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Energiespar-Tipps und Infos auf der Bürgerversammlung

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Von: Michael Hofmann

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LEA-Experten (v.l.): Klinec, McGovern und Böhler.
LEA-Experten (v.l.): Klinec, McGovern und Böhler. © Hampe

Energie und wie man sie einsparen kann ist ein großes Thema dieser Tage. Aus diesem Grund hatte Stadtverordnetenvorsteher Richard Georgi zur Bürgerversammlung in den Riesensaal eingeladen und genau darüber mit Experten und Seligenstädtern sprechen wollen.

Seligenstadt – Eine Bürgerversammlung zu einem ziemlich unpolitischen Thema. Interessiert das die Bürgerschaft in Seligenstadt überhaupt? Wenn´s um Klimawandel, Energie- und Ressourcenknappheit, hohe Kosten, Sparpotenzial und die Frage geht, was der einzelne Bürger/Hausbesitzer angesichts von Krieg, Inflation und düsteren Prognosen tun kann, ganz bestimmt. Rund 80 Besucher gaben Stadtverordnetenvorsteher Richard Georgi und seiner Themenauswahl am Dienstagabend im Riesensaal recht. Drei Experten der Landes-Energie-Agentur (LEA) sowie der Seligenstädter Gebäude-Energieberater Otto Spilger vermittelten einen umfangreichen Ein- und Überblick, wie man Energie einsparen und Alternativen nutzen kann, und wer bei teilweise hohen Kosten fördernd unter die Arme greift. Die LEA bietet Infos, Erstberatungen und Unterstützung bei Auswahl und Umsetzung von Maßnahmen zu Klimaschutz, Energieeffizienz, Energieeinsparung oder Ausbau erneuerbarer Energien an.

Deutschland, so Karsten McGovern, Geschäftsführer der LEA, sei in der misslichen Situation, dass nach dem Russen-Einmarsch in die Ukraine die Handlungsmöglichkeiten durch die Energieabhängigkeit vom Ausland stark eingeschränkt seien. Das habe zuvor lange Zeit gut geklappt, zudem sei das Russen-Gas auch noch deutlich günstiger als Alternativen gewesen. Nachdem sich die Situation durch den Überfall auf die Ukraine zugespitzt habe, müsse es deutsches Ziel sein, Abhängigkeiten abzubauen. Dies freilich nicht nur auf industrieller Ebene. „Wir sind alle gefragt, weil wir alle Energie verbrauchen“, so McGovern unmissverständlich. Darüber hinaus könne man so auch Geld sparen, und schließlich zwinge der Klimawandel uns alle, unseren Energieverbrauch zu reduzieren. Doch dazu gelte es, unsere Einstellung zur Energiewende zu ändern.

Bürgerversammlung in Seligenstadt: Schon einfache Energieoptimierungen haben Erfolg

McGoverns Kollegen Boris Klinec (Technische Fragen, Gebäudesektor) und Heike Böhler (Fördermittelberatung) stellten Tipps vor, gaben einen Überblick über Kosten und auch Hinweise auf Ansprechpartner und Fördermöglichkeiten. Energie einsparen bei Wärme und Strom kann demnach schon der Hausbesitzer oder Mieter in den eigenen vier Wänden. Etwa durch Heizungsoptimierung. Die Experten zeigten, dass banal anmutende Vorschläge wie „Runter mit der Temperatur, wenn keiner da ist“ oder „moderat heizen statt brüllend heiß“ oder die Entlüftung der Heizkörper merkliche Sparpotenziale haben. Ebenso wie „den Backofen nicht vorheizen“ oder „LED-Beleuchtung anschaffen“. Dazu noch ein Hygrometer gekauft, das die Luftfeuchtigkeit misst, und schon lassen sich diverse Schwachstellen beseitigen. Zur Stromgewinnung schlugen die Agentur-Leute auch eine Mini-PV-Anlage für Balkon und Terrasse sowie Dachanlagen vor, bei denen neben der Unterstützung auch eine Einspeisungsvergütung lockt.

Zur Heizungsoptimierung, so Klinec weiter, sei eine Hocheffizienzpumpe ideal, sorge für bis zu 90 Prozent Energieeinsparung. Die Experten auf diesem Gebiet heißen Energie-Effizienz-Berater, von denen es fast zwei Dutzend in der Region Seligenstadt gebe. Wer auf der Suche nach Alternativen zu Öl und Gas ist, der sollte sich für Nahwärmenetze (Biomassenanlagen) oder Solarthermieanlagen (Gashybridheizung) interessieren.

Referent Spilger: Energetischer Umbau.
Referent Spilger: Energetischer Umbau. © Hampe

Exkursion ins Gebiet der Geothermie auf der Bürgerversammlung in Seligenstadt

Auch eine Exkursion auf das Gebiet der Geothermie unternahmen die Fachleute der LEA: Geothermische Anlagen dürfen nur dann errichtet und betrieben werden, wenn eine schädliche Auswirkung auf das Grundwasser ausgeschlossen ist. Dabei wird zwischen Standorten unterschieden, die im Hinblick auf den Schutz des Grundwassers durch das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) als hydrologisch günstig, ungünstig oder unzulässig beurteilt werden. Seligenstadt sowie die Stadtteile Froschhausen und Klein-Welzheim zählen nach Angaben von Stadtverordnetenvorsteher Georgi zu den hydrologisch günstigen Gebieten, in denen es keine weiteren Auflagen gibt. Der Antrag zur Errichtung und zum Betrieb einer geothermischen Anlage ist bei der Wasserbehörde des Kreises zu stellen. Darüber hinaus kann die Behörde häufig weitere Informationen zum Untergrund, die zur Auslegung einer geothermischen Anlage verwendet werden kann, zur Verfügung stellen.

Stadtverordnetenvorsteher Richard Georgi (links): Zeitenwende auch auf dem Energiemarkt.
Stadtverordnetenvorsteher Richard Georgi (links): Zeitenwende auch auf dem Energiemarkt. © Hampe

Den Weg der Gebäudemodernisierung konsequent weitergedacht käme ein Energie-Effizienzhaus in Frage, eine Kombination aus mehreren Lösungsansätzen, die eine deutliche Senkung des gesamten Energieverbrauchs zur Folge hat. Bei diesem Vorhaben raten die Experten, frühzeitig mit der Planung („Individueller Sanierungsfahrplan“) zu beginnen, da auch bei den entsprechenden Handwerkern mit Wartezeiten zu rechnen ist. Recht kostspieligen Investitionen stehen beim Energie-Effizienzhaus auch üppige Förderungen von 27,5 bis 50 Prozent (Bundesförderung effiziente Gebäude; BEG) gegenüber. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, sollte sich mit dem Thema Passivhaus beschäftigen.

Gebäudeenergieberater Otto Spilger stellte sein Betätigungsfeld vor. Er sagt, dass der Anstieg der Energiepreise und der sich abzeichnende Klimawandel „die Treiber für den energetischen Umbau“ seien. Doch gab Spilger eingangs durchaus zu bedenken, dass der Umstieg auf eine energieeffiziente Immobilie hohe Investitionen erfordere. In diesem Zusammenhang sei ein Hype bei den Wärmepumpen zu beobachten. Diese Pumpen, die „mit linksdrehendem Prozess wie ein Kühlschrank funktionieren“, seien recht simpel und dennoch wirkungsvoll, vor allem in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage. Spilger beschrieb die drei Varianten Sole-Wasser-Wärmepumpe, Wasser-Wasser-Wärmepumpe und Luft-Wasser-Wärmepumpe, betonte aber gleichzeitig, dass die Reduzierung des Energiebedarfs (kostenintensive Dämmung von Dach bis Keller) im Bestandsgebäude als gleichwertiger Ansatz zu betrachten sei. Wichtig seien nicht nur energieeffiziente Lösungen, sie müssten auch auf die individuelle Situation zugeschnitten sein. Dazu sei ein individueller Sanierungsfahrplan vonnöten.

Infos im Internet

»lea-hessen.de (Landes-Energie-Agentur) // »Hessen-spart-Energie.de // »energie-effizienz-experte.de // »hlnug.de ( (Hess. Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie)

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