Bachgassen-Sanierung vor Abschluss - Zeigt sie neuen Weg im Straßenbau?

Rödermark will weg vom Teer. Die sanierte Bachgasse ist die erste Straße in zentraler Lage, die einen Belag aus hellem Pflaster bekommt.
Rödermark – Nach gut einem Jahr geht die Sanierung der Bachgasse in Rödermark ihrem Ende entgegen. Die Pflasterer sind nur noch am nördlichen Abschnitt zugange. Die „Orwischer Woigass“ (siehe „Endlich wieder Weinfest mitten im Ort“) wird auf einer Straße gefeiert, die – so Bürgermeister Jörg Rotter – „nach allen Regeln der Straßenbaukunst“ von Grund auf neu gestaltet wurde. 1,1 Millionen Euro hat’s gekostet.
Hell gepflasterte Straßen mit farblich abgesetzten Mittelrinnen und Bürgersteigen auf einer Ebene machen die Bachgasse zu einer barrierefreien Mischfläche für Fußgänger, Rad- und Autofahrer mit einer Portion Altstadtcharakter. Die Parkplätze sind neu angeordnet worden. Für die 18 Bäume, die im Herbst gesetzt werden, sind neue Pflanzgruben ausgehoben worden. Ingenieurin Christiane Hampel plant elf Hainbuchen, sechs Felsenbirnen und ein Rotahorn.
Sanierung der Bachgasse in Rödermark: „Es lag einiges im Argen“
„Es lag einiges im Argen in der Bachgasse“, beschrieb Bürgermeister Jörg Rotter den Zustand der ersten verkehrsberuhigten Straße in Rödermark. Die Bäume – zum größten Teil waren sie krank – hatten mit ihren Wurzeln die Pflasteroberfläche durchdrungen, Steine hatten sich verschoben, teilweise sogar gelöst. Von einer ebenen Straße konnte keine Rede sein, eher von einem Auf und Ab. Die ausgewiesenen Parkplätze waren als solche nicht mehr erkennbar. Mit der Folge, dass man „wild“ parkte, Rettungswege und Zufahrten blockiert wurden. Als Spielstraße mit Schritttempo-Gebot wurde die Bachgasse immer weniger wahrgenommen. Rotter: „Das Siegel „verkehrssicher“, das in verkehrsberuhigten Arealen von besonderer Bedeutung ist, durfte die Bachgasse schon länger nur noch bedingt führen.“
Angesichts der Misere wurden Pläne gezeichnet und Arbeiten ausgeschrieben. Im Juni 2021 gingen die Versorger ans Werk. Unterm Pflaster liegen jetzt neue Trinkwasserleitungen und Hausanschlüsse, neue Gasleitungen, neue Stromkabel, Leerrohre für Glasfaserkabel. Zudem wurde die Straßenbeleuchtung umweltfreundlich auf LED umgerüstet. Der Straßenbau hat dann im November begonnen.
Rödermark: Stadt will einheitliche Pflasterflächen
All das, was getan wurde, verbessert nach Ansicht des Bürgermeisters die Lebensqualität der Anwohner in Rödermark. Der niveaugleiche Ausbau zu einem „shared space“, also einem Raum, der von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzt werden kann, erhöht die Sicherheit. Dazu tragen auch die Standorte der Bäume und die wechselseitige Anordnung der Parkplätze bei. Das helle Pflaster wird nicht so heiß wie schwarzer Asphalt – den Folgen des Klimawandels wird dadurch so gut wie möglich Rechnung getragen. Auch bei künftigen Straßensanierungen setzt die Stadt auf helle Oberflächen.
„Wer denkt, dass eine einheitliche Pflasterfläche, wie sie in der Bachgasse verlegt wurde, teurer ist als die Kombination Asphalt-Verbundpflaster, liegt falsch“, sagte Rotter gestern zum Thema Kosten. Zudem gilt die grundhafte Erneuerung mit Pflastersteinen als eine technisch einwandfreie Möglichkeit, die genauso langlebig ist wie die Asphaltbauweise. Das Nachsanden der Pflasterflächen ist für die Gewährleistungszeit im Auftrag enthalten. Falls nachträgliche Öffnungen (beispielsweise durch Versorger) erforderlich werden, ist eine Wiederherstellung ohne Mängel möglich. Denn die Steine werden einfach wieder eingesetzt. (Michael Löw)