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App hilft im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung im Ostkreis

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Von: Julia Oppenländer

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Im Einsatz gegen die Verschwendung von Lebensmitteln: Auch in Seligenstadt machen bereits erste Geschäfte bei Too Good To Go mit.
Im Einsatz gegen die Verschwendung von Lebensmitteln: Auch in Seligenstadt machen bereits erste Geschäfte bei Too Good To Go mit. © Oppenländer

Ganze Mahlzeiten zum Schnäppchenpreis – und dabei noch nachhaltig sein: Das verspricht die Handy-App „To Good To Go“ (frei übersetzt: Zu gut zum Entsorgen). Das Unternehmen dahinter hat sich dem Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung verschrieben. Auch im Ostkreis sind die ersten Gewerbetreibenden dabei.

Ostkreis - Das Prinzip von Too Good To Go ist denkbar einfach: Lokale Geschäfte packen Tüten mit übrig gebliebenen Lebensmitteln, die Kunden bestellen und bezahlen über die App. Zu einem festen Zeitpunkt können sie die Waren abholen – vorgezeigt werden muss nur ein Code auf dem Handy.

„Wir haben früher schon übrig gebliebene Backwaren an die Tafel oder andere karikative Einrichtungen gespendet“, sagt Christiane Romen, Geschäftsführerin der Bäckerei Nitschke aus Seligenstadt. „Doch mit Too Good To Go ist das jetzt viel regionaler und auch für unsere Kunden einfach eine tolle Sache.“

Seligenstädter Geschäfte schmeißen weniger Lebensmittel weg

In den Filialen der Bäckerei fallen täglich Lebensmittel an, die abends entsorgt werden, weil sie am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können. Von Brötchen und Brot über Kuchen oder Torte – das alles landet nun in den Tüten, die die App-Nutzer bestellen können. „Es nützt ja niemandem, wenn wir alles wegschmeißen“, sagt Romen. „Die Backwaren sind vom selben Tag. Wenn man zu Hause einen Kuchen backt, entsorgt man den ja auch nicht direkt am nächsten Tag.“

Auch bei der Metzgerei Fecher wurden früher täglich Lebensmittel entsorgt. Seit anderthalb Jahren profitieren allerdings die App-Nutzer. „In Seligenstadt haben wir einen Mittagstisch, für den wir morgens eine gewisse Menge produzieren, weil wir ja nicht nachkochen können“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Frederic Fecher. „Jetzt wissen wir, dass das am Ende noch verzehrt wird.“ Im Schnitt zwei Tüten bietet die Metzgerei pro Tag an.

Lebensmittel von Geschäften in Seligenstadt deutlich günstiger erhalten

Auch die Bäckerei Nitschke kann nicht genau steuern, was abends übrig bleibt. Deshalb hat sich die Geschäftsführerin für die Variante „Überraschungstüte“ entschieden. Kunden, die diese über die App bestellen, erhalten Waren im Wert von mindestens zwölf Euro – meistens sogar mehr, so Romen. Bezahlen müssen sie allerdings nur vier Euro.

In der Fecher-Tüte sind sogar Frische-Artikel von der Wurst- und Fleischtheke im Wert von mindestens 20 Euro enthalten, dafür müssen die Kunden sieben Euro zahlen. Bei der Tüte „Theke und Snacks“ sind Lebensmittel von der Heißtheke oder dem Tagesmenü dabei. Statt neun bezahlen Too Good To Go-Nutzer nur drei Euro.

„Wir dürfen ein Drittel vom Ursprungspreis nehmen, das ist so vorgeschrieben“, erklärt Frederic Fecher. Das liegt natürlich unter Warenwert und Einkaufspreis. Dennoch sei das besser, als Lebensmittel zu entsorgen, so Fecher. „Es hat uns viel mehr wehgetan, noch genießbare Lebensmittel wegschmeißen zu müssen.“

Kunden und Unternehmer in Seligenstadt sind zufrieden mit App-Konzept

Bei den Kunden kommt das Konzept gut an. „Diejenigen, die daran teilnehmen, sind natürlich auch von der Grundidee dahinter überzeugt und an der Thematik ‘Lebensmittelverschwendung’ interessiert“, sagt der Junior-Chef. Bei der Bäckerei Nitschke fragen die Mitarbeiter manchmal nach, wie die Tüten gefallen haben, sagt Geschäftsführerin Christiane Romen. Inzwischen packen sie abends sogar mal ein oder zwei Tüten extra zusammen. „Wir hatten nämlich schon Kunden, die das im Vorbeigehen mitbekommen und dann nachgefragt haben, was das für eine Aktion ist“, so Romen. Sie habe das Prinzip der App erklärt und „manchmal auch spontan eine Tüte mitgeben können“.

Die beiden Seligenstädter Gewerbetreibenden sind begeistert von dem Angebot – und dem Unternehmen To Good To Go. „Wir fühlen uns sehr gut betreut“, sagen beide. Ab und zu rufe auch jemand bei ihnen an und frage nach, wie es läuft – außerdem haben sie jeweils einen persönlichen Ansprechpartner, wenn sie Hilfe brauchen. Christiane Romen: „Ich kann aber auch selbst meine Öffnungszeiten, Tütenanzahl, Sonderaktionen oder Feiertage eingeben und bekomme direkt Mails zugeschickt, wenn eine Bestellung eingegangen ist oder storniert wurde.“ Geringer Aufwand, praktikabel und wichtig im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung, Frederic Fecher ist überzeugt: „Auch wenn man das ja selten sagen kann, aber in dem Fall ist das wirklich eine Win-Win-Situation für alle.“ (Von Julia Oppenländer)

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