Ober-Röder Dirigent Mathias Schlachter im Interview

Viele Musikfreunde erinnern sich bestimmt an ein sehr ungewöhnliches, aber eindrucksvolles Konzert des „mehrKlang“-Ensembles im September auf einem Parkplatz an der Senefelder Straße in Rodgau. Seit Ende Januar probt Dirigent Mathias Schlachter mit seinen Sängerinnen und Sängern für den nächsten Auftritt.
Die Offenbach-Post sprach mit Dirigent Mathias Schlachter über Arbeitsgrundlagen in diesen schwierigen Corona-Monaten.
Herr Schlachter, gerne erinnern wir uns an das Opern-Konzert „Dido und Aeneas“. Damals war eine Vorstellung im Freien möglich. Wie können Sie ihr nächstes Konzert durchführen?
Schon früh bekamen wir die Zusagen der beiden Kirchen, St. Nazarius in Ober-Roden und der Johannes-Kirche in Darmstadt, dass wir am 2. und 3. April dort auftreten dürfen. Wie auch immer die Corona-Regeln dann aussehen mögen. Für diese Zusagen sind wir diesen Gemeinden sehr dankbar, da sie unserem Ensemble Planungssicherheit geben.
Wie konnten Sie denn dafür proben?
Da wir noch eine recht überschaubare Größe haben, war es möglich, in Stimmgruppen zu proben. Nun ist noch ein großer Probenraum hinzugekommen, sodass wir mit Abstand auch im ganzen Ensemble proben können. Das war dennoch ein hoher Aufwand.
Wie sieht das Programm für die Kirchenkonzerte aus?
Geübt werden von Giovanni Battista Pergolesi das Stabat Mater und die Johannespassion von Schütz. Heinrich Schütz ist 1672, also vor 350 Jahren, gestorben und deshalb würdigen wir diesen großen Komponisten in diesem Konzert mit der Aufführung seiner Johannespassion. Geplant ist, dass wir auch bei unserem Advents- un d Weihnachtskonzert Werke dieses Komponisten zu Gehör bringen. Alle Solo-Passagen in den Stücken von Schütz und Pergolesi werden von Sängerinnen und Sängern des Ensembles übernommen, wie es auch bei Dido und Aeneas der Fall war.
Bei Ihren beruflichen Kontakten könnten Sie auch Profi-Sängerinnen und -Sänger für Ihre Konzerte gewinnen. Das tun Sie aber nicht.
Das ist ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit. Die Ursprungsidee für das „mehrKlang“-Ensemble war es, Schülerinnen und Schülern aus dem Einzelunterricht eine Plattform zu bieten, das Erlernte vortragen zu können. Nicht für alle ist solo zu singen das Wichtigste und somit ist mir auch die Ensemble-Arbeit sehr wichtig. Immer mal wieder, wenn Not an der Frau oder am Mann ist, helfen mir Profis aus.
Was wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit beruht . . .
Ich selbst war vor Corona sängerisch viel unterwegs und verfüge über ein großes Netzwerk von professionellen Sängerinnen und Sängern. Das ist aber nicht nur ein Netzwerk; es sind auch Freundinnen und Freunde dabei. Man kennt sich, man schätzt sich und musiziert gerne miteinander.
Und wie geht es nach dem Doppelkonzert Anfang April weiter?
In Kürze wird ein Konzert mit Solisten des „mehrKlang“-Ensembles stattfinden. Am 22. Mai will ich mit lieben Kolleginnen und Kollegen im „Rothaha“-Saal im Ober-Röder Bücherturm Werke von Heinrich Schütz und Claudio Monteverdi singen. Da ich mit der Musikgemeinde Rödermark schon lange verbunden bin, habe ich mit deren Vorsitzenden Falk Bauer einen Auftritt abgesprochen. Das wird nicht nur ein Liederabend sein, sondern mehrstimmiger A-cappella-Gesang. Dann wird auch der Hessische Rundfunk dabei sein, wenn „Musikalische Exequien“ Teil 1 SWV 279 und italienische Madrigale von Schütz und Monteverdi aufgeführt werden. (Christine Ziesecke)