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Seligenstadt: Schulleiter geht nach 35 Jahren Lehrerdasein in Rente

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Von: Yvonne Fitzenberger

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„Kinder sind auch Menschen, die die gleichen Rechte haben“: Dieter Herr, Schulleiter mit ganzem Herzen.
„Kinder sind auch Menschen, die die gleichen Rechte haben“: Dieter Herr, Schulleiter mit ganzem Herzen. © yfi

In Seligenstadt verabschiedet sich Einhardschulleiter Dieter Herr in den Ruhestand. Als bewegendste Zeit bleiben ihm die Coronajahre in Erinnerung.

Seligenstadt – Ende Januar verabschiedet sich Dieter Herr als Leiter der Einhardschule in Seligenstadt. Nach gut 35 Jahren Lehrerdasein geht Herr in den vorzeitigen Ruhestand.

Seligenstadt: Schulleiter fehlt während Corona Kontakt zu Schülern

„Ich werde erst einmal versuchen, Abstand zu gewinnen“, sagt Dieter Herr, der vor den Weihnachtsferien seinen letzten Arbeitstag an der Einhardschule hatte, und im Januar dann offiziell verabschiedet wird. Er vergleicht die Arbeit an einer Schule mit einem fahrenden ICE – sobald man aufgesprungen ist, geht es los. 35 Jahre lang raste der 62-Jährige mit dem Schnellzug Einhardschule. Die wohl bewegendste und anstrengendste Zeit dürften dabei die vergangenen Coronajahre gewesen sein.

Dem stimmt Herr zu: „Das steckt uns allen noch in den Knochen.“ Die Pandemie sei eine besonders herausfordernde Zeit für ihn, seine Kollegen und den Schülerinnen und Schülern gewesen. Auf den Chef der Lehreinrichtung kamen vor allem organisatorische Aufgaben zu. „Man ist zum Verwaltungsbeamten geworden, das ist nicht der Grund, weswegen ich Schulleiter geworden bin“, sagt der zweifache Vater. Schulische Visionen – wie der Ausbau der MINT-Fächer an der Schule mit musikalischen Schwerpunkt – seien auf der Strecke geblieben.

Auch der fehlende Kontakt zu den Jugendlichen in der Zeit von Homeschooling ist Herr im Gedächtnis geblieben. Er habe sich gewünscht, dass alle Lehrkräfte verstanden hätten, dass Schüler auch emotionale Unterstützung im Distanzunterricht brauchen. „Schule ist ein emotionales Geschehen“, sagt der Hobby-Musiker. Motivation entstehe durch emotionale Stütze, wenn der Schüler oder die Schülerin im Mittelpunkt stehen und ihre Belange ernst genommen werden. „Dann machen sie eher etwas.“

Einhardschule in Seligenstadt: Fernunterricht treibt Digitalisierung voran

Genau das sei zu kurz gekommen – zu der räumlichen kam noch eine zwischenmenschliche Trennung. Der Unterricht über Internet habe zwar geholfen, den Stoff zu vermitteln, sei aber kein adäquater Ersatz für das Geschehen im Klassenraum. „Es ist nur ein Hilfsmittel.“

Herr betont aber auch, dass nicht alles schlecht gewesen sei, was während der Pandemiezeit passiert ist: Der Zwang, auf Fernunterricht umzustellen, trieb die Digitalisierung der Schulen maßgeblich voran, und hat auch weiterhin einen positiven Einfluss. Lehrer haben die Möglichkeit, Materialien über eine Online-Plattform bereitzustellen, sollten sie krank werden, Schüler können ohne Probleme weiter am Lernstoff arbeiten. „Wir arbeiten gerade an einer Wlan-Nutzung auch für die Schüler“, erzählt Herr.

Seligenstadts Einhardschule: Kollegium sprüht vor Motivation

Dies ist nur eines der Projekte, die noch in seiner Leiterzeit angestoßen wurden. Herr berichtet, von neuen Kollegen und neuer Motivation nach der langen Phase der Unsicherheit. „Die Zusammenarbeit funktioniert.“ Und genau das führe dazu, dass das Kollegium vor Motivation sprühe.

Herrs Weihnachtswunsch für seine Einhardschule ist aber dennoch nicht in Erfüllung gegangen: Wer seine Nachfolge übernimmt, bleibt bis zum Gespräch unklar. Herr sagt: „Das Bewerberverfahren läuft.“ Er hofft auf eine zeitnahe Entscheidung, bevor er Ende Januar den Einhardschul-ICE verlässt. (Yvonne Fitzenberger)

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