Seligenstadt: Stadtverordnete beschließen Anschluss für das Industriegebiet

Seligenstadts Stadtverordnete stimmen für die Verbindung des Industriegebiets mit der künftigen Nordumgehung. Die Grünen votieren dagegen.
Seligenstadt – Für einen Anschluss des Industriegebiets Nordring II und des Wohnquartiers Niederfeld an die künftige Nordumgehung über die Wilhelm-Leuschner-Straße hat sich am Montagabend eine breite Mehrheit in Seligenstadts Stadtverordnetenversammlung ausgesprochen. CDU, SPD, FDP und Freie Wähler (FWS) stellten sich im Riesen-Saal hinter die Vorzugsvariante der Landesstraßenbauverwaltung Hessen Mobil (wir berichteten). Gegen eine entsprechende Änderung des Nordring-Bebauungsplans votierten die Grünen.
Seligenstadts Grüne: Umgehungsstraßen lösen Verkehrsprobleme nicht
Flächendeckend Tempo 30 und ein Lkw-Fahrverbot im Niederfeld, zusätzliche Querungsmöglichkeiten über die geplante Trasse nördlich der Berliner Straße, Verzicht auf zusätzlichen Bau und Verkehrsberuhigung in Froschhausen hatten die Grünen zuvor in einem Ergänzungsantrag zu Voraussetzungen für ihre Unterstützung erhoben.
Dass Umgehungsstraßen Verkehrsprobleme lösen, zog ihr Sprecher Frank Raupach bei der öffentlichen Sitzung grundsätzlich in Zweifel: Vielmehr werde dadurch erfahrungsgemäß zusätzlicher Autoverkehr angezogen. Auch bewirke der Straßenbau wenig gegen den im Seligenstädter Norden vorherrschenden Ziel- und Quellverkehr.
Das rund 20 Jahre alte Konzept für die Nordspange zwischen den Landesstraßen 3065 nach Klein-Krotzenburg und 2310 nach Froschhausen nannte Raupach eine „Planung von gestern“. Richtig sei, stattdessen die Verkehrswende voranzubringen, das Radwegenetz auszubauen und den öffentlichen Nahverkehr zu fördern.
Seligenstadt: Bürgermeister hält Grünen-Forderungen für unrealistisch
In den nächsten Jahren werde ein solcher Umschwung kaum gelingen, konterte Bürgermeister Daniell Bastian (FDP). Anwohner der Kapellenstraße, der Steinheimer und der Ellenseestraße litten seit Jahrzehnten unter zunehmender Belastung durch Abgase und Lärm. Für begleitende Verkehrsberuhigung im nördlichen Wohngebiet zeigte sich Bastian grundsätzlich offen. Auf der Ortsdurchfahrt Froschhausen, wo die Grünen zusätzlichen Durchgangsverkehr aus Richtung Hanau und Hainburg befürchten, habe Hessen Mobil das letzte Wort.
Letzteres gilt laut Bastian auch für zusätzliche Übergänge über den geplanten Straßenabschnitt zwischen der neuen Brücke über die Bahnlinie und dem Anschluss an die Steinheimer Straße. An beiden Punkten könnten Fußgänger und Radfahrer laut Planung gefahrlos in Richtung Naturschutzgebiet und Hainburg gelangen.
Weitere Querungspunkte seien eventuell in Form abgesenkter Leitplanken denkbar – so wie im Zuge des Umgehungsabschnitts zwei am Kortenbacher Weg. Eine Fußgängerampel erscheine nach den Ausführungen von Hessen-Mobil-Vertretern bei einer Sondersitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Verkehr im November kaum realistisch. Eine Fußgängerbrücke, absehbar ein Millionenprojekt, würde die Stadt laut Bastian aller Voraussicht nach ohne jede finanzielle Unterstützung stemmen müssen.
Seligenstadt: Grünen-Antrag abgelehnt
Bei der Mehrheit fiel der Ergänzungsantrag der Grünen vor diesem Hintergrund durch. Erfolglos blieb auch der Protest der Vereinigten Bürgerinitiativen Seligenstadt (VBS), die in einer Stellungnahme unter anderem die Entlastungswirkung der Anschlussvariante Wilhelm-Leuschner-Straße in Zweifel gezogen, vor zusätzlichem Verkehr im Niederfeld gewarnt und den angekündigten Verzicht von Hessen Mobil auf einen Lärmschutzwall beklagt hatten.
Die Argumente der Kritiker seien im Vorfeld gehört worden und in die Beratungen eingeflossen, betonte der Rathauschef. Die erst von ihm selbst, letztlich dann vom Magistrat getragene Beschlussvorlage sei Ergebnis der Abwägung im Interesse des Gemeinwohls. (Karin Klemt)