen Kennzeichen

Die Parkzeit am Märktezentrum in Rödermark ist begrenzt. Kameras sollen die Autos scannen. Die Kundschaft befürchtet Datenklau.
Rödermark – Abzocke von gemütlich einkaufenden Kunden oder Notwehr gegen dreiste Lastwagenfahrer? Happige Strafdrohungen auf dem eigentlich kostenlosen Parkplatz des Märktezentrums in Rödermark-Urberach erhitzen die Gemüter.
Seit Mitte Januar weisen große Schilder auf die maximale Parkzeit von 180 Minuten und die Vertragsstrafe von mindestens 30 Euro hin. Die Kameras, die die Kennzeichen der ein- und ausfahrenden Autos scannen, sieht man erst auf den zweiten Blick.
Kameras am Parkplatz des Märktezentrums in Rödermark: Kundschaft ist verunsichert
Barbara Hellmuth aus Ober-Roden fühlt sich überwacht: „Mir passt es nicht, dass mein Nummernschild einfach gescannt wird“, befürchtet sie den Datenklau. Kritikwürdig ist ihrer Ansicht nach auch die Information: Wer in der einzigen Zufahrt zum Märktezentrum anhält, um das Schild zu studieren, verursacht einen Stau. Wer einfach reinfährt und länger als drei Stunden parkt, erlebt eine teure Überraschung. Zum Beispiel Kunden, die erst beim OBI alle Materialien fürs neue Gartenhäuschen zusammensuchen, dann im Kaufland den Wochenendeinkauf erledigen und am Ende in einem der Imbisse noch in Ruhe einen Kaffee trinken. Das sei zwar ein extremes, aber durchaus mögliches Beispiel.
Das Märktezentrum wird von der Firma x+bricks gemanagt, zu der bundesweit rund 200 Immobilien mit Schwerpunkt Lebensmittel gehören. Das „moderne Zufahrtsmanagement-System“ soll den Parkplatz vor unsachgemäßer Nutzung schützen, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Im Visier hat x+bricks demnach vor allem Lastwagen, die dort über Nacht oder tagelang abgestellt werden. Das habe in jüngster Zeit „stark zugenommen“.

Landkreis Offenbach: Immobilienbesitzer lassen ihre Parkplätze von privaten Dienstleistern überwachen
Den regulären Kunden biete das System einen „hohen Komfort“, da sie durch die automatische Kennzeichenerfassung nicht mehr selbst aktiv werden müssen. Alternativen wie eine Parkscheibe in jedem Auto oder Schranken an der Zufahrt seien „deutlich aufwendiger“.
x+bricks hat die ebenfalls deutschlandweit tätige Firma Park & Control mit der Überwachung beauftragt. Datenschutz und -sicherheit entsprechen geltendem Recht, teilt die Pressestelle mit. Die technischen Details seien von der Dekra, einer Art TÜV, geprüft. Bilder von Autos, die den Parkplatz innerhalb von drei Stunden verlassen, würden unmittelbar nach der Ausfahrt gelöscht.
Immer mehr Immobilienbesitzer lassen ihre Parkplätze von privaten Dienstleistern überwachen. Die verlangen deutlich höhere Strafen als das Ordnungsamt. In Ober-Roden werden die Parkplätze des Ärztehauses und des Action Marktes von einem Düsseldorfer Unternehmen kontrolliert. (Michael Löw)
Erst kürzlich sind Anwohner der Geschwister-Scholl-Straße in Offenbach plötzlich zu Parksündern geworden.