Rathaussturm in Rödermark

„Die Kass’ gib her, die Tür mach uff!“ - „Die Kass’ und die Tür bleibt zu!“ Lange konnte sich das Ober-Röder Rathaus samt allen Bediensteten aber nicht wehren: Rund 1 000 Närrinnen und Narren hatten rasch die Oberhand.
Ober-Roden – Die Prinzliche Hofgarde schickte ihre Vertreter in die Amtsstuben, und im Nu ward der Bürgermeister in Ketten gelegt und dem Volke auf der Narrenbühne präsentiert. Die Kass’ allerdings, die war leer wie meistens, was dem Feiern aber keinen Abbruch tat.
Dem Tanz auf der Bühne im Beisein von Prinz Marcel I. (Kopp) und Prinzessin Cassandra I. (Keller) sowie dem Prinzennachwuchs Felix I. (Eser) und Anna I. (Rotter) vorausgegangen war ein langer närrischer Lindwurm durch Ober-Rodens Ortskern. 38 Zugnummern, angeführt traditionell von den Herren Elferrat der TS samt ihren bunten Gruppen und als Höhepunkt abgerundet von der Narrenschar der TG und ihrem Prinzenwagen. Aber auch KSV und Viktoria mischten mit. Ein augenfälliges Motto gab’s diesmal nicht, bis auf die Kolpingsfamilie, die sich dem Frieden mit Orwisch widmete, gab’s auch keine innerörtlichen Witzeleien. Mit kräftigen Trauben freute sich der Kerbverein aufs nächste Oweroure-Weinfest. Manche Vereine machten mit ihren Kostümen auf ihre Jubiläen aufmerksam wie etwa der Skiclub mit 50 kugelrunden Schneemännern. Die Frohsinn-Damen präsentierten bunte Töne. Alltagshelden und Knochehübber, der ORDT (das Ober-Röder Drinking Team) und die steinzeitlichen knochenbehängten DJKler machten mit ebenso viel optische Reizen aufmerksam wie die Musikvereine der 03er und der 08er mit ihren weithin hörbaren Beiträgen. Wie immer ein echter Augenschmaus: die Gruppen mehrerer Kindergärten, vom Kinderhaus Unter dem Regenbogen über die Zwickauer und die Potsdamer Straße bis hin zur Kita St. Nazarius. Sie alle mit ihren bunt geschmückten Handwagen und Auftritten von Schneemännern bis zu Sterntalern waren echte Hingucker. Und alle waren freigiebig: Wer als Gutsje-Sammler am Rande stand, hatte gut gefüllten Taschen.
Auch die Eisenbahnschranke spielte wieder mit: Der Narrenzug wurde zwar traditionell mehrfach gestoppt, doch die Regenten kamen unbeschadet vors Rathaus. Dort wurden 250 Portionen Chili und rund 800 Bratwürste von der Feuerwehr unters Volks gebracht.
Das Organisations-Team um Heinz Kiehl und Norbert Köhler, die zukünftigen Ruheständler in Sachen Rathaussturm, und der „Neue“ Dominik Rebel konnten letztlich ebenso entspannt wie alle Zugteilnehmer und Zuschauer zu den kleinen Hinterhof-Theken weiterziehen und vor allem zum TG-Vereinsheim, wo der FC Germania erstmals zur großen After-Storm-Party einlud. Und ehe noch das Geschehen sich vom Rathausplatz verlagerte, tobte sich schon die Rödermärker Stadtreinigung auf den Straßen aus - alles war wieder blitzblank.

