Seligenstadt: Eine neue Frauenbeauftragte für alle

Seligenstadts neue Frauenbeauftragte heißt Verena May. Sensibilisieren, ein offenes Ohr bieten, vernetzen - ihre Rolle will May möglichst integrativ leben.
Seligenstadt – Schon acht Jahre aktiv im Integrationsbüro der Stadt, engagiert im Vorstand des Mütterzentrums, seit September Seligenstadts Frauenbeauftragte: Soziale Fragen beschäftigen Verena May eigentlich schon ihr ganzes Leben.
Seligenstadts Frauenbeauftragte schon lange sozial aktiv
Warum das so ist? „Weiß ich gar nicht genau“, sagt die diplomierte Sozialpädagogin beim Gespräch im Rathaussaal und lacht. „Ich hatte schon immer ein Interesse daran, soziale Dynamiken zu analysieren.“ Und auch die Ungleichheit zwischen Mann und Frau ist schon früh Thema für sie. In Aschaffenburg besucht die 42-Jährige als Jugendliche die Maria-Ward-Schule, ein Mädchengymnasium. „Für Benachteiligungen habe ich damals feine Antennen entwickelt.“
Und als sie 2005 nach Seligenstadt kommt – sie hat gerade ihren ersten Sohn auf die Welt gebracht – bringt sie sich gleich selbst ein. Zuerst eben im Mütterzentrum, ab 2014 dann beim Integrationsbüro, wird sogar als erste mit dem Bereich betraut.
Für ihre neue Position als Frauenbeauftragte, die sie zusätzlich zu ihrem vorherigen Job übernimmt, skizziert May klare Vorstellungen: „Es geht mir darum, Impulse zu setzen, aufmerksam zu machen auf Probleme, die Frauen haben. Wir sind in Seligenstadt nämlich noch nicht da, wo wir hin wollen. Gerade Mütter haben während Corona gelitten“, sagt sie.
Seligenstadt: Frauenbeauftragte soll sensibilisieren
Eine Aufgabe von May, deren Position zunächst auf sechs Wochenstunden befristet ist, liegt deshalb darin, für die Probleme von Frauen zu sensibilisieren. Dafür dienen vor allem zwei Aktionstage, der Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November. Und der Weltfrauentag, dem 8. März.
Vor allem aber will May ein offenes Ohr für Probleme haben. Gewalt, sexueller Missbrauch, ungewollte Schwangerschaften – wer die Webseite der Stadt Seligenstadt ansteuert, findet eine Reihe von Beratungstelefonen, bei denen sich Frauen in der Klemme melden können.
Als essenziell bewertet sie trotzdem den persönlichen Kontakt. „Der ist für Menschen in Notlagen nicht zu ersetzen.“ Gespräche in ihrem Büro im Nachbarschaftshaus in Seligenstadt-Nord bietet sie an und besucht Geflüchteten-Unterkünfte.
Frauencafé in Seligenstadt: „Für Frauen und Menschen die sich als Frauen fühlen“
„Es gibt Frauen in Seligenstadt, die einfach Hilfe brauchen. Denen bieten wir eine Erstberatung an, vermitteln sie weiter.“ Was es etwa bedeutet, den Weg ins Frauenhaus zu gehen, mit Kindern, das wüssten nur die wenigsten, die zum ersten Mal vor ihr sitzen. Nicht immer geht es bei ihren Klientinnen um Gewalterfahrungen, betont May. „Wenn eine Frau gerade nach Deutschland kommt, versuchen wir bei der Jobsuche zu helfen. Wer in der Türkei Forstwirtschaft studiert hat, soll hier nicht als Putzkraft starten müssen.“
Als jüngster Puzzlestein in das Angebot des Frauenbüros fügt sich das regelmäßige Café ein. Im Haus am Hasenpfad können Frauen dabei in einem geschützten Raum zusammenkommen, Erfahrungen austauschen, netzwerken (siehe Kasten). „Mir war es wichtig, dass es monatlich stattfindet, nicht nur ein paar Mal im Jahr“, sagt May.
Draußen, vor dem Rathaus, fügt sie dann noch etwas an. „Als ich das Frauencafé beworben habe, habe ich explizit gesagt: Für Frauen. Und Menschen, die sich als Frauen fühlen.“ Denn auch das möchte Verena May hervorheben: Sie versteht sich als Frauenbeauftragte für alle. (Julius Fastnacht)
Kontakt zum Frauenbüro Seligenstadt
Jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr sowie nach Terminvereinbarung bietet das Seligenstädter Frauenbüro persönliche Beratung an. Im Nachbarschaftshaus, Am Hasenpfad 31, findet auch das monatliche Frauencafé statt. Nächster Termin ist Freitag, 16. Dezember, von 15 bis 17 Uhr. Per Mail ist die neue Frauenbeauftragte Verena May unter frauenbuero@seligenstadt.de zu erreichen, telefonisch unter 06182 87 4200 oder mobil 0176 46674714.
Nadja Rausch kommt aus einer Malerfamilie, arbeitet selbst als Malerin. Die 23-Jährige Frau aus Seligenstadt feiert Erfolge in einem vermeintlichen „Männerberuf“.