Die Froschhäuser Tell-Schützinnen leben ihr Hobby von Kindesbeinen an

Schützenvereine sind von Männern dominiert, aber auch Frauen interessieren sich für den Sport, der Ruhe und Konzentration verlangt.
Froschhausen – Mit zwölf Jahren schon ein Gewehr in der Hand zu halten, klingt zunächst einmal ungewöhnlich. Für die beiden Sportschützinnen Hannelore Bein und Samira Klemenz, die beide bereits seit ihrer Kindheit schießen, ist es hingegen völlig normal. „Mein Luftgewehr ist für mich wie der Schläger für den Tennisspieler“, erklärt die 64-jährige Bein.
Als sie 1970 im Schützenverein ihres Heimatorts aus der Nähe Bad Hersfelds anfing, zu schießen, waren sie und ihre Schwester zunächst die einzigen Mädchen im Verein. „Das fanden aber alle cool“, ergänzt Bein. Außerdem habe es noch nicht so eine große Auswahl an Vereinen gegeben. Auch als Bein 1982 zur Schützengemeinschaft Tell Froschhausen kommt, erwarten sie dort nicht mehr Frauen. Dies hat sich auch 31 Jahre später nicht merklich geändert.
Tell-Schützen Froschhausen: Antiquierte Bild des männlichen Jägers
Als die damals zehnjährige Samira Klemenz dem Verein beitritt, ist der Frauenanteil etwa genauso niedrig. „Wir sind aber eine Familie im Verein“, unterstreichen beide Frauen. Dadurch, dass sie von den Tell-Schützen gut aufgenommen wurden, ist es beiden Frauen gleichgültig, ob sie mit Männern oder Frauen im Vereinsheim zusammen sitzen. „Wir unterscheiden eigentlich gar nicht zwischen den Geschlechtern“, erklärt Bein.
Vorurteile gegenüber Frauen gebe es keine – „oder wir kommen nicht mit den Menschen zusammen, die welche haben“, lacht Hannelore Bein. Derzeit zählt der Verein nur drei aktive weibliche Mitglieder. Grund dafür sei womöglich das antiquierte Bild eines männlichen Jägers, das vielen zuerst in den Sinn kommt, wenn man das Wort Gewehr erwähnt, vermutet die heute 20-jährige Klemenz.

Die Herausforderung sei ansonsten höchstens, das Luftgewehr zu halten. Dieses kann bis zu fünf Kilogramm wiegen und lässt die Arme schon einmal schwer werden, wenn man damit nicht nur einen, sondern 40 Schüsse hintereinander abgeben muss.
Froschhäuser Schützinnen: Kein Gewehr gegen Tennisschläger tauschen
Frauen können genauso gut schießen wie Männer – „wenn nicht sogar besser“, ergänzt Bein schmunzelnd in Richtung Klemenz, die erst im März den ersten Platz der Bezirksmeisterschaften Offenbach belegt hat.
Bei Wettbewerben treten Männer und Frauen meist gegeneinander an und werden nicht nach Geschlecht separiert – so war es der zwölfjährigen Bein selbst 1970 schon möglich, an Wettbewerben teilzunehmen. Allerdings schießt sie mittlerweile nicht mehr aktiv, gehört aber zur Fraktion der „Cola-Trinker“, wie Klemenz lachend anmerkt.
Beide Frauen würden ihr Gewehr niemals gegen einen Tennisschläger oder ein anderes Sportgerät eintauschen. Besonders die Ruhe, die der Sport ihnen bietet – tatsächlich ist ein Schuss mit dem Luftgewehr nur etwa so laut wie ein platzender Luftballon – fasziniert die beiden Damen. „Nicht jeder mag trubelige Sportarten“, betont Bein.
Wer sich hier angesprochen fühlt und lieber mit Ruhe und Konzentration an einen Sport herangehen möchte, kann montags und donnerstags jeweils ab 19 Uhr bei den Froschhäuser Tellschützen (Schießstand im Keller des Bürgerhauses Froschhausen, Freiherr-vom-Stein-Ring 23A) vorbeischauen. (Von Lucy Gruß)
Schützengesellschaft Froschhausen
Die Schützengesellschaft Tell Froschhausen wurde 1907 gegründet. 1928 weihte sie ihren ersten Schießstand ein. Nach der Zwangsauflösung im Jahre 1939 wurde 1966 der Verein „Schützenclub Tell Froschhausen“ neu gegründet. Nachdem die alte Vereinsfahne 1984 wieder aufgetaucht war, nahm der Verein den ursprünglichen Namen „Schützengesellschaft Tell Froschhausen“ wieder an.
Als Mitglied der Dachorganisation des Deutschen Schützenbundes (DSB) betreiben die Schützen den Sport in den Wettkampfarten Luft- und Kleinkalibergewehr, Luft- und Sportpistole. (Von Yvonne Fitzenberger)