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Rödermark: Verbrecher auf dem Rückzug

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Von: Michael Löw

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53 Wohnungseinbrüche registrierte die Polizei 2020 in Rödermark. Nicht immer hinterlassen die Täter verwertbare Spuren, die die Polizei sichern kann.
Rödermark: 53 Wohnungseinbrüche registrierte die Polizei 2020 in Rödermark. Nicht immer hinterlassen die Täter verwertbare Spuren, die die Polizei sichern kann. © www.polizeiberatung.de

Das Leben in Rödermark ist sicherer als in den meisten anderen Kreiskommunen. Und sicherer als in den vergangenen Jahren. Die Polizei meldet für das Jahr 2020 nur noch 786 Fälle, so wenig wie noch nie. 2019 hatten die Rödermärker noch 933 Verbrechen angezeigt, im Spitzenjahr 2016 waren’s wegen einer großen Betrugsserie sogar 1 975 Delikte gewesen.

Rödermark - Wie bei Corona gibt es auch bei der Kriminalität eine Inzidenz, also die Fälle auf 100 000 Menschen hochgerechnet. Diese Inzidenz heißt laut Polizeistatistik Häufigkeitszahl und lag 2020 bei 2 782. „Die Ausgangssperre hielt auch Rabauken von der Straße“, sagte der Leiter der Polizeistation Dietzenbach, Andreas Bamberg, beim jährlichen Pressegespräch mit unserer Zeitung.

Der Rückgang setze sich fort, mit minus 15,8 Prozent hat er sogar mehr Dynamik als in Dietzenbach (minus 8,3 Prozent). Ebenfalls leicht gesunken ist die Aufklärungsquote, nämlich von 59,1 auf 57 Prozent. Aber auch diese Zahl bereitet Bamberg kein Kopfzerbrechen.

Denn 2020 zeigten die Rödermärker nur 108 Rohheitsdelikte, also Raub, Erpressung oder Körperverletzung, an (2019: 119). Die Polizei klärte fast 91 Prozent auf. Erfreulich: Nicht eine einzige Handtasche wurde voriges Jahr abgegriffen. Diese gar nicht so häufige Variante des Raubs macht Frauen mehr Angst als andere Delikte. Apropos Angst: Drei Überfälle passierten in dunklen Ecken des Bahnhofs Ober-Roden. Dass der per Video überwacht wird, stört die Täter kaum. Haben sie sich einmal zur Attacke entschlossen, hält sie keine Kamera mehr auf. Sie glauben, unerkannt zu entkommen. Falsch gedacht: Alle drei wurden erwischt. Trotzdem haben viele Ober-Röder ein mulmiges Gefühl, wenn sie bei Dunkelheit am Bahnhof unterwegs sind. Trotzdem hat diese Videoüberwachung auch für viele potenzielle Täter eine abschreckende Wirkung.

Die Videokameras haben die Aufklärungsquote bei den Fahrraddiebstählen von 5,9 auf immerhin 13 Prozent mehr als verdoppelt. Dank der Überwachung ging der Polizei ein laut Bamberg „alter Bekannter“ ins Netz, der die Räder in Serie klaute.

Die Zahl der Rauschgiftdelikte sank ebenfalls corona-bedingt von 96 auf 68 Fälle, die Aufklärungsquote liegt bei nahezu 100 Prozent. Das will der Erste Polizeihauptkommissar Bamberg aber nicht überbewertet wissen. Denn Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz fallen seinen Leuten meist bei gezielten Kontrollen auf.

Überwiegend kleine Haschisch- oder Marihuana-Dealer werden vereinzelt erwischt. Die haben höchstens 20 oder 30 Einzelportionen bei sich, keiner schleppt ein Kilo Stoff im Rucksack herum.

Trotz vieler positiven Zahlen fällt in der Kriminalstatistik ein Ausreißer nach oben auf. 53 Wohnungseinbrüche wurden 2020 angezeigt, 14 mehr als 2019. „Wir stehen vor einem kleinen Rätsel“, räumt Bamberg ein. Die Polizei hatte im ersten Corona-Jahr einen Rückgang erwartet. Dieses Delikt tut weh, denn kaum ein Verbrechen hinterlässt bei den Opfern so viel Hilflosigkeit und Ohnmacht wie das Wissen, dass Fremde im Haus waren. Die Bürger beobachten diese Zahlen besonders sorgfältig. Und wenn sie die Statistik genau anschauen, sehen sie, dass 2015 genauso viel und 2014 deutlich mehr Einbrüche passierten: 79.

Die Aufklärungsquote ist zum Leidwesen von Opfern und Polizisten gering (2020: 11,3 Prozent). Denn von der verkehrsgünstigen Lage vieler Rödermärker Wohnviertel profitieren die herumreisenden Profi-Einbrecher, die schnell verschwinden wollen.

Zum Schluss noch einmal Corona: Kein Rödermärker wurde während der Pandemie Opfer falscher Gesundheitsamts-Kontrolleure oder ähnlicher Betrüger, fasst Andreas Bamberg das erste Pandemie-Jahr zusammen. (Michael Löw)

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