1. Startseite
  2. Region
  3. Rödermark

Rödermark: Spagat der Kommunalbetriebe

Erstellt:

Von: Michael Löw

Kommentare

3 000 Liter fasst das Gießfahrzeug, mit dem Thorsten Rücker das städtische Grün wässert. Theoretisch müsste er zehn Touren fahren, um den Wasserbedarf aller Pflanzen zu stillen. Aber er hat ja noch Kollegen, die mit anderen Autos quer durch Rödermark unterwegs sind.
3 000 Liter fasst das Gießfahrzeug, mit dem Thorsten Rücker das städtische Grün wässert. Theoretisch müsste er zehn Touren fahren, um den Wasserbedarf aller Pflanzen zu stillen. Aber er hat ja noch Kollegen, die mit anderen Autos quer durch Rödermark unterwegs sind. © Stadt Rödermark

Bäumen am Straßenrand das (Über)-Leben sichern? Oder kostbares Wasser sparen? Der Gießtrupp der Kommunalen Betriebe Rödermark (KBR) steht in diesen Dürretagen oft vor schweren Entscheidungen. ‚So viel wie nötig und so wenig wie möglich’“, gibt Thorsten Heberer, der Leiter des städtischen Betriebshofes, seinen Leuten mit auf den Weg.

Rödermark - Heberer weiß um das Spannungsfeld in Zeiten des Klimawandels. „Verschwendet kein Wasser“, rufen die Mahner. „Lasst unser Öko-Fundament nicht noch weiter erodieren“, fordern die Warner – und irgendwie haben beide Seiten gute Argumente. Balance ist also gefragt, Handeln mit Augenmaß. Und Arbeitskräfte, die verlässlich zur Stelle sind, wenn künstlicher Regen benötigt wird.

Thorsten Rücker ist seit 18 Jahren für die KBR im Einsatz. Derzeit rollt er mit einem Brausebad auf vier Rädern durch Rödermark: ran an den Baumstamm und den Pflanzkübel, mit sprühendem Strahl über das Staudenbeet… Rücker und seine Kollegen manövrieren das orangefarbene Gießfahrzeug mit dem 3 000-Liter-Tank von Station zu Station – einer wohl-durchdachten Route folgend. Denn kostbares Nass, um die warmen und manchmal auch verdammt heißen Tage möglichst ohne Dürre-Kollaps zu überstehen, benötigen in erster Linie die ein- bis dreijährigen Bäume im Stadtgebiet. Derzeit sind 138 potenzielle Schattenspender, die noch in den Kinderschuhen stecken, auf dem Bewässerungsplan verzeichnet. Doch auch die sensible Flora in 90 Kübeln und die besagten Stauden, rund 2 500 an der Zahl, brauchen in regelmäßigen Abständen Wasser.

Das öffentliche Grün ist unter optischen und ökologischen Aspekten von Bedeutung. Blühende Farbtupfer, Sauerstoff spendende Blätterdächer oder Tummelplätze für Insekten gibt es eben nur dann, wenn der Mensch bei hohem Temperaturen gezielt Überlebenshilfe leistet. „Großflächiges Rasensprengen ist nicht drin, es wäre unmöglich, das zu schaffen. Wir konzentrieren uns auf punktuell ausgewählte Standorte, die angefahren und mit Gießwasser versorgt werden’“, erläutert Thorsten Heberer.

Thorsten Rücker hat das nötige Fingerspitzengefühl, um das Gießmobil ans „grüne Objekt“ zu lenken. Er behält Anzeigen und Pegelmarkierungen im Auge, weiß um die nötige Dosierung: „Ein Pflanzkübel bekommt im Schnitt 30 bis 40 Liter pro Tour, ein Baum wird mit 100 bis 200 Litern versorgt. Wenn es nur sporadisch regnet, sind wir trotzdem aktiv. Auch ein kurzes Gewitter reicht nicht aus, um den Wasserbedarf auf einer eng begrenzten Fläche zu decken: „Deshalb sind wir im Sommer eigentlich permanent gefordert.“

Sein Kollege Heberer liefert die passende, durchaus imposant klingende Zahl: Zwei Fahrzeuge mit Wassertanks starten vom Betriebshof zu ihren Rundfahrten und bringen im Schnitt 30 000 Liter pro Tag zu den besonders bedürftigen Gewächsen. Beachtung finden auch Bäume, die mitunter schon vier, fünf oder ein paar mehr Jahresringe auf ihren Stämmen haben, aber trotzdem zu schwächeln beginnen, wenn die Trockenheit extreme Ausmaße annimmt. „Für diese Kategorie gibt es ab und zu eine Extra-Portion. Das handhaben wir flexibel“, erläutert der Betriebshof-Chef und spricht von „großen Herausforderungen“, die in Anbetracht des Klimawandels zu meistern seien.

Denn nicht nur Trockenheit setzt dem öffentlichen Grün zu. „Der Starkregen beispielsweise kann in den einzelnen Rödermark-Stadtteilen sehr unterschiedliche Ausmaße annehmen. Darauf müssen wir achten und unsere Gießtouren gegebenenfalls auch mal kurzfristig umplanen, je nachdem, welche Ecken im Stadtgebiet gerade stärker oder schwächer mit Wasser von oben bedacht wurden“, erzählt Heberer.

Die KBR testen Wassersäcke, die an Baumstämmen über einige Tage hinweg dosiert Flüssigkeit ans Holz und ins Erdreich sickern lassen. Und Jungbäume mit einem weißen Farbanstrich, der den Schutz gegen das Sonnenlicht verstärke, seien inzwischen ein vertrauter Anblick.

Die Pflege des Stadtgrüns gleicht einem bunten Puzzle. Das Gießmobil verursacht viel Aufwand, doch der lohnt sich durchaus. Heberer bilanziert: „Eine 100-prozentige Erfolgsquote gibt es natürlich nicht. Aber die allermeisten Bäume und Pflanzflächen, die wir bewässern, kommen dank dieser Hilfe ganz gut durch den Sommer.“  (Michael Löw)

Auch interessant

Kommentare