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Rödermark: Wandlungsfähiger Kirchturm

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Der Blick auf die Turmuhr zeigt schon länger nur auf einer Seite die richtige Zeit. Auf der anderen Seite ist's immer zwölf.
Der Blick auf die Turmuhr zeigt schon länger nur auf einer Seite die richtige Zeit. Auf der anderen Seite ist"s immer zwölf. © Ziesecke

Türme prägen das Stadtbild. Man sieht sie manchmal schon Kilometer, bevor man am Ortsschild vorbei fährt. In einer Sommerserie stellen wir einige Rödermärker Hochbauten vor – bekannte und weniger bekannte. Der Turm der Petruskirche, jung an Jahren, hat schon einige Veränderungen erlebt.

Rödermark – Im Advent fällt der eher gedrungene Turm der evangelischen Petruskirche wohl am meisten auf: Da weist ein großer leuchtender Komet den Menschen den Weg zur Kirche und zur Krippe. Ein Urberacher hat ihn der Gemeinde geschenkt, weil er selbst einen solchen Stern an seinem Haus hängen hat und Pfarrerin Sonja Mattes ihn darauf angesprochen hatte. Jetzt freuen sich Gottesdienstbesucher und Passanten über dieses weithin sichtbare Zeichen.

Verglichen mit den anderen Kirchtürmen in Rödermark hat der Petrusturm eine sehr kurze, aber höchst lebendige Geschichte. Nach nur einem knappen Jahr Bauzeit wurde die Kirche, die damals wegen ihrer exponierten Lage am Hang in der Wagnerstraße noch „Bergkirche“ genannt wurde, am 19. August 1956 eingeweiht. Auf alten Fotos erkennt man einen in hellem weiß-grauem Farbton gehaltenen Turm, in dem die Glocken frei hingen. Die große trägt die Inschrift „Land, Land, höre des Herrn Wort“, die kleine „Meine Zeit steht in deinen Händen“.

Nach ihrer ersten Renovierung hatte die Kirche samt Turm mal ab 1978 eine „rote Periode“: Das wiederum kam aber in dem damals noch (bis hin zu Wirtschaften und Sportvereinen der verschiedenen politischen Lager) recht gespaltenen Ortsteil nicht so gut an: Eine Kirche, die auch nur den Anschein einer Sympathie für die eine oder andere Richtung erahnen lässt, ging wirklich gar nicht, und deshalb wurde 1989 wieder gestrichen – diesmal mit gelb-brauner Farbe. Der Turm war vor 33 Jahren allerdings immer noch offen; das Dach war nach einer Seite abgeschrägt.

Bei der letzten großen Renovierung 2013, als Pfarrerin Sonja Mattes gemeinsam mit Mann Oliver und dem Kirchenvorstand die nächste Umgestaltung planen mussten, haben sie nach reiflicher Überlegung vieles wieder in die ursprüngliche Form der 50er Jahre zurückgebaut. Die Farbe etwa wurde wie zu den Anfängen ein gedämpftes Weiß, der Turm erhielt wieder ein symmetrisches Giebeldach, die Vorderfront wurde mit den Holzpaneelen locker geschützt. Die Uhren an beiden Querseiten wurden erhalten, damit die Urberacher allezeit wissen, was ihnen die Stunde geschlagen hat. Bei der einen zumindest – die andere ist etwas flügellahm und steht trotz mehrfacher Versuche zur „Heilung“ immer wieder auf Mittag oder Mitternacht.

Auch im Hochsommer freuen sich viele Gottesdienstbesucher und Nachbarn auf die Woche vor dem ersten Advent: Denn dann wird der hölzerne Stern wieder am Turm der Petruskirche erstrahlen. Beim ersten Mal hat der edle Spender zusammen mit Hausmeister und FSJler dieses schöne Symbol selbst montiert. Inzwischen erledigt das die Feuerwehr Urberach zusammen mit Erwin Kuhrau von außen. (Christine Ziesecke)

Vor 66 Jahren wurde die Petruskirche eingeweiht. Der Turm war seinerzeit grau-weiß, die Glocken hingen offen im Gebälk.
Vor 66 Jahren wurde die Petruskirche eingeweiht. Der Turm war seinerzeit grau-weiß, die Glocken hingen offen im Gebälk. © Ziesecke

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