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Erasmusschule weiter interessiert

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Von: Michael Hofmann

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Flüchtlingsheim auf dem Gelände der früheren Grünewald-Schule: Nicht auf Dauer angelegt worden.  
Foto: wronski
Flüchtlingsheim auf dem Gelände der früheren Grünewald-Schule: Nicht auf Dauer angelegt worden. Foto: wronski

Seligenstadt – Größere Perspektiven für die Kommunalpolitik ausloten, eine deutlich andere politische Kultur pflegen und die Stadt für die Zukunft wettbewerbsfähig aufstellen. VON MICHAEL HOFMANN

Mit diesen Prämissen melden sich die Seligenstädter Liberalen nach der Corona-Zwangspause in der Öffentlichkeit zurück, die sie, wie die Konkurrenz, zwang, sich auf Online-Kontakte und Video-Konferenzen zu beschränken. In einer Pressekonferenz stellten die Ortsverbandsvorsitzende, Bürgermeisterin i.  R. Dagmar B. Adams, Bürgermeister Daniell Bastian und René Rock, der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, das Schulthema in den Mittelpunkt ihrer entsprechenden Überlegungen. Die FDP-Politiker unterzogen den höchst kontrovers und oft aggressiv verlaufenen Meinungsbildungsprozess zur Nutzung des leerstehenden Gebäudes der Hans-Memling-Schule (HMS) samt abschließender Bürgerbefragung einer kritischen Bestandsaufnahme und blicken mit einem ganz konkreten Ziel nach vorn: Der Ortsverband, so Nonn-Adams, werde darauf drängen, dass die Fraktion und mit ihr die Koalitionspartner SPD und FWS in einem Antrag die Stadt auffordern, in Verhandlungen mit dem Kreis Offenbach und der Erasmus gGmbH einzutreten, damit auf dem früheren Gelände der Matthias-Grünewald-Schule doch noch eine Erasmusschule entstehen kann. Das dortige Flüchtlingsheim sei von Anfang an nicht auf Dauer angelegt worden, und der Kreis werde mit Sicherheit für eine „kluge bildungspolitische Entscheidung“ zu gewinnen sein, so Rocks Einschätzung als Mitglied des Kreisausschusses. Immerhin, so der Bürgermeister, baue sich in der Stadt erkennbar „Handlungsdruck“ auf, weil die nicht erweiterbare Emmaschule und auch die Konrad-Adenauer-Schule ausgelastete seien und der ohnehin deutliche Zuzug junger Familien durch die Entwicklung des Baugebiets Westlich des Westrings weiter an Fahrt gewinnen werde.

All diese Überlegungen sind freilich Ausfluss der HMS-Bürgerbefragung Ende März, bei der der Verein Freunde der HMS mit seiner Vision eines Bildungs-/Kulturhauses (52,7 Prozent) bekanntlich klar gewann und der FDP-Vorschlag Erasmusschule lediglich auf 18,1 Prozent der Stimmen kam. Trotz unverhohlener Kritik an der Werbekampagne der Gegner hat sich für Nonn-Adams die Entscheidung Bastians für eine Bürgerbefragung als „klug und weitblickend“ erwiesen, nachdem die Stadtverordnetenversammlung keine Lösung gefunden hatte. Das klare Umfrageergebnis, so die Position der Liberalen, habe den Parteienstreit schnell eingedämmt und beendet. Ein nunmehr vorliegender interfraktioneller Antrag, der die Weiterentwicklung des Projekts HMS als Bildungs- und Kulturhaus unter Trägerschaft des HMS-Freundevereins vorantreiben soll, sei als Erfolg zu werten und ein großer Schritt in diese Richtung.

„Es geht auch anders, auch wenn wir nicht gewonnen haben“, nahm Rock diesen Faden auf und verwies auf diverse verfahrene Situationen in Koalition oder Parlament, in denen dies bisher nicht gelungen sei, etwa beim Jahnsportplatz oder beim Stadtwerkegelände.

Die bereits vorliegende CDU-Initiative, angesichts des 18,1-Prozent-Bürgervotums das Thema Erasmusschule weiter zu verfolgen, stößt bei der FDP auf erhebliche Glaubwürdigkeits-Vorbehalte. Deren Wahlkampfslogan von der „Reichenschule“ sei diffamierend gewesen - und wirkt massiv nach. Dabei habe Erasmus das gleiche Konzept wie die Freie Schule Seligenstadt-Mainhausen.

Indes haben die Liberalen selbst recherchiert: Die Geschäftsführung der Erasmusschule sei weiterhin am Standort Seligenstadt interessiert - „nach wie vor eine gute, wichtige Idee“. Da die Schule nicht selbst bauen wolle, müsse ein Investor gefunden werden. Eine anspruchsvolle Schulpolitik, so Nonn-Adams und Rock, sei entscheidend, um die Stadt für die Zukunft wettbewerbsfähig aufzustellen. Stichworte: europäischer Gedanke, kulturelle Vielfalt.

Für Benedict Weitz, den Vorsitzenden des Ortsverbands der Jungen Liberalen, wäre die Entscheidung für die Erasmusschule ein wichtiges jugendpolitisches Zeichen: „Wir setzen uns für ein ergänzendes Schulangebot ein, das allen Kindern, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, Platz bietet. Erasmus bedeutet Chancengleichheit und beste Zukunftschancen für Seligenstädter Kinder.“

Das Gelände der ehemaligen Matthias-Grünewald-Schule sei im regionalen Flächennutzungsplan als Fläche für den Gemeindebedarf - Schule - ausgewiesen und könne daher „ohne größere Probleme wieder für eine Schule genutzt werden“, so Steffen Thiel, der stellvertretende Vorsitzende.

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