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Amtseinführung: Bürgermeister Dr. Daniell Bastian erneut verpflichtet

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Daniell Bastians Amtseid ohne Vorleser: Stadtverordnetenvorsteher Dr. Richard Georgi (links) konnte sich aufs Zuhören beschränken.
Daniell Bastians Amtseid ohne Vorleser: Stadtverordnetenvorsteher Dr. Richard Georgi (links) konnte sich aufs Zuhören beschränken. © Klemt

Gräben überbrücken und die Stadtgesellschaft zusammenhalten: Darin sieht Seligenstadts bisheriger und künftiger Bürgermeister an der Schwelle zur zweiten Amtszeit seine wichtigste Aufgabe.

Seligenstadt – Beifall weit über das Gebot der Höflichkeit hinaus bestätigte Daniell Bastian (FDP), dass er mit seiner kurz gefassten Antrittsrede im Riesensaal den Nerv der Zuhörer getroffen hatte. Nicht nur die Stadtverordneten und ihre Zuhörer, auch ein breites Publikum an zahllosen Bildschirmen erlebten die schlichte und unter dem Druck der Pandemie gestraffte Zeremonie am Montagabend mit. Erstmals, so CDU-Stadtverordnetenvorsteher Richard Georgi, sei eine Sitzung des Parlaments (um eine solche handelte es sich formell) live im Internet zu sehen gewesen. Sprecher der Fraktionen und Heimatbund-Chef Richard Biegel als Stimme der Vereine nutzten das Forum wiederholt zu Appellen an die Solidarität – in der Pandemie laut Bastian wieder ein Wert von Gewicht – und ans Verantwortungsbewusstsein ihrer Mitbürger.

Die Formalien der neuerlichen Amtseinführung erledigten die Akteure routiniert. Erster Stadtrat Michael Gerheim (SPD), bei der Direktwahl am 26. September Bastians Herausforderer und für seinen Achtungserfolg am Montag vielfach gewürdigt, überreichte seinem Rathauskollegen die Ernennungsurkunde. Den Amtseid rezitierte Bastian, bei 74,4 Prozent Wahlbeteiligung mit 7 133 Stimmen bestätigt, aus einem Guss und ohne den sonst üblichen Vorleser.

Sein Erfolg und der im März vorangegangene Mehrheitswechsel im Stadtparlament begründen aus Sicht des 46-jährigen Rathauschefs einerseits eine Neuausrichtung der Stadtpolitik und illustrieren gleichzeitig die Funktionsfähigkeit der lokalen Demokratie. Mit den früheren Koalitionären SPD und FWS hätten er und seine FDP wichtige Weichen gestellt, betonte Bastian. Sein Versprechen, mit der Opposition fair umzugehen und für wichtige Projekte stets breite Mehrheiten zu suchen, habe er „weitgehend einhalten können“ und wolle diesen Kurs auch mit der CDU im Boot beibehalten.

Als Schwerpunkte für die nahe Zukunft nannte der Rathauschef den Umbau des Bahnhofs zum „modernen Mobilitätspunkt“, die Fortsetzung der Westring-Erschließung, die neue Halle auf dem Jahnsportplatz, Verkehrsberuhigung in Froschhausen und nicht zuletzt das 1 250-Jahre-Jubiläum in Klein-Welzheim nächstes Jahr.

Vor allem aber müsse Politik das Vertrauen der Bürger rechtfertigen, für Fairness und respektvollen Umgang eintreten. Corona lehre, dass selbst der Stärkste in der Krise die Gemeinschaft brauche. So seien „Impfen und Boostern das Gebot der Stunde“. Er selbst sei als Ansprechpartner für Vereine, Unternehmen und Bürger verstärkt gefordert und werde Spaltungstendenzen entgegentreten: Wer die Aufnahme weiterer Flüchtlinge ablehne, sei „sicher hartherzig, aber noch lange kein Nazi“. Und wer die Corona-Impfung verweigere, sei „sicher verantwortungslos, aber immer noch ein Mensch“.

Als „Brückenbauer“ besonders geeignet ist sein langjähriger Freund und Weggefährte aus Sicht von René Rock (FDP). Auch in emotionalen Debatten stets ruhig und ausgleichend, sehe sich Bastian nicht zuletzt durch den Generationswechsel in mehreren Stadtverordneten-Fraktionen herausgefordert. Gegen offene wie unterschwellige Forderungen, in der Öffentlichkeit präsenter zu sein, nahm der Landtagsabgeordnete den Bürgermeister und Familienvater in Schutz: „Er ist kein Selbstdarsteller.“ Schließlich sei die 38-Stunden-Woche in diesem Beruf „in der Regel am Mittwochabend vorbei, und dann kommen noch vier Arbeitstage“.

Konstruktive Mitarbeit sicherten alle Fraktionsredner zu. Oliver Steidl, dessen CDU die Wiederwahl Bastians aktiv unterstützt hatte, bezog auch dessen Stellvertreter und Ex-Konkurrenten ein: Gerheim habe einen fairen Wahlkampf geliefert, einen Achtungserfolg errungen und eine „professionelle Einstellung“ bewiesen. „Politik darf nie stillstehen“, so Steidl mit Blick auf die nicht zuletzt finanziellen Folgen der Pandemie.

Für die SPD erinnerte Nicole Fuchs an die Erfolge der früheren Koalition – „fünf Jahre ausgeglichene Haushalte und keine Steuern erhöht“ – und überreichte Bastian einen Obstkorb für die Gesundheitsförderung. Er habe Bastian „immer auf Augenhöhe“ erlebt, bescheinigte Matthias Rupp (FWS), der auch Glückwünsche des Hessischen Städte- und Gemeindebunds überbrachte. Seine Fraktion werde auch künftig „stets die sachliche Auseinandersetzung suchen“. (zrk)

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