Beim Aerial Yoga trifft Entspannung auf Tuch-Akrobatik

Trends bei Sportarten kommen und gehen. Einen neuen „Hype“ erfährt das Aerial Yoga – das Yoga im Tuch, das auch in der Einhardstadt angeboten wird.
Seligenstadt – Im ersten Moment wirkt es einschüchternd, wie das dünne, dicht gewebte Tuch von der Decke hängt. Es soll einen erwachsenen Menschen – ob ideal gewichtig oder mit ein paar Kilo mehr auf den Hüften – tragen. „Man könnte an jeden Haken ein Auto hängen“, sagt Shivani Carola Koch.
Sie ist Gründerin des Yoga-Studios „Yogi Spatzen“, das seit Kurzem den Beinamen „Shivani Yoga“ trägt. Seit 2015 bietet sie in ihrem Studio „Aerial Yoga“ an. Ihr spiritueller Name Shivani bedeutet „„zu Shiva gehörend“.
Aerial Yoga in Seligenstadt: Der Sprung ins Tuch erfordert Mut
Ins Tuch zu steigen, erfordert Überwindung. Schritt für Schritt führt Yoga-Lehrerin Nicole „Narayani“ Schöne ihre Teilnehmer an: Erst einmal das Tuch auffächern. Einen Daumen auf die Webkante legen und sich umdrehen, dann den zweiten Daumen auf Hüftbreite dazu. Nachdem das Tuch großzügig zusammengezogen wurde, geht es mit einem Hüpfer hinein. Oder auch nicht.
„Das Tuch hängt noch zu hoch“, sagt Narayani – sie und die Inhaberin bevorzugen es, mit ihren spirituellen Namen angesprochen zu werden. Schnell adjustiert die Yoga-Lehrerin die Höhe des Tuches. Dann klappt auch der Hüpfer hinein.
Wie auf einer Schaukel schwingt man sanft hin und her. Das Tuch bewegt sich immer mit. Das weckt Erinnerungen an die Kindheit. Das bestätigt auch Narayani: „Man weckt damit das innere Kind. Es fühlt sich an, als könnte man fliegen.“
Aerial Yoga: Dehnen ohne Druck
Wer bereits Yoga auf der Matte praktiziert, erkennt Übungen im Tuch wieder. Beispielsweise die Schlange: Während man auf der Matte liegend, den Oberkörper mit den Händen nach oben drückt, hilft beim Aerial Yoga das Tuch dabei. Die Hände und Gelenke sind im Tuch eingewickelt, mit Spannung im Oberkörper lässt man sich, auf den Knien sitzend, nach vorne über auf die Matte herunter.
Die meiste Arbeit erledigen die Hände, die stets kräftig das Tuch halten. Der Rest des Körpers kann derweil entspannen. Für Yoga im Tuch werde weniger Kraft benötigt, es dehne den Körper ohne Druck und helfe bei Ängsten. „Das Tuch hüllt einen ein, man ist geschützt“, bestätigt Naryani. Gerade durch die Pandemie seien viele Kinder in Therapie. Aerial Yoga könne, so Inhaberin Shivani, die Ängste verringern.

Shivani bietet Aerial Yoga für Kinder und Jugendliche an. Die Workshops beinhalten Übungen, die eine Mischung aus Entspannung und Spiel sind. Zurzeit üben Yogis im Alter von sechs bis Ende 50 von der Decke hängend. Auch Senioren zeigen Interesse an dem Yoga im Tuch.
Ganz ohne ist das Aerial Yoga aber nicht: Die Trainerinnen erläutern, dass es Druckstellen oder blaue Flecken geben kann. Auch kann es zu Schwindel kommen. „Man ist es nicht gewohnt, zu schaukeln oder zu schweben“, erläutert Shivani. Daher sei es wichtig, sich nach dem Yoga zu erden und erst einmal „wieder anzukommen“. Nicht empfehlenswert sei diese Art von Yoga für Menschen mit zu hohem Blutdruck. (Von Yvonne Fitzenberger)
Die Geschichte
Aerial Yoga oder Yoga im Tuch basiert auf Seil-Akrobatik kombiniert mit Entspannungs- und Kraftübungen. Entstanden ist Aerial Yoga 1999 in den USA, entwickelt von Tänzer und Yogi Christopher Harrison.
Dabei wird ein trapezförmiges Tuch oder eine Hängematte als Hilfsmittel verwendet, um die Übungen durchzuführen. Dadurch finden die Übungen zum Teil nicht am Boden auf einer Matte statt. Stattdessen schwebt man darüber. Mithilfe seiner Hände hält man sich oben, bewegt sich im Tuch durch Körperspannung. Ausdauer und Beweglichkeit sind keine Voraussetzung. (Von Yvonne Fitzenberger