Bienenzuchtverein feiert 100-jähriges Bestehen

Seit inzwischen 100 Jahren schon gibt es den Bienenzuchtverein Seligenstadt, Mainhausen und Hainburg. Aus diesem Anlass haben die Imker einen Blick auf ihre Vereinsgeschichte geworfen und erzählen von den aktuellen Herausforderungen bei der Honigproduktion.
Seligenstadt – Auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken, das kann in diesem Jahr auch der Bienenzuchtverein Seligenstadt, Mainhausen und Hainburg. Laut mündlichen Überlieferungen wurde der Verein 1922 gegründet. Damals hat das Imkern allerdings noch in einer anderen Form stattgefunden. Zumindest gab es wohl kaum Apps, die der Überwachung der Bienenstöcke dienten, oder elektrische Honigschleudern. Ganz im Gegenteil, das Imkern war 1922 körperlich noch sehr viel anstrengender. Schließlich musste der Honig per Hand in einer Holzschleuder hergestellt und unter höchster Vorsicht abgefüllt werden. Da konnte es auch schnell passieren, dass ein wenig Honig verloren ging.
Auch die Bienenstöcke sahen damals noch anders aus: So gab es Bienenkörbe, die noch nicht die praktische Eigenschaft hatten, stapelbar zu sein. Auch viele Maschinen, die die Arbeit erleichtern, sind erst jüngere Erfindungen – dabei hätten früher hauptberufliche Imker diese womöglich dringend gebraucht. Heutzutage ist das Imkern oftmals nur noch Hobby.

Dass heute kaum noch Vereinsmitglieder von der Honigherstellung leben, ist aber gar nicht so schlecht. Denn während es in früheren Zeiten zwar keine elektrischen Hilfsmittel gab, war das Wetter wiederum konstanter. „Man konnte auf die alten Binsenweisheiten zählen“, sagt Andreas Krebser, Schriftführer des Vereins. Dadurch habe man genau gewusst, wann welche Pflanzen blühen und welcher Honig entstehen würde.
Zu kalt, zu warm: Seligenstädter Imker kämpfen mit dem Wetter
Heutzutage könne man sich kaum noch auf das Wetter verlassen. 2021 sei der Frühling zu kalt, dieses Jahr viel zu warm und trocken gewesen. Deshalb konnten die Pflanzen erst später im Frühling wachsen. Das hatte immense Auswirkungen auf die Bienen: Sie mussten notgefüttert werden.
Auch die Starkwetter-Ereignisse, die in den letzten Jahren gehäuft auftraten, sorgten für weniger Pflanzenwachstum und ungestillten Hunger bei den Bienen, der wieder durch Notfutter beglichen werden musste.
Steigende Kosten beschäftigen die Imker des Bienenzuchtvereins Seligenstadt, Mainhausen, Hainburg
Damit ergibt sich auch schon das nächste Problem für die Imker: die Kosten. Allein das Notfutter ist im Vergleich zum vergangenen Jahr um fast 30 Prozent teurer geworden. Noch tiefer in die Tasche greifen müssen die Imker auch für den Holzrahmen, an denen die Waben in den Bienenstöcken befestigt sind. Diese kosten sogar 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies spiegelt sich in den Honigpreisen wider – zumindest bei den Imkern, „die nicht selbst ins Minus gehen wollen“, erklärt Krebser. Vereinsvorsitzender Ulrich Volm verweist diesbezüglich auf eine Ausgabe der „Biene“, der Verbandszeitschrift der hessischen Imker aus dem Jahr 1922: Der Honig war damals noch sehr viel preiswerter.
Doch es gibt noch ein weiteres Problem, wie Imker Jürgen Mainusch erklärt: Auch Parasiten machen den Bienen zu schaffen – vor allem die Varroa-Milbe. Die haben Imker selbst eingeschleppt und sich damit sozusagen „ins eigene Bein geschossen“, so Mainusch. Diese Parasiten würden mittlerweile eine existenzielle Bedrohung für die Imker darstellen.
100 Jahre Vereinsgeschichte liegen hinter den Ostkreis-Bienenzüchtern, mindestens genauso viele sollen noch folgen. Die Imker hoffen, dass ihnen das Wetter in den nächsten Jahren keinen allzu großen Strich durch die Honig-Rechnung macht.

Das große Jubiläum sollte allerdings erstmal gefeiert werden. Am Tag der deutschen Imkerei hatte der Verein deshalb ein Fest organisiert. Bienenballons und der noch süßere Geruch von Honig begrüßten dabei die Besucher auf dem Festgelände in Seligenstadt. An zahlreichen Stationen konnten die Besucher ihr Wissen über Bienen und Honig erweitern. Unter anderem bei der Honigverkostung von Andreas Krebser. Er präsentierte einen Honig, „bei dem man mir nicht glauben würde, dass es Honig ist, wenn ich es nicht sagen würde“, so der Experte, der den Besuchern Kastanienhonig mit herben, fast bitterem Geschmack anbot.
Besucher des Fests in Seligenstadt konnten frischen Honig aus den Waben naschen
Die ganz mutigen Besucher durften sogar den Lehrbienenstand mit etwa 200 000 Tieren betreten. Am Festtag wurde allerdings „Waldbrand gespielt“, wie es Imker Jürgen Mainusch ausdrückte, und die Bienen mit Rauch in eine scheinbare Gefahrensituation versetzt, sodass diese sich die Bäuche vollschlugen und somit – genau wie ein satter Mensch – nicht aggressiv waren. Dadurch war es den Teilnehmern möglich, einmal Bär zu spielen, und frischen Honig aus den Waben zu naschen.
Besonders die kleinen Besucher konnten bei den Bienenzüchtern sicherlich viel über die Insekten lernen. Davon ist auch die Mutter des zweijährigen Emil überzeugt. Dieser möchte später sogar einmal Imker werden – genoss an diesem Tag aber erst mal das Fest und die aufgebaute Hüpfburg.