Dr. Klaus Eisenbeis ist neuer Ärztlicher Direktor der Asklepios-Klinik Seligenstadt

Seligenstadt – Die Asklepios-Klinik in Seligenstadt hat einen neuen Ärztlichen Direktor: Dr. Klaus Eisenbeis. Im Antrittsinterview spricht der 55-Jährige über seine zukünftigen Aufgaben, die Herausforderungen der nächsten Jahre für die Klinik und die medizinische Versorgung im Ostkreis.
Was macht eigentlich ein Ärztlicher Direktor?
Zum einen vertritt er im Bereich der Klinikleitung, die aus Geschäftsführer, Pflegedienstleitung und ihm selbst besteht, den ärztlichen Teil – ist sozusagen Interessenvertreter der Ärzteschaft. Außerdem ist er Repräsentant in der Öffentlichkeit, Ansprechpartner in Problemfällen, die das Klinikum betreffen, verantwortlich in Großschadensfällen, hat gewisse Rollen in pandemischen Situationen, und ist natürlich auch Verhandlungspartner mit der Geschäftsführung, wenn es um finanzielle Dinge geht. Zusammengefasst ist er ein wichtiges Mitglied der Führung des Krankenhauses.
Wie wird ein Ärztlicher Direktor gewählt?
Grundsätzlich hat die Geschäftsleitung ein Vorschlagsrecht – dann bespricht sich das Chefärztekollegium. Und letztlich gingen bei der Wahl alle Hände der Chefarztkolleginnen und -kollegen für mich nach oben. Das ist schon sehr demokratisch abgelaufen.
Wie sehr freut man sich über das Vertrauen der Kollegen?
Da war ich schon so ein bisschen bewegt. Jeder Chefarzt ist ja etwas anders, und wenn man es schafft, das Votum aller zu bekommen, macht das einen schon stolz. Aber es bringt natürlich auch Verantwortung mit sich – man will die anderen ja nicht enttäuschen.
Auf was wollen Sie den Fokus in den nächsten vier Jahren als Ärztlicher Direktor legen?
Die Klinik ist mein Projekt! Sie aus dem Pandemie-Strudel zu holen, weiter nach vorne zu bringen und das, was wir schon sehr gut können, weiter auszubauen, darauf will ich mich fokussieren.
Dieser „Job“ ist ehrenamtlich. Wie groß ist der Anteil an Arbeit, die Sie nun zusätzlich erwartet?
Es ist keinesfalls so, dass ich jetzt meine klinische Arbeit aus dem Blick verliere, aber ich bin künftig noch mehr im verwaltungstechnischen Bereich zuständig. Von dem, was ich also zum Beispiel operativ mache, werde ich das ein oder andere durchaus mehr abgeben müssen. Aber dafür habe ich wirklich ein tolles Team um mich herum.
Wie sieht es denn mit der medizinischen Versorgung bei uns im Ostkreis aus?
Krankenhaus ist Teamarbeit. Die Asklepios-Klinik Seligenstadt besticht dadurch, dass das Team gut funktioniert. Wir sind nicht so groß, dass einer den anderen nicht kennt – das ist ein Pluspunkt. Und wir bieten eine exzellente Grundversorgung, mit einigen Top-Schwerpunkten, für die wir überregional bekannt sind. Für die Größe des Hauses sind wir also wirklich sehr gut aufgestellt.
Wo liegen die Herausforderungen in der Region in den nächsten Jahren?
Ich glaube, dass sich die Krankenhäuser jetzt von der Pandemie erholen müssen. Sie hat – und tut es noch immer – vieles durcheinander gebracht. Das hat eine massive Mehrbelastung der Mitarbeiter, aber auch Schwierigkeiten, was die normale Versorgung angeht, zur Folge gehabt. Das wieder in die Spur zu kriegen, das ist schon ein Auftrag, der nicht zu unterschätzen ist. Daneben sind die Mitarbeiter wieder mit ins Boot zu holen, Krankheitsfälle zu kompensieren und Personalakquise zu betreiben. Und wir müssen unsere Schwerpunkte weiter ausbauen und die Versorgung des Ostkreises und über den Main hinweg sicherstellen. Das sind große und wichtige Aufgaben.
In der Corona-Pandemie wurde auch die Medizin häufiger hinterfragt. Muss da wieder eine Annäherung stattfinden?
Zu Beginn dieser Pandemie hatte ja wirklich keiner irgendeine Ahnung, was da passiert. Und aus dieser Unsicherheit ist es wohl entstanden, dass es da gewisse Spaltungen gab. Allerdings glaube ich, dass die Zeit das regelt und es sich im nächsten Dreivierteljahr einspielt – auch wenn es im Herbst wahrscheinlich noch mal etwas schwierig wird, auch für uns. Schon jetzt kommen vermehrt Patienten, die Covid-positiv sind, aber eigentlich aus anderen Gründen in der Klinik sind. Davon wird es im Winter noch mehr geben.
Wie bereiten Sie sich auf Herbst und Winter vor?
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Team in den vergangenen zwei Jahren einen sehr guten Job gemacht haben. Insofern sind wir, auch wenn das möglicherweise seltsam klingt, relativ entspannt und blicken optimistisch in den Herbst. Wir haben vieles an Abläufen optimiert und können bei Bedarf schnell wieder darauf zurückgreifen, weil wir auf bestehenden Strukturen aufbauen.
Für viele ist Corona aktuell wieder weit weg – ist das bei Ihnen in der Asklepios-Klinik auch so?
Nur bedingt. Wir haben wieder mehr Patienten, die einen höheren Betreuungsaufwand brauchen. Gleichzeitig erkrankt natürlich auch vermehrt Personal, das dann fehlt.
Thema Nummer 1 aktuell ist die Hochsommer-Hitze. Auch bei Ihnen?
Zu wenig getrunken, Kreislaufprobleme – das beschäftigt vor allem die internistischen Kollegen. Zum anderen gehen die Leute bei dem guten Wetter mehr raus, sind aktiver und verunfallen dementsprechend mehr. Auch dieses erhöhte Aufkommen an unfallchirurgischen Patienten verschärft die Situation in der Notaufnahme schon ganz wesentlich und führt dementsprechend auch zu einer Mehrbelastung der Mitarbeiter.
Klingt alles erst mal nicht so gut...
Ja, aber Panik halte ich an der Stelle für komplett falsch, denn wenn man als Team gut funktioniert, regelt sich das schon sehr gut. Außerdem merken wir alle ja jetzt schon, dass dieses Pandemie-Thema immer mehr zum Leben gehört. Deshalb sollte keiner aus den Augen verlieren, dass es immer weiter geht – es kommt ein Leben nach der Pandemie! Und das kann auch ein Auftrag an den Ärztlichen Direktor sein: Sich als Klinik für ein Danach aufstellen.
Das Gespräch führte Julia Oppenländer
Zur Person
Dr. Klaus Eisenbeis (55) ist seit 2016 Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Asklepios-Klinik Seligenstadt. Zuvor war er lange an der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim in Frankfurt, später an den Main-Taunus-Kliniken in Hofheim und Bad Soden, bevor er schließlich am St. Marien- und St. Elisabethen Krankenhaus in Frankfurt als Oberarzt tätig war.