Patienten aus Haus und Küche

Die plötzlich stumme elektrische Heckenschere, die defekte Stehlampe, die Kaffeemaschine, die „nur nach Klaps oder Schlägen“ anspringt – für sie alle gibt es wieder Hoffnung! Sie müssen nicht zwingend auf dem Sperrmüll landen, sondern haben gute Chancen, alle vier Wochen beim Werkstatt-Café der Stadt Rödermark wieder neues Leben eingehaucht zu bekommen.
Rödermark - Nach gut 15 Monaten Zwangspause können die Bürger ihre Patienten aus Haus und Küche an jedem ersten Mittwoch im Monat wieder in den Kollegraum der Halle Urberach bringen, wo versierte ehrenamtliche Helfer mit großen Werkzeugtaschen und einem soliden Grundwissen, vor allem aber mit Geduld und eigener Neugier versuchen, die Geräte wieder in Gang bringen.
Das Transistorradio „Philips Philetta“ etwa, das Frank Heidenreichs Mutter gehört und in letzter Zeit leider nichts mehr hören lässt. „Es war 1955 das meistgekaufte Küchenradio“, bescheinigt Frank Heidenreich und hofft, dass ihm geholfen werden kann – was Helfer Daniel Schawo etwas ins Schwitzen bringt. Nicht auf Anhieb ist auch der Kaffeemaschine zu helfen, die Werner und Heidi Lotz vorbeibringen, da sie kein Wasser mehr abgibt. Doch René Raddé gibt sich allergrößte Mühe, ebenso wie Georg Haake, der über einem renitenten Projektor „Bauer T 192“ grübelt: „Wenn ich ihn nicht zum Laufe bringe, nehm ich ihn erst mal mit nach Hause – da habe ich einen baugleichen, vielleicht fällt mir da noch etwas ein!“ Erfolge gibt’s jedenfalls bei der Heckenschere und der Stablampe, beim Dampfbügeleisen und beim Kabelschaden am Staubsauger und bei vielem mehr. Wer mit großteiligen Sorgenkindern wie etwa Fahrrädern vorbeikommt, dem wird gleich vor der Halle geholfen: hier stehen wie eh und je Werner Schwarzkopf und Dr. Bernward Bayer – natürlich gewiefte Mitglieder im ADFC – bereit, um bei klemmenden Handbremsen oder lockeren Ketten weiterzuhelfen.
Große Freude bereitet all diese Unterstützung den hilfesuchenden Kunden des Werkstatt-Cafés, die froh sind, ihre betagten Geräte oft umweltfreundlich weiterverwenden zu können und die sich oft auch über einen kleinen Plausch und eine Abwechslung in ihrem Alltag freuen. „Es kommt schon auch mal vor, dass ein Gerät ‚plötzlich wieder funktioniert‘, wenn die Bürger hier ankommen – aber sie freuen sich einfach über die Abwechslung“, erinnert sich einer der Helfer. Fast noch mehr Freude haben wohl die Helfer selber: „Wir haben uns so lange nicht getroffen und sind ganz glücklich, jetzt wieder regelmäßig hier zusammenzukommen“, erklärt die Leiterin des Rödermärker Ehrenamtsbüros, Ute Schmidt. Und Georg Haake ergänzt: „Wir haben die ganze Zeit in den Startlöchern gelauert und gehofft, dass es weiter geht. Das feiern wir nun auch, indem wir alle zusammen heute Abend hier essen gehen; da kommen auch die Helfer dazu, die heute keinen Dienst hatten.“ Und alle Heinzelmänner sind geblieben – niemand ist in diesen Monaten abgesprungen - allerdings wartet man doch gespannt auf die erste Heinzelfrau im Team. Engagierte Frauen gibt’s mit Ute Schmidt, Martina Beckmann, Waltraud Krayer und Elfie Pach genügend, doch sie kümmern sich derzeit vor allem um Anmeldung, hygienegerechte Verpflegung und Organisation. chz
