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Rödermark: Vielfalt der Aufgaben macht den Reiz aus

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Michele Vercellini – hier beim Training mit den MTV-Senioren – ist der einzige Vollzeittrainer eines Rödermärker Großvereins.
Rödermark: Michele Vercellini – hier beim Training mit den MTV-Senioren – ist der einzige Vollzeittrainer eines Rödermärker Großvereins. © Sascha Eyssen

Die Bandbreite der Sportarten, die Michele Vercellini beim MTV Urberach als Vollzeit-Übungsleiter abdeckt, ist groß. Sie reicht von Taekwondo und Turnen über Rehasportkurse, Eltern- und Kind-Angebote bis hin zum Yoga. Diese Abwechslung ist es auch, die den 58-jährigen Vereinssportlehrer an seinem Beruf so fasziniert.

Rödermark - Vercellinis jüngste Schützlinge sind eineinhalb Jahre. Heinz-Georg Eggert ist mit 92 Jahren der älteste Sportler in der Gruppe „Prävention für den Alltag 60+“, deren Mitglieder sich immer mittwochs mit Gymnastik, Gleichgewichts-, Stabilisierungs- und Kräftigungsübungen fit halten. „Ich komme sehr gerne hier her. Michele ist sehr kreativ“, lobt der 92-Jährige seinen Trainer.

Das Übungsprogramm sei nie langweilig. Auch die individuelle Betreuung, so Eggert, sei immer gegeben. Wenn eine Übung mal nicht auf Anhieb klappt, gebe „der Michele“ gerne Hilfestellung. Ähnlich sieht es Marlis Wientapper, der zudem gefällt, dass die Teilnehmer während des Trainings durchaus auch mal gefordert werden.

Das freut den so Gelobten natürlich. Mittlerweile arbeitet Michele Vercellini seit über 20 Jahren beim MTV. Vor seiner Zeit in Urberach war er bei einem Sportverein in Eschersheim angestellt. Bei einem Lehrgang wurde Vercellini darauf aufmerksam gemacht, dass beim MTV noch ein Trainer gesucht wird. Der Weg von seinem damaligen Wohnort Offenthal nach Urberach war kürzer als in den Frankfurter Stadtteil. Finanziell war das Angebot ebenfalls lukrativer, und vor allem fühlte sich Vercellini, der seinen ersten Arbeitstag in Urberach im April 2001 hatte, auf Anhieb beim MTV wohl.

„Das hat mir alles gefallen, auch die Art vom Hans Vetter“, erinnert sich Vercellini, der längst in Urberach wohnt, gerne an die ersten Begegnungen mit dem 2016 gestorbenen Ehrenvorsitzenden. Damals wie heute lasse ihm der Vorstand viele Freiheiten bei der Gestaltung der Übungsstunden und des Sportangebotes – ein weiterer Punkt, warum sich Michele Vercellini im MTV sehr wohl fühlt.

„Die Arbeitsbedingungen hier sind ideal“, lobt diesmal er. Somit konnte er im Laufe der Jahre viele eigene Ideen einbringen. Das Eltern-Kind-Turnen mit Kindern ab eineinhalb Jahren etwa gab es beispielsweise in dieser Form früher noch nicht, auch Taekwondo-Gruppen hat Vercellini aus der Taufe gehoben. Das ist übrigens naheliegend. Schließlich war der ehemalige Leistungssportler mehrfach Deutscher Meister und 1984 auch Mannschafts-Europameister in dieser Sportart. Mit Turnen und Fußball hatte Vercellini angefangen und als Kind weitere Sportarten ausprobiert, beim Taekwondo blieb er dann hängen.

Anfangs hatte Vercellini beim MTV einen Halbtagsjob, mittlerweile gibt er von montags bis freitags an 35 Stunden in der Woche Kurse und Trainingsstunden. Vercellini ist zwar kein diplomierter Sportlehrer, er ist aber lizenzierter Übungsleiter in sehr vielen Bereichen. Da er aktuell keine Wettkampfsportler betreut, ist am Wochenende meistens frei. Das war in der Vergangenheit auch schon anders, als er seine Turner oft auf Wettkämpfe begleitete.

Der Trainingsbetrieb hat sich glücklicherweise wieder weitgehend normalisiert, während der Lockdowns war maximal Online-Training möglich. Ein paar Online-Geschichten habe er gemacht. Die Begeisterung – da ist Vercellini ehrlich – hielt sich aber in Grenzen. „Ich bin ein praktischer Mensch, das Virtuelle liegt mir nicht so.“ Bei den Übungsstunden in der Halle könne man, etwa beim Taekwondo, doch viel besser eingreifen. Umso schöner also, dass Übungsstunden im gewohnten Rahmen wieder möglich sind.

Generell sei man im Verein durch Corona ganz gut durchgekommen, sagt Vercellini. Wobei es in manchen Abteilungen durchaus herbe Verluste gab. „Beim Taekwondo haben wir zwischenzeitlich 40 bis 50 Prozent der Mitglieder verloren. Bei den Kindern ist es so, dass sie wieder zurückkommen. Bei den Erwachsenen ist es doch schwieriger, die wieder ins Boot zu holen. Da muss man wirklich noch mal die Werbetrommel rühren.“

„Ich mag eigentlich jede Gruppe. Es ist nichts dabei, was ich ungern mache“, will Vercellini erst einmal keinen seiner Schützlinge hervorheben. Mit einer Ausnahme. Die fröhlichen Gesichter der Kleinkinder, in die er etwa beim Eltern-Kind-Turnen blicken darf, seien dann doch etwas ganz Besonderes. Manchmal seien die Kinder anfangs noch etwas ängstlich, das lege sich aber meistens sehr schnell. „Das sind dann so Momente, in denen ich aufgehe.“ Gelegen kommt ihm auch, dass die letzte Übungsstunde am Freitag immer ein Yoga-Kurs ist. Die kommt nicht nur den Teilnehmern, sondern auch dem Leiter zugute. „Da kann ich mich auch selbst richtig gut entspannen und mit neuer Energie ins Wochenende gehen.“

Und wie hält sich der Vereinssportlehrer selbst fit? Zum einem natürlich, in dem er in den einzelnen Übungsstunden viel mitmacht. „Da bin ich meistens schon ziemlich platt am Abend.“ Ansonsten fährt Vercellini viel Rad und wandert vor allem sehr gerne. Längere Touren hat er unter anderem am Gardasee unternommen. (Sascha Eyssen)

Heinz-Georg Eggert ist mit 92 Jahren der älteste Sportler der Gruppe 60+.
Rödermark: Heinz-Georg Eggert ist mit 92 Jahren der älteste Sportler der Gruppe 60+. © Sascha Eyssen

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