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Streit um Tempo-30-Zone im Kreis Offenbach: „Werden in Autos hineingelenkt“

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Von: Michael Löw

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Näher als Dorothea und Rainer Hoffman lieb ist, kommen ihnen Autos, wenn sie in der Töpferstraße gegen die Einbahn-Richtung radeln.
Näher als Dorothea und Rainer Hoffman lieb ist, kommen ihnen Autos, wenn sie in der Töpferstraße gegen die Einbahn-Richtung radeln. © Michael Löw

Was müssen Radler in einer Tempo-30-Zone, die Einbahnstraße ist, beachten? Darüber streitet ein Radfahrer mit dem Ordnungsamt Rödermark.

Rödermark - Die Töpferstraße ist eine Einbahnstraße und nur gut 200 Meter lang, aber auf dieser Strecke gelten unterschiedliche Verkehrsregeln. In Höhe der Schule An den Linden ist sie eine Spielstraße, weiter Richtung Traminer Straße ist sie als Tempo-30-Zone ausgewiesen. Das hat die Stadt vor einigen Wochen mit neuen Schildern deutlich gemacht.

Die Änderung einer über Jahrzehnte bewährten Regelung bringt Radfahrer unnötig in Gefahr, klagt Rainer Hoffmann. „Radfahrer und Radfahrerinnen dürfen den rot gepflasterten Radweg auf dem Seitenstreifen nicht mehr benutzen, sondern müssen auf die eigentliche Fahrbahn ausweichen – sowohl in Richtung Traminer Straße als auch in Richtung Darmstädter Straße“, kritisiert er.

Neue Beschilderung steigert Unfallgefahr in Rödermark

Konsequenz der neuen Schilder: ein höheres Unfallrisiko. In der einen Richtung werden Radler nun in dichtem Abstand von Pkw und Lkw überholt, die – im besten Fall – die erlaubten 30 Stundenkilometer fahren. Gefährlicher ist"s nach Ansicht von Rainer Hoffmann, gegen die Einbahnstraße zu radeln: „Dann werden sie per Beschilderung direkt in die mit 30 km/h entgegenkommenden Autos hineingelenkt.“

„Mit dieser Art von Verkehrswende wird all denen ein Bärendienst geleistet, die guten Willens auf das Autofahren in der Stadt verzichten. Bei einer solch unsäglichen Umgestaltung darf es nicht bleiben“, fordert Rainer Hoffmann eine Änderung der Änderung.

Der rot gepflasterte Radweg darf jetzt auch von Fußgängern oder spielenden Kindern genutzt werden.
Der rot gepflasterte Radweg darf jetzt auch von Fußgängern oder spielenden Kindern genutzt werden. © -

Die Stadt setzt mit der neuen Beschilderung Vorschriften der Straßenverkehrsordnung um, entgegnet Ordnungsdezernentin Andrea Schülner. Und danach sind getrennte Radwege in Tempo-30-Zonen nicht mehr möglich. Die Verwaltung habe schon ein Unternehmen beauftragt, die jetzt überflüssigen Fahrrad-Piktogramme zu beseitigen. Das könne aber noch eine Weile dauern, denn diese Fachfirma reist erst dann an, wenn sie ein Bündel von Aufträgen hat und die Markierungen in mehreren Straßen entfernt werden.

Rödermark: Ein Zwang auf der Fahrspur zu radeln

Die Erste Stadträtin widerspricht Rainer Hoffmann aber im entscheidenden Punkt: Radfahrer müssen nicht auf die Fahrbahn ausweichen, sondern können das. Und sofern sie Rücksicht auf Fußgänger, Eltern mit Kinderwagen oder spielende Kinder nehmen, können sie nachwievor den rot gepflasterten Radweg benutzen.

„In Rödermark war die Angst vor einer Öffnung der Einbahnstraße für Radfahrer so groß wie nirgendwo sonst im Kreis“, sagte Stefan Janke gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Janke ist Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Rodgau. Vor der Gründung des Ortsverbands Rödermark betreute Janke also auch die Nachbarstadt mit und weiß, wie schwer sich Magistrat und Verwaltung seinerzeit mit der Freigabe taten.

Für den ADFC-Vorstand ist die Sache nämlich klar: Anfang der Neunzigerjahre gab es in Frankfurt, Bremen und Saarbrücken erste Versuche, in Einbahnstraßen das Radfahren auch gegen die Richtung zu erlauben. Die Ergebnisse seien so hervorragend gewesen, dass die Freigabe 1997 als Kann-Bestimmung in die Straßenverkehrsordnung (STVO) aufgenommen wurde. 2020 wurde daraus sogar eine Pflicht, die nun auch in Rödermark umgesetzt wird. (Michael Löw)

Nach einem Unfall, bei dem eine 22-Jährige schwer verletzt wurde, ist die Diskussion in Rödermark neu aufgeflammt: Wie sicher sind die verworrenen Straßen und um den Anschluss Erdkautenweg? Ähnlich verwirrend wie die Fahrbahnen rund um Rödermark sind die Zuständigkeiten.

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