„Erhöhung der Seligenstädter Freibadpreise ist dringend geboten“

In krassem Gegensatz zum Rathaus-Abschlussbericht über das Seligenstädter Freibad mit stark frequentiertem neuem Kinderbereich, erweiterten Öffnungszeiten („Gewinn für Früh- und Spätschwimmer“) sowie Rekordhoch bei den Einnahmen nach der Corona-Flaute stehe die vom Magistrat mit seiner CDU/FDP-Mehrheit geplante deutliche Erhöhung der Eintrittsgebühren, kritisiert die SPD-Opposition.
Seligenstadt - Künftig sollen Erwachsene fünf statt vier Euro zahlen. Der Preis für Begünstigte, darunter Kinder, Jugendliche und Vereine, sollen von zwei auf drei Euro angehoben werden, zählt der SPD-Fraktionsvorsitzende Marius Müller, auch Schwimmausbilder der DLRG, auf. Und fügt hinzu: eine Anhebung um 25 und 50 Prozent! Entscheiden muss nun die Stadtverordnetenversammlung.
Als Begründung für die Anhebung nennt der Magistrat die ansteigenden Defizite der Vorjahre, teilweise bedingt durch steigende Personal- und Instandhaltungskosten. Gleichwohl sei der Anstieg der Energiekosten deutlich geringer, da das Bad mit Sonnenenergie gewärmt wird, erwidert die SPD. „So ist kein direkter Vergleich mit anderen Freibädern möglich, da sich die Nutzungsqualität durch das deutlich kältere Wasser unterscheidet“, so Müller weiter.
Die Vertreter der besonders betroffenen Kinder und Jugendlichen, der Jugendbeirat, und die der DLRG Seligenstadt als größte Nutzerin haben nach Müllers Angaben erst durch die Weiterleitung der Infos durch die SPD-Fraktion Kenntnis von den Plänen erhalten „und angekündigt sich zeitnah dazu zu positionieren. Es ist befremdlich, dass Schwarz-Gelb nicht selbst auf die Idee kommt, bei gravierenden Änderungen die Betroffenen einzubeziehen. Genau für solche Zwecke gibt es beratende Gremien wie den Jugendbeirat und die Sportkommission. Wir fordern, diese zu beteiligen!“ Als pikantes Detail wertet es Müller, dass die DLRG-Vertreter bei der Wahl der Sportkommission vor einigen Monaten von CDU und FDP abgelehnt worden seien. „Ein aufrichtiger Umgang mit unseren Beiräten und Vereinen ist wichtig für unsere Stadt.“ so der SPD-Stadtverordnete Reiner Stoll.
Für Kinder und Jugendliche sei das Freibad die bedeutendste Freizeiteinrichtung der Stadt. „Umso wichtiger ist es für Familien, die keinen Pool im Garten haben, diese soziale Infrastruktur im heißen Sommer günstig nutzen zu können“, fordert SPD-Kollegin Ayla Sattler. Ob die Rechnung des Magistrats aufgeht, der durch die geplante Gebührenerhöhung deutliche Mehreinnahmen erwarte, bezweifelt die SPD. Der Besuch einer vierköpfigen Familie koste dann 16 Euro Eintritt. Da überlege man sich, ob man hingeht oder nicht.
Müller weist darauf hin, dass es Konsens unter allen Parteien sei, Schwimmen zu fördern und damit lebensgefährliche Situationen zu bekämpfen. „Wer Schwimmen fördern will, darf es nicht auf diesem Weg verteuern.“ Die Preiserhöhung werde Auswirkungen auf die Schwimmfähigkeit vieler Seligenstädter haben, sagt Müller. Dabei sei die Gebührenerhöhung nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „CDU und FDP müssen endlich verstehen, dass ein Schwimmbad kein Business, sondern eine wichtige städtische Pflichtaufgabe ist, genauso wie eine Kita.“
Der Seligenstädter Magistrat verweist in seiner Begründung auf die massiv ansteigenden Defizite zwischen 2017 (319 000 Euro) und 2021 (529 000 Euro). Zudem seien die Preise letztmals 2014 angehoben, „sodass nach nunmehr fast neun Jahren eine Erhöhung insbesondere im Hinblick auf die defizitäre Situation dringend geboten ist.“ Die kalkulierten Mehreinnahmen von 58 800 Euro verbesserten das Ergebnis im Haushaltsplan 2023 entsprechend. (Michael Hofmann)