Rödermark: Unter schwierigen Vorzeichen

Bei der Einschulungsfeier in Rödermark-Ober-Roden herrschte nicht nur eitel Sonnenschein. Die Trinkbornschule leidet unter Raumnot und hat gerade genug Lehrkräfte für die Pflichtaufgaben. Für 170 Kinder war der Schulstart gestern trotzdem ein fröhlicher Tag.
Rödermark - 154 Erst- und 16 Vorklässler erlebten gestern ihren ersten Schultag. Das sind 24 Kinder mehr als vor einem Jahr – was Rektor Stefan Wesselmann und sein Kollegium vor pädagogische und logistische Herausforderungen stellt. „Es wird noch enger im Haus“, umschrieb der Leiter der Trinkbornschule die Raumsituation. Man könnte auch Platzmangel sagen...
Deutlichstes Zeichen: Die größte Grundschule im Kreis Offenbach hat nach der Breidert-Filiale einen zweiten Ableger. Der Kreis hat im Forum St. Nazarius zwei Räume gemietet, in denen Intensivklassen Deutsch unterrichtet werden. Im vergangenen Jahr gab"s nur eine dieser Klassen, doch die große Zahl ukrainischer Flüchtlingskinder machen zwei weitere nötig.
Ein noch größeres Problem ist der Lehrermangel. Kultusminister Alexander Lorz hatte anfangs der Woche eingeräumt, dass in Hessen mehrere Tausend ausgebildete Pädagogen fehlen, zugleich aber versichert: Das wirkt sich nicht auf den Unterricht aus. „Wir haben an der Trinkbornschule unsere Stundentafel erfüllt“, gibt Wesselmann seinem obersten Dienstherrn scheinbar recht. Als Schulnote bedeutet dieser Satz indes nur eine Vier, also ausreichend. „Wir könnten Stunden im Umfang von drei vollen Stellen vergeben“, macht Wesselmann, der auch Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung ist, die Personallücke deutlich. Fertig ausgebildete Lehrkräfte sind grundsätzlich schwer zu bekommen. Doch weil zwei dieser Stellen nur befristet sind, macht sich Wesselmann wenig Hoffnung, sie qualifiziert besetzen zu können.
Das heißt für das erste Halbjahr: kein Computerunterricht für die vierten Klassen, weniger Förderstunden, keine von Lehrern geleiteten AGs. Diese freiwilligen Sport- und Kreativangebote streicht man als Erstes – wenn nicht Eltern in die Bresche springen. An der Trinkbornschule unterrichten gut 40 Lehrkräfte, darunter zwei Förderlehrer und zwei Sozialpädagogen, 615 Kinder.
Trotz vieler Sorgen der Verantwortlichen genossen 170 Neulinge die Feiern in der Kulturhalle. Zweit-, Dritt- und Viertklässler hatten ein Programm mit Liedern und Tänzen vorbereitet. Bevor sich Kinder und Lehrerinnen auf die acht Klassen verteilten, blickten sowohl Wesselmann als auch Bürgermeister Jörg Rotter auf zwei schwierige Schul- beziehungsweise Kindergartenjahre zurück: Lehrkräften und Erzieherinnen, aber auch den Kindern wurde viel abverlangt. Kontakte gingen verloren, Defizite wurden größer, Corona-Tests und Hände-Dauerwaschen bremsten die pädagogische Arbeit. Immerhin hat die Pandemie gelehrt, dass ab einer bestimmten Temperatur ein warmes Deckchen in den Ranzen gehört. Das könnte im Winter, wenn das Gas vielleicht knapp wird, wieder gute Dienste tun. (Michael Löw)