Helfer mit der kalten Schnauze: Hunde besuchen Senioren im Kursana-Domizil

Regelmäßig schauen im Kursana-Domizil in Seligenstadt ganz besondere Vierbeiner vorbei. Die Therapiebegleithunde-Teams der Malteser Aschaffenburg. Ihre Arbeit mit den Senioren ist wichtig und sorgt für Spaß auf beiden Seiten.
Seligenstadt – Wenn diese Besucher im Kursana-Domizil in Seligenstadt vorbeikommen, ist die Freude auf beiden Seiten riesig. Nach einer rund zweijährigen Pandemiepause sind die Therapiehunde der Malteser Aschaffenburg nun wieder regelmäßige Gäste in der Einrichtung. Etwa alle zwei Wochen schauen die Helfer auf vier Pfoten bei den Senioren in Seligenstadt vorbei und lassen sich mit Leckerlis und natürlich ausgiebigen Streicheleinheiten verwöhnen. Die Bewohnerinnen und Bewohner können mit den Tieren auf der Terrasse, in den Wohnbereichen oder, wenn sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, auf ihren Zimmern in Kontakt kommen.
Ein Team, das zu den regelmäßigen Besuchern zählt, sind Michaela Stenger und ihr vier Jahre alter Labrador Yoshi. Beide, sowohl Mensch als auch Tier, sind speziell dafür ausgebildet: Sie mussten etwa ein Jahr lang viele Seminare besuchen, einen Test ablegen, als Azubis gemeinsam bei solchen Einsätzen mitlaufen.
„Unsere Hunde wachsen in ihre Aufgaben durch die Ausbildung ja rein“, sagt Stenger. „Yoshi bekommt vor seinem Einsatz seine Kenndecke angezogen, dann fahren wir gemeinsam mit dem Rad ins Kursana und dann weiß er schon ganz genau, was los ist.“ Die Hunde der Malteser-Teams seien eh alle sehr offen und dem Menschen zugetan. „Die haben da einen großen Spaß dran“, so die Seligenstädterin. Da gehe die Tür der Einrichtung auf und schon liefen die Tiere los.
Arbeit mit den Therapiehunden kommt den Senioren in Seligenstadt zugute

Doch auch auf der anderen Seite ist die Freude über die tierische Ablenkung zu spüren. „Hunde sind unser Leben. Mein Mann und ich genießen die Begegnung mit den Therapiehunden sehr“, sagt Sophia Horn. Sie kommt gerne ins Kursana-Domizil, wenn die Tiere zu Besuch sind. „Es ist schön, dass es solche Angebote gibt.“
Auch ihr Mann Herbert Horn streichelt Yoshi gerne, der ganz entspannt auf einer Decke auf dem Bett Platz genommen hat. Mit seiner Hand spürt der 85-Jährige den Kopf des Vierbeiners, berührt ohne Angst seine Schnauze und fährt vorsichtig über das Fell.
Die Hundeführerinnen der Malteser haben die Erfahrung gemacht, dass die Begegnung mit Yoshi oder dem erst zehn Monate alten Golden Retriever Momo von Frauchen Ulrike Matheis den Senioren Impulse geben. Sie reagieren auf die Vierbeiner, die sich ihnen ganz unaufgeregt nähern und die Obst- oder Gemüsesnacks dankbar annehmen. Dabei ist zu beobachten, dass nicht nur an Demenz Erkrankte auf die Hunde manchmal stärker reagieren als auf menschliche Kontakte.
Senioren des Kursana-Domizil profitieren auf vielen Ebenen vom Besuch der Therapiehunde

„Die Begegnung zwischen den Senioren und den Therapiehunden ist ein Gewinn für beide Seiten“, sagt Gertraud Rebmann, Direktorin des Kursana-Domizils. Die Bewohnerinnen und Bewohner profitieren von der Interaktion mit Yoshi und Momo: Die tierischen Helfer fördern die Wahrnehmung, die Fein- und Grobmotorik sowie die kognitiven Fähigkeiten der Senioren. Auch das Kurzeitgedächtnis und die Konzentration werden durch den Kontakt mit den Tieren gestärkt.
Die besonderen Besucher begegnen den Menschen außerdem vorurteilsfrei und vermitteln ihnen das Gefühl, angenommen und verstanden zu werden. „Es ist schon erstaunlich, wie leicht die Hunde Brücken zu den Menschen bauen und wie schnell die Senioren ihnen Vertrauen schenken“, so die Direktorin.
Ehrenamtliche Arbeit: Besuch der Therapiebegleithunde ist für die Einrichtung kostenlos
Kosten für den Besuch der Malteser-Teams entstehen den Einrichtungen keine. „Wir machen das ehrenamtlich“, sagt Michaela Stenger, die sonst Vollzeit-Krankenschwester ist. „Mir macht das Thema Mensch und das Thema Hund Spaß, außerdem machen wir was fürs Herz.“
Die Kosten für die Ausbildung der Hund-Mensch-Teams übernehmen wiederum die Malteser Aschaffenburg. Dort hat sich die aktuelle Gruppe 2019 zusammengefunden – neue Mitglieder kommen immer wieder dazu. „Momo ist zum Beispiel erst zehn Monate alt und läuft aktuell als Praktikantin mit. Mit einem Jahr macht sie einen Eignungstest, ob sie die Ausbildung überhaupt beginnen kann“, erklärt die Seligenstädterin. Mit 18 Monaten folgt bei den Tieren dann der wichtige Wesenstest. „Die Hunde müssen eben nicht nur Menschen mögen, sondern auch wesensstark sein. Es kann immer mal etwas Unerwartetes passieren, etwas fällt runter oder jemand schreit herum. Da müssen die Tiere dann ruhig bleiben.“ Die Bindung zwischen Vierbeiner und Mensch muss stark sein – dann klappt auch die Arbeit als Therapiehund, die weit mehr als einen bloßen Besuch beinhaltet. (Von Julia Oppenländer)