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Hinter den Kulissen des Improvisationstheaters

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Zu zweit und zu viert bieten die Seminarteilnehmer ihre Improvisationen vor ihren Schauspiel-Kollegen dar.
Zu zweit und zu viert bieten die Seminarteilnehmer ihre Improvisationen vor ihren Schauspiel-Kollegen dar. © Hackendahl

Das Kunstforum Seligenstadt bietet ein Improvisationstheater-Seminar an. Für die Teilnehmer heißt es dabei, aus einer kleinen Idee eine Geschichte zu spinnen.

Seligenstadt – „Ein Happy-End wäre etwas Tolles. Es muss nicht alles stimmen, ist ja alles improvisiert“, sagt Andreas Seidl, der das Schauspielseminar des Kunstforums Seligenstadt leitet, zu den Schauspielakteuren, bevor sich diese in Zweierteams kurze Improvisationsstücke ausdenken. Möglichst schnell auf unvorhergesehene Situationen reagieren, sprich improvisieren, kann eine besondere Schauspielvariante sein, die Akteuren und Publikum gleichermaßen Spaß bringt. Requisiten gibt es fast keine, nur zwei Stühle können an diesem Probenabend benutzt werden. Zwei auf dem Boden stehende Scheinwerfer produzieren die Schatten der Figuren, sorgen so für den zusätzlichen Reiz der Szene.

Das Kunstforum hat eine Improvisationstheatergruppe auf die Beine gestellt. Wir schauten montagsabends bei den „Improvisationstheater-Proben“ vorbei. Andreas Seidl leitet das Schauspielseminar, bei dem Schauspielbegeisterte ab 16 Jahren mitmachen können. „An den Probenabenden sind wir immer zwischen sieben und zehn Personen“, erläutert Seidl, während sich seine Eleven zum Auftakt des Abends mit Übungen warm machen.

Interaktion üben im Seligenstädter Improvisationstheater

In der Aufwärmphase läuft vieles nonverbal, das szenische Spiel wird mittels Energiestufen, Emotionen und Interaktion geübt. Blickkontakt halten, wegschauen und spüren, wie man sich dabei fühlt, im Kreis stehen und möglichst schnell auf unvorhergesehene Situationen reagieren – nur einige Übungen beim mit Musik unterlegten Raumlauf im Keller des Gemeindezentrums von St. Marien.

„Beim Improvisationstheater wird das Spielen von Rollen geübt, ohne Text auswendig lernen zu müssen“, erläutert Seidl, der über Film- und Fernseherfahrung verfügt und sechs Jahre am Schauspielseminar an der Goethe-Universität Frankfurt teilgenommen und dort auch einige Termine geleitet hat.

Ein Stuhl ist das einzige Requisit, auf das die Schauspiel-Paare in der Probe zurückgreifen können.
Ein Stuhl ist das einzige Requisit, auf das die Schauspiel-Paare in der Probe zurückgreifen können. © Hackendahl, Holger

Schauspieler improvisieren selbst erdachte Szenen

Im zweiten Teil des Theater-Abends spielen die vier Zweierteams mit derselben Handlungsvorgabe nach kurzer Beratung unterschiedliche selbst erdachte Szenen vor. Erst zu zweit, später zu viert denken sich die Schauspielteams die Handlung von kurzen Impro-Stücken aus. Seidls Vorgabe für die Paare: „Der Ja-Sager“.

Die vier Teams erdenken sich eine Figur und eine Handlung. Ein Duo spielt eine wohl typische „Soldaten /Oberfeldwebel“-Szene bei der Bundeswehr. Auch die Bestellszene im Restaurant oder „Der Autounfall“ werden von den Schauspiel-Paaren mit viel Spielwitz aufgeführt. Spontan reagiert der eine auf die Situation, die sich aus der Handlung des anderen ergibt. Dann werden die Rollen getauscht. Viel Spaß ist garantiert, auch bei den Zusehenden wird viel geschmunzelt.

Improvisationstheater-Seminar in Seligenstadt: spontan, schräg und stets mit viel Humor

Für die Impro-Szene mit vier Personen dürfen die Teams 20 Minuten über ihren Themenvorschlag und die Handlung beraten, dann wird das Stück jeweils dem anderen Team vorgespielt. Spontan, schräg, stets mit viel Humor wird das Stück „Misstrauensvotum“, bei dem Seminarleiter Seidl als „abgesägter Kanzler“ selbst mitwirkt, aufgeführt. In einer kurzen Manöverkritik wird das Gespielte anschließend gemeinsam kritisch beleuchtet.

Dann darf das andere Viererteam im Schweinwerflicht ran. Beim Stück „Der Baum“ gibt es sogar ein Happy-End – der alte Baum wird dann doch nicht wegen einer Straße gefällt. Ein Sinneswandel. Der Landwirt überzeugt die anderen von der Wichtigkeit des Baums für Tier und Umwelt.

Bei diesem Spielstück wird auch die filmische Umsetzung geübt, denn im Seminar vermittelt Andreas Seidl nicht nur das Spielen selbst, sondern auch wie mit dem Smartphone Spielfilme inszeniert werden können. „Zum Abschluss des Seminars ist geplant, die besten Stücke im Sommer auf den Mainwiesen und/oder der EVO-Bühne aufzuführen“, kündigt der Seminarleiter an. (Von Holger Hackendahl)

Improvisationstheater-Seminar in Seligenstadt

Am Improvisationstheater-Seminar, das montags von 19 bis 22 Uhr im Untergeschoss des Gemeindezentrums St. Marien, Steinweg 25, stattfindet, können Schauspielbegeisterte ab 16 Jahren teilnehmen. Als Beitrag gilt die Mitgliedschaft im Kunstforum: zwölf Euro pro Jahr für Schüler und Studierende sowie 55 Euro pro Jahr für Erwachsene. Zwei Schnuppertermine sind frei.

Interessierte müssen nicht an jedem Termin dabei sein, da nichts aufeinander aufbaut. Bequeme Kleidung, ein Handtuch und ein Getränk sind mitzubringen, denn es kann mitunter sportlich zugehen. Anmeldung bei Andreas Seidl an andreas@seidl.de oder unter 0175 8557914. (hoh)

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