Caritasverband Offenbach: „Die Zahl der Bedürftigen steigt“

In und um Seligenstadt stimmt das soziale Engagement der Bürger – doch auch die Herausforderungen nehmen zu.
Ostkreis – Inflation, Krieg, Pandemie – die Krisen reihen sich derzeit aneinander. Selbst für diejenigen in Deutschland, die bisher gut über die Runden gekommen sind, machen sich die Auswirkungen bemerkbar. Wie sieht es dann bei den wirklich Bedürftigen aus? Reicht das Angebot der wohltätigen Einrichtungen in und um Seligenstadt noch aus? Und wie steht es um die Hilfsbereitschaft in der Region?
Seligenstadt: Seit Ukraine-Krieg erhält soziales Projekt weniger Lebensmittelspenden
„Die Zahl der Bedürftigen steigt“, sagt Sabine Schilha vom Caritasverband Offenbach. Die Hilfsorganisation betreut unter anderem die „HalteStelle“. Das Projekt in Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde St. Marien gibt es bereits seit 2002. Die Ehrenamtlichen verteilen Lebensmittel an bedürftige Menschen aus Seligenstadt, Hainburg und Mainhausen.
Seitdem der Krieg in der Ukraine begonnen hat, erhält die HalteStelle allerdings weniger Lebensmittelspenden, berichtet Schilha. Bekamen die Kunden vorher vier Tüten mit Lebensmitteln, reiche es mittlerweile nur noch für zwei. Hinzu kommt, dass die Zahl der bedürftigen Familien, die das Angebot in Anspruch nehmen, erheblich gestiegen ist. Etwa 20 geflüchtete Familien aus der Ukraine sind hinzugekommen. Zuvor wurde die HalteStelle wöchentlich im Schnitt von bis zu 40 Familien genutzt.
Die Gemeinde Mainhausen steht vor einer ähnlichen Herausforderung. Die Anzahl von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, sei zwar noch überschaubar, berichtet der Bürgermeister der Gemeinde, Frank Simon. Er verzeichnet aber eine deutliche Zunahme Geflüchteter aus anderen Ländern, wie dem Irak, Syrien und Afghanistan. „Es ist kaum noch Wohnraum verfügbar, weshalb wir aktuell aktiv Unterbringungsmöglichkeiten suchen“, so Simon.

Seligenstadt: Weniger Geflüchtete aus Ukraine als erwartet
Auch Henning Berz, der sich als Vorsitzender des Arbeitskreises Willkommen in Seligenstadt für Geflüchtete einsetzt, sagt, dass die Anzahl ukrainischer Geflüchteter sehr viel geringer sei, als ursprünglich angenommen. Ihm bereite vor allem die hohe Anzahl von Menschen Sorge, die aus Afrika nach Deutschland fliehen. „Darauf sind Kreis und Stadt nicht vorbereitet“, sagt Berz. Die ehrenamtliche Arbeit werde deshalb umso wichtiger.
Freiwillige Helfer gibt es nach wie vor einige, heißt es aus den wohltätigen Einrichtungen in der Region. Allein bei der HalteStelle engagieren sich 79 Menschen. Die Krisen sorgen allerdings auch auf Helferseite für Hindernisse. So etwa beim Sozialen Netzwerk in Mainhausen, das sich auch um Geflüchtete kümmert. Die Gruppe ist dabei, sich neu zu formieren, nachdem es während der Pandemie keine Aktivitäten gegeben hatte. „Im Laufe der Jahre sind aber viele Helfer abgesprungen“, berichtet Bürgermeister Simon.
Seligenstadt: Mehr junge Ehrenamtler gesucht
Von einer „gewissen Müdigkeit“, die sich bei vielen eingestellt habe, spricht auch Henning Berz vom Arbeitskreis Willkommen in Seligenstadt. Schaut man sich jedoch die Arbeit am Einsatzort an, ist von Müdigkeit wenig zu spüren. In der Bunten Kiste, einer Spendenkammer in Seligenstadt, die vom Arbeitskreis mitbetrieben wird, wimmelt es am Freitagvormittag vor Helfern und Kunden.
Auffällig ist der hohe Altersdurchschnitt der Ehrenamtlichen. Dem Vorsitzenden Henning Berz ist es deshalb auch wichtig, junge Menschen anzuwerben. Möglichkeiten zum Helfen gibt es in jedem Fall genug.