Das Flipper- und Arcademuseum stemmt sich mit aller Kraft gegen die nächste Krise

Mit einer neuen Dauerausstellung zum Thema Japan lockt das Flipper- und Arcademuseum (Fam) Videospieler und Retro-Freunde nach Seligenstadt. Und das ist auch nötig, um mit den Folgen der pandemiebedingten Schließung während der Lockdowns und der Energiekrise klarzukommen.
Seligenstadt – Mit sehr viel Stolz und Liebe zu dem Interesse zeigt Senad Palic die Räumlichkeiten des Flipper- und Arcademuseums an der Wilhelm-Leuschner-Straße 6. Palic ist Sprecher des Vereins „For Amusement only“, der das Museum ehrenamtlich leitet.
Auf den zirka 700 Quadratmetern Fläche stehen 130 Arcade-Geräte und 120 bis 130 Flipper. „So genau wissen wir das nicht“, sagt Palic und schmunzelt. Die Geräte stammen fast alle aus privaten Sammlungen und wurden dem Museum als Dauerleihgaben übergeben. Die nötige Wartung und Reparatur übernehmen Vereinsmitglieder in ihrer wenigen Freizeit.
Genau das ist der Knackpunkt: So wie jeder Verein sind auch die Betreiber des Museums ehrenamtlich tätig und auf Einnahmequellen zur Finanzierung angewiesen. Gleichzeitig fallen Kosten an – für Reparaturen, Miete, Strom und Heizung. Während der Lockdowns stand der Verein sowie das Museum kurz vor dem Bankrott, eine Spendenaktion brachte zumindest eine kurz anhaltende Erleichterung.
Damit das Museum überhaupt öffnen konnte, änderte der Verein die Regelungen für die offenen Samstage: „Wir legten Zeitfenster fest“, erläutert Sprecher Palic. 60 Personen hatten dann drei Stunden Zeit, nach Lust und Laune die Geräte zu bespielen. Nun können sich immerhin bis zu 140 Personen pro Zeitfenster im Museum aufhalten.

Der Verein habe gerne an einer Lösung während des Lockdowns gearbeitet, schließlich sei das Museum für viele Mitglieder eine willkommene Möglichkeit, dem Alltag zu entkommen. Es sei ein sicherer Ort, ein sogenannter safe space, für viele.
Daher ist es wenig verwunderlich, dass es keine Probleme gebe, die Slots während der offenen Samstage zu füllen. „Wir könnten theoretisch gesehen auch an mehr Tagen öffnen“, sagt Palic. Die Nachfrage sei groß genug. Allerdings sei das nicht möglich. „Wir machen das alles hier nach unserer Arbeit oder an unseren freien Wochenenden“, betont der Vereinssprecher. Das alles – das umfasst auch die Organisation und Durchführung der offenen Samstage.
Ein weiterer Punkt, weswegen weitere Öffnungstage sich als schwierig gestalten, ist die Entwicklung der Energiepreise. Alleine im Ruhezustand – im sogenannten Idle-Betrieb – verbrauchen die Flipper und Arcade-Geräte zirka 30 Kilowatt (kW) pro Stunde. An einem offenen Samstag, an dem alle Geräte eingeschaltet sind, steigt der Energieverbrauch um ein Vielfaches. Dazu kommt noch, dass die Räume, in denen die Flipperautomaten stehen, stets eine bestimmte Mindesttemperatur haben müssen. „Die Flipper bestehen zum Teil aus Holz“, erläutert Senat Palic. Dieses Material würde sich verziehen, sinkt die Temperatur in den Räumen zu stark.
Das Museum komme über die Runden, sagt Palic. Schließlich arbeite der Verein nicht auf einen Gewinn hin. Wie es aber in Zukunft aussieht, ist auch für diesen Verein unsicher in Anbetracht der momentanen Entwicklung. (Von Yvonne Fitzenberger)