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L‘alligatore Orazio Martino ist zu jung zum Aufhören

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Von: Yvonne Fitzenberger

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Orazio Martino leitet zusammen mit Julia Fuchshuber das Safari-Haus „L’alligatore“.
Orazio Martino leitet zusammen mit Julia Fuchshuber das Safari-Haus „L’alligatore“. © Fitzenberger, Yvonne

Anfang 2021 sprach Orazio Martino noch vom Ruhestand, kurz darauf ist er mit seinem Privatzoo nach Seligenstadt gezogen.

Seligenstadt – Im März 2021 heißt es noch, es sei vorbei. Aber Orazio Martino kann es nicht sein lassen: Der Herr der Alligatoren hat sich in Seligenstadt einen neuen Privatzoo aufgebaut – nur diesmal in einer wesentlich kleineren Ausführung und ohne Alligatoren.

Unter dem Namen L’alligatore ist Orazio Martino weit über die deutschen Grenzen hinweg bekannt. Mehr als 30 Jahre lang wohnte er über seinen eigenen, selbst aufgebauten Privatzoo in Dietzenbach.

Dort hielt er Schlangen, Echsen, Spinnen, Kröten und die namensgebenden Alligatoren. Mit seiner tierischen Familie gastierte er in zahlreichen TV-Sendungen, verlieh die Tiere für Auftritte beim Dschungelcamp oder für Musikvideos.

Safari-Haus in Seligenstadt: Corona-Zeit löste Ängste aus

Und dann sollte Anfang 2021 Schluss sein. „Ich werde nicht jünger“, sagt der Italiener beim Treffen in Seligenstadt. Die Arbeit habe einfach kein Ende gefunden. Dazu kamen Zukunftsängste, die durch die Lockdowns ausgelöst wurden. „Ich bin nachts aufgewacht und musste mich davon überzeugen, dass ich noch alles bezahlen konnte“, erinnert er sich an die schwierige und belastende Zeit. Daher sollte es eigentlich 2021 ein Ende für L’alligatore geben. Eigentlich.

„Wir haben uns lange unterhalten“, sagt Julia Fuchshuber. Sie arbeitet seit rund zehn Jahren mit Martino zusammen – zunächst als Helferin im Büro, inzwischen kümmert sie sich ebenfalls um die Tiere. „Es ist ein tolles Erlebnis für Kinder, zu uns zu kommen“, sagt die zweifache Mutter. Und es gebe keinen weiteren Privatzoo in solch einer Art, fügt Martino an.

Orazio Martino leitet zusammen mit Julia Fuchshuber das Safari-Haus „L’alligatore“.
Auch kleine Reptilien wie Echsen hausen im Safari-Haus. © Fitzenberger, Yvonne

Durch Zufall entdeckte Fuchshuber die Immobilie an der Grabenstraße 3. Und so fiel der Entschluss, anstatt den Privatzoo komplett aufzugeben, mit einer abgespeckten Version im Sommer 2021 in die Einhardstadt zu ziehen. „Ich bin auch einfach noch zu jung zum Aufhören“, sagt Martino, für den die Tiere weitaus mehr als Arbeit bedeuten.

Das neue Safari-Haus besteht nun aus einem einzigen großzügigen Raum, in dem die Reptilien und Spinnentiere in eigens angefertigten Terrarien leben. Von den großen Alligatoren hat sich Martino komplett getrennt. Er möchte mit seinen Tieren auch nicht mehr öffentlich auftreten. „Das war irgendwann einfach zu viel“, sagt er.

Reptilien zum Anfassen im Safari-Haus in Seligenstadt

Nun finanziert er seinen Privatzoo rein über Geburtstagsfeiern für Kinder und einigen Firmenfeiern. Auch die sozialen Netzwerke spielen eine Rolle, vor allem auf Tiktok zeige er gerne seine tierische Familie.

Und dennoch ist der Tierfreund immer noch Ansprechpartner für Polizei, Feuerwehr und Behörden, wenn Reptilien gefunden werden. Erst vor kurzer Zeit klingelte nachts die Kriminalpolizei und brachte ihm eine Fundschlange. „Ich kann dann nicht nein sagen“, betont Martino und fügt an, er wolle, so gut es geht, Mensch und Tier helfen.

Schlangen, Echsen, Spinnen und Kröten leben zusammen mit ihrem Besitzer Orazio Martino im Safari-Haus an der Grabenstraße 3. Das Zimmer, in dem die Terrarien stehen, ist stets gut geheizt, damit es den überwiegend Kaltblütern gut geht.
Schlangen, Echsen, Spinnen und Kröten leben zusammen mit ihrem Besitzer Orazio Martino im Safari-Haus. © Fitzenberger, Yvonne

Auch Fuchshuber berichtet von Anfragen. „Privatpersonen bitten uns darum, ihre Reptilien aufzunehmen.“ Grund dafür seien vor allem die angestiegenen Haltungskosten. „In den Terrarien müssen sie immer eine bestimmte Temperatur halten“, erläutert Fuchshuber. Da gebe es wenig Einsparpotenzial – auch im Safarihaus nicht. Dort hat der Raum ebenfalls eine konstante Wärme, damit die Tiere auch herausgeholt werden können.

Noch ist die Riesenschildkröte kaum größer als der Stengel Feldsalat.
Noch ist die Riesenschildkröte kaum größer als der Stängel Feldsalat. In einigen Jahren erreicht sie die Größe eines Tisches. © Fitzenberger

Das Team des Seligenstädter Safari-Hauses zeigt Verständnis für solche Anfragen. „Die Menschen sind ja nicht von Grund auf böse“, sagt Martino. Die meisten würden sich für ihre Entscheidung schämen. Aufnehmen können Martino und Fuchshuber allerdings keine weiteren Reptilien, helfen aber bei der Vermittlung – auch von eigenen Tieren.

„Wir sind keine Tierhändler“, betont Fuchshuber, aber auch dabei helfen sie und Martino, wie und wo sie können. Denn es passiere nicht selten, dass sich die kleinen Geburtstagsgäste – und ihre Begleiter – in eines der Tiere verlieben. (Von Yvonne Fitzenberger)

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