„Lassen Sie uns Brücken schlagen“

Der Seligenstädter Magistrat soll gemeinsam mit der Gemeinde Karlstein prüfen, „ob und in welcher Form eine Machbarkeitsstudie für eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den Main zwischen den beiden Kommunen zählbare Ergebnisse bringt.
Seligenstadt – Als sei ihr der interfraktionelle Antrag der Stadtverordnetenversammlung, eine Machbarkeitsstudie zum Bau einer Fußgänger-/Radfahrerbrücke über den Main zwischen Seligenstadt und Karlstein in Auftrag zu geben (wir berichteten), mächtig auf den Magen geschlagen, machte die Fähre „Stadt Seligenstadt“ am Samstag schlapp. Das Gefährt, ein Wahrzeichen der Stadt, das zuverlässig seit mehr als 50 Jahren zwischen Bayern und Hessen pendelt, ist schwer angeschlagen: Einer der beiden Antriebe ist defekt, auch der Ersatz-Antrieb ist nicht einsatzfähig. Zwangspause!
Die Hiobsbotschaft erreichte am Montagabend zwar die Stadtverordnetenversammlung im Riesensaal, doch die verfolgte unbeirrt das Thema weiter, das mehr oder weniger direkt im Zusammenhang mit der Fähre steht und zuletzt für Aufsehen gesorgt hatte: die Machbarkeitsstudie für eine Brücke. Wie erwartet stimmten die fünf Fraktionen dem Antrag zu. Während die Antragssteller auf Redebeiträge verzichteten, übernahm Bürgermeister Daniell Bastian (FDP), wie offensichtlich vorher abgesprochen, diesen Job und befürwortete die Studie.
Bürgermeister Kreß stimmt für die Studie
Gast in der Sitzung war Karlsteins Bürgermeister Peter Kreß (FDP), der die Seligenstädter Parlamentarier-Initiative mit deutlichen Worten unterstützte: „Lassen Sie uns Brücken schlagen, die Machbarkeitsstudie in Auftrag geben.“ Auf der Basis einer solchen Expertise ließen sich konkrete Pläne erarbeiten. Zuvor hatte sich der Karlsteiner Rathauschef kritisch mit der Seligenstädter Entscheidung aus dem Jahr 2017 auseinandergesetzt, vom Zwei- auf den Ein-Schicht-Betrieb umzustellen. Die damit verkürzten Fährzeiten – zu später Beginn am Morgen, Mittagspause, zu früher Feierabend – hätten in Karlstein nachhaltige Konsequenzen gehabt: Zum Einkauf seien viele nach Alzenau ausgewichen, Schüler hätten sich aus der Seligenstädter Schullandschaft verabschiedet, Betriebe hätten für ihre Gäste keine Hotelzimmer mehr im Städtchen angemietet.
Zwar hat es in den Folgejahren keine nennenswerte Annäherung der beiden Kommunen in Sache Fähre gegeben, doch scheint für Kreß nun die Zeit reif für intensivere Zusammenarbeit: „Karlstein wünscht eine feste Verbindung über den Main.“
Das ist auch der erklärte Wille der Stadtverordnetenversammlung: Der Magistrat soll gemeinsam mit der Gemeinde Karlstein prüfen, „ob und in welcher Form eine Machbarkeitsstudie für eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den Main zwischen den beiden Kommunen realisiert werden kann.“
Bürgermeister Bastian fasste eingangs die „emotional aufgeladene“ Thematik zusammen und bezeichnete den interfraktionellen Antrag als „gutes Ergebnis, das wir heute vorlegen können“. Gleichzeitig betonte er, mit der Machbarkeitsstudie gelte es, eine Option zu prüfen und die Grundlage einer soliden Entscheidung zu schaffen. Die Stadt müsse den Blick voraus richten, um zu prüfen, welche Alternativen machbar seien. Schließlich sei es von großer wirtschaftlicher Bedeutung, die Verbindung nach Bayern aufrecht zu erhalten und auszubauen.
Infos über Standort, Förderung und beste Verkehrsverbindung
Die Brücken-Studie soll demnach Informationen über Verkehrsbeziehungen, mögliche Standorte, Fördermöglichkeiten und Realisierungszeitraum liefern. Planungs-, Bau- und Unterhaltungskosten sollen den Unterhaltskosten der Mainfähre gegenübergestellt werden, „um langfristig die beste Lösung zur Verkehrsverbindung der beiden Mainseiten zu ermitteln“.
Vor der Sitzung hatte eine Stellungnahme des Seligenstädter Gewerbevereins die Runde gemacht. Darin kritisiert er die Umstellung auf den Ein-Schicht-Fährbetrieb 2017 und spricht sich für einen Umbau der Fähre aus. (Michael Hofmann)