Rödermark: Plötzlich wieder Internetanschluss

Acht Tage war die Urberacher Gerüstbaufirma Mark in der Rudolf-Diesel-Straße in Rödermark-Urberach von Internet und Telefon abgeschnitten und versuchte mit mehr als einem Dutzend Handygesprächen und Besuchen im Telekom-Shop nach Hilfe. Die Antwort: Vorm 20. September tut sich nichts. Dass der Gerüstbauer nun doch schon seit Anfang dieser Woche wieder am Netz ist, liegt auch an einer Anfrage unserer Zeitung bei der Pressestelle der Telekom.
Rödermark - Aber der Reihe nach: Am 4. September, einem Sonntag, will der Geschäftsführer die Wochenplanung machen. Der Herbst ist für einen Gerüstbauer Hauptsaison, da müssen Aufträge reingeholt und bearbeitet werden. Ab Mitte November lässt nämlich niemand mehr Dächer neu decken oder Fassaden isolieren. Der Chef stellt fest, dass er keine Internetverbindung hat, verfolgt die Sache aber nicht weiter.
Montags merkt die ganze Belegschaft, dass weder Internet noch Telefon funktionieren. Eine Mitarbeiterin strapaziert ihr Smartphone stundenlang, um der Telekom die Störung zu melden und herauszufinden, wann sie behoben wird. In einem dieser Gespräche findet sie immerhin heraus, dass ein Schnellstartset zumindest provisorisch hilft. Das erhalten normalerweise Privatkunden bei Problemen. Ernüchternd die nächste Auskunft: Die Reparatur ist frühestens am 20. September möglich, denn selbst ein Großkonzern wie die Telekom hat nicht genug Serviceleute, um Aufträge nach Plan abarbeiten zu können. Die Ursache des Schadens bleibt im Dunkeln. Um das Schnellstartset zu erhalten (Kosten: ein Euro), müssen Mark-Mitarbeiter persönliche Daten und Personalausweis hinterlegen.
Der schnelle Start geht tags darauf trotz Unterstützung durch einen IT-versierten Bekannten in die Hose: Die SIM-Karte lässt sich nicht freischalten. Was dann passiert, hätte kein Kabarettist erfinden können. Die Mark-Mitarbeiterin telefoniert erneut drei Stunden mit der Telekom und wird sechs Mal weiter verbunden. Weil der Gerüstbauer Geschäftskunde ist, kann der erste Gesprächspartner die Karte nicht aktivieren, weil der Starterset ein Produkt für Privatkunden ist. Der Privatkundenservice kann das aber auch nicht, weil der Auftraggeber ja ein Unternehmen ist und verbindet zurück. Ein munteres Hin- und Herverschieben nimmt seinen Lauf...
Im Telekom-Shop in Neu-Isenburg bekommt die Mark-Mitarbeiterin dann am Mittwoch endlich ein neues Schnellstartset. Das kostet vor Ort schon knapp 70 Euro, macht den Handwerksbetrieb mit 22 Leuten aber wenigstens wieder über seine normalen Telefonnummern und E-Mail-Adressen erreichbar. Allerdings reicht das Datenvolumen nicht, um hochaufgelöste Pläne zu verschicken oder anzuschauen.
Mittlerweile hat die genervte Geschäftsführung Wirtschaftsförderung und Tiefbauabteilung der Stadt eingeschaltet. In der Rudolf-Diesel-Straße, so die Auskunft, war Anfang September eine Wasserleitung gebrochen, beim Baggern wurde dann auch die Telefonleitung gekappt. Kaputt repariert sozusagen. Die Telekom hat „höchste Priorisierung“ versprochen, hieß es aus der Stadtverwaltung. Im Rathaus fühlt sich der Urberacher Betrieb mit seinen Nöten ernst genommen – anders als bei der Telekom.
Bei einer Baustellenbesichtigung am fünften Störungstag bekennen zwei Arbeiter, dass der Flickversuch gescheitert ist. Als dann auch noch der Bagger abgeholt wird, weil vorm 20. September nichts geschieht, wendet sich der Gerüstbauer an unsere Zeitung: „Während der Hauptsaison tagelang nicht erreichbar zu sein, ist für uns eine Katastrophe!“
Wir tun das, was in solchen Fällen üblich ist, und fragen die Telekom-Pressestelle, was die Ursache des Schadens ist und ob die Reparatur wirklich nicht früher möglich ist. Die Anfrage hat offenbar gewirkt. „Wir haben wieder Internet und Telefon“, teilte eine hörbar erleichterte Gerüstbauerin gestern mit. Auf die Antwort der Pressestelle warten wir indes immer noch... (Michael Löw)