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Ein Seligenstädter gestaltet die Zukunft Europas mit

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Von: Julia Oppenländer

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Ein Seligenstädter gestaltet die Zukunft Europas mit: Ralf Pritzel ist einer von 800 ausgewählten Teilnehmern eines Großprojekts der Europäischen Union.
Ein Seligenstädter gestaltet die Zukunft Europas mit: Ralf Pritzel ist einer von 800 ausgewählten Teilnehmern eines Großprojekts der Europäischen Union. © Oppenländer

Er ist einer von 800 ganz speziellen EU-Bürgerinnen und -Bürgern: Ralf Pritzel aus Seligenstadt darf an der Konferenz zur Zukunft Europas teilnehmen. Ziel des Großprojekts ist es, einen neuen Raum für Diskussionen mit EU-Bürgern aus allen Lebensbereichen und Teilen der Union zu eröffnen, um sowohl Herausforderungen als auch Prioritäten für die Zukunft anzugehen.

Seligenstadt – Beworben hat er sich dafür nicht. „Ich habe eines Tages einen Anruf bekommen und wurde gefragt, ob ich an diesem Projekt teilnehmen möchte“, sagt er. „Die EU hat in jedem Land ein Institut beauftragt, das die Leute kontaktiert. Vorgegeben waren die Vorwahl und die ersten drei Ziffern der Telefonnummer – der Rest wurde per Zufall vervollständigt“, erklärt der Seligenstädter.

Er und 799 weitere Leute aus ganz Europa haben so eine Einladung für das Großprojekt erhalten – aufgeteilt in vier Gruppen mit jeweils 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die einzelnen Gruppen spiegeln die Bevölkerung der gesamten EU wider. „Das ist prozentual nach der Bevölkerungszahl aufgeteilt“, sagt Pritzel. „Aus Malta sind zum Beispiel zwei Leute in der Gruppe.“ Außerdem sei den Veranstaltern wichtig, dass mindestens ein Drittel der Teilnehmer nicht älter als 26 Jahre ist. „Es geht schließlich um die Zukunft der EU um 2050 – das betrifft ja vor allem die jetzige Jugend.“

Jede Gruppe hat drei Termine und unterschiedliche Themen, mit denen sie sich bei diesen Treffen befasst. Für Ralf Pritzel ging es deshalb Mitte September nach Straßburg, wo er sich mit den anderen Kandidaten zu den Themen Wirtschaft, Bildung, Kultur, Jugend, Sport und digitalem Wandel austauschte. „Ich persönlich hätte mir zwar einen anderen Themenkomplex ausgesucht, aber es ging ja vielmehr darum, was einem unvoreingenommen bei den Themen durch den Kopf geht“, sagt der Seligenstädter.

Also fand sich Ralf Pritzel vor wenigen Wochen im großen Plenarsaal des Euroäpischen Parlaments wieder – im Herzen und der Schaltzentrale Europas. „Es ist ja das erste Mal, dass die EU ihre Bürger fragt, was sie denken, welche Wünsche und Ziele sie haben. Man hat da einfach diese Kraft gespürt und wunderbare Einblicke in andere Lebensweisen und Vorstellungen bekommen“, sagt Ralf Pritzel

Nochmals aufgeteilt in 15 kleinere Gruppen habe er an vielen interessanten Diskussionen an diesem Wochenende teilgenommen und noch spannendere Gespräche geführt. „Ich habe kreuz und quer mit vielen Menschen gesprochen. Oft wurde dabei sehr deutlich, dass wir unterschiedlich sind – aber genau das war fantastisch. Davon ist eine so große Energie ausgegangen“, ist der Seligenstädter nachträglich noch immer begeistert. Und wo es aufgrund von Sprachbarrieren mit der Verständigung schwierig war, habe man sich „mit Händen und Füßen“ unterhalten. Tagsüber hatten die Veranstalter allerdings Simultanübersetzer für die Teilnehmer vor Ort, damit sich auch alle gleich gut einbringen konnten.

Die Themen, mit denen sich Ralf Pritzel und die anderen EU-Bürger in Straßburg beschäftigt haben, werden nun im November bei einer Online-Konferenz weiter vertieft. Anfang Dezember geht es für den Seligenstädter nach Dublin. „Dort sollen konkrete Vorschläge erarbeitet werden, um sie dem EU-Parlament und den entsprechenden Gremien vorzulegen“, sagt er. „Daraufhin entscheidet sich, was weiter angegangen wird davon.“ Doch die Teilnehmer sind nicht auf sich alleine gestellt. „Wir haben Experten zu den Themenbereichen an unserer Seite, die uns mit Zahlen, Fakten und Analysen unterstützen.“

Ralf Pritzel ist von dem Projekt der EU überzeugt. „Auch bei Freunden, meiner Familie und Arbeitskollegen waren alle neugierig. Viele haben gesagt, dass sie das auch interessiert hätte“, sagt der Seligenstädter. „Und irgendwie bin ich auch als Vertreter für sie nach Straßburg gefahren. Einige haben mir gute Ideen und Hinweise mit auf den Weg gegeben.“

Doch auch von den Menschen in Straßburg fühlt er sich inspiriert. Vor allem die Worte eines italienischen Experten sind ihm in Erinnerung geblieben. „Er sagte ‘Wir sind alle Töchter und Söhne einer Kultur mit europäischen Werten’ – das könnte doch das Motto der EU sein“, sagt er.

Der Seligenstädter und die anderen Teilnehmer, die sich teilweise auch in Florenz, Warschau oder Maastricht treffen, werden auch in Zukunft über die Ergebnisse ihrer Treffen und Vorschläge auf dem Laufenden gehalten. Außerdem können sich er und alle interessierten Bürger jederzeit online über das Projekt informieren und von zuhause aus teilnehmen. (Julia Oppenländer)

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