Imkern im Ostkreis: Völker überwintern unter strenger Überwachung

Imkern liegt im Trend, nicht zuletzt wegen des guten Honigs. Auch Ulrich Volm, Vorsitzender des Bienenzuchtverein Seligenstadt, Mainhausen und Hainburg, zählt immer mehr jüngere Bienenfreunde in den Reihen des Vereins.
Ostkreis – Das Summen der Tiere ist in den Wintermonaten nicht zu vernehmen – das bedeutet aber nicht, dass sie verschwunden sind. Sie ziehen sich bloß in ihren Bienenstock zurück, um sich durch Kuscheln gegenseitig warm zu halten. Dabei sorgen sie für nahezu saunaähnliche Temperaturen von bis zu 36 Grad in ihrem Stock.
Beobachten kann man das auf dem Am Eichwald in Seligenstadt gelegenen Vereinsgelände des Bienenzuchtvereins, der mehreren Bienenvölkern ein Zuhause bietet und sich ganzjährig um sie kümmert. Mithilfe von Messwagen und Temperaturmessern werden die Bedingungen für die Bienen ständig per App überprüft – „fast wie im Überwachungsstaat“, merkt Vorsitzender Ulrich Volm an. Die Überwachung muss aber sein, und wahrscheinlich stören sich die Bienen auch nicht daran. Denn jeder Imker fiebert schon dem Höhepunkt des Jahres, der Honigernte im Sommer, entgegen, die ohne gut überwinterte Bienen eher schwierig wird.
Auch Bienen im Ostkreis haben im Winter weniger Arbeit
Für die meisten Arbeiterbienen ist das Überwintern ein Leichtes. Schließlich fällt wesentlich weniger Arbeit an, weil die Bienenkönigin sich nicht vermehrt und somit auch keinen ganzen Hofstaat benötigt, der sie permanent pflegt. Die Arbeiterbienen müssen sich im Winter also nicht, wie im Sommer, wortwörtlich zu Tode schuften.
Nur auf die männlichen Bienen, die Drohnen, wird keine Rücksicht genommen. Da ihre einzige Aufgabe ist, die Bienenkönigin in den wärmeren Monaten zu befruchten, werden sie im Winter schlicht und ergreifend nicht gebraucht. Noch schlimmer, sie verbrauchen sogar unnütz die Nahrung der Arbeiterbienen und werden deshalb gnadenlos vor die Tür gesetzt.
App zeigt Gewicht des Bienenstocks an
Erst im Frühjahr zeigt die App meist einen schwereren Bienenstock an. „Dann geht’s richtig los“, berichtet Andreas Krebser, Schriftführer des Vereins. Nun beginnt die Brutzeit und somit die Vermehrung der Bienen. Die Bienenkönigin legt tausende Eier pro Tag. Ohne ihren Hofstaat, der sie putzt, bedient und Nektar einfliegt, wäre das gar nicht möglich. Auch die zuvor verstoßenen Drohnen werden jetzt wieder interessant und mit offenen Armen empfangen, wenn eine neue Bienenkönigin, die es zu befruchten gilt, schlüpft.
Die Imker haben dann, sobald genügend Nektar zusammengetragen wurde, alle Hände voll zu tun. So müssen sie im Sommer vor den Bienen wach sein, um die Honigwaben aus dem Stock zu entnehmen und daraus verzehrfertigen Honig herzustellen. Sonst werden sie von den morgens wesentlich aggressiveren Bienen nämlich daran gehindert, den mühsam gesammelten Nektar zu entnehmen.
Varroamilbe: Größter Feind der Bienen
Die Varroamilbe ist eine der größten Gefahren für Bienen. Einerseits schleppt sie Viren und Bakterien ein, andererseits verursacht sie bei der Brut Entwicklungsstörungen, sodass sie schnell sterben. Bei erwachsenen Tieren ist das Immunsystem geschwächt. Sie können Viren nichts entgegensetzen. Geht ein Stock mit zu vielen Milben in den Winter, ist er dem Tod geweiht. Deshalb ist eine Rest-Entmilbung durch den Imker wichtig, wenn es kalt ist, die Bienen nicht brüten und keinen Honig produzieren. Rückstände der eingesetzten Chemikalien können sonst auch in den menschlichen Körper gelangen.

Imker in Seligenstadt, Mainhausen und Hainburg sind sich einig: Der eigene Honig schmeckt hervorragend
Die Bienen zählen zu den Frühaufstehern, aber für ein gutes Glas Honig (oder auch mehrere, denn ein Volk produziert pro Jahr etwa 40 Kilogramm Honig) opfern die Imker gerne ihren Schlaf. Dieser schmeckt nämlich, da sind sich Volm und Krebser einig, „natürlich“, besser als gekaufter Honig und wird ihnen regelrecht aus der Hand gerissen.
Seit zehn Jahren bietet der Verein ein Probeimkern an. Dabei schaut man nicht nur über die Schulter, sondern muss selbst Hand anlegen, indem man ein komplettes Bienenjahr miterlebt und lernt, mit den Bienen umzugehen. Wer den „Bienenführerschein“ erfolgreich besteht, kann am Ende des Bienenjahres sogar ein eigenes Volk mitnehmen.
Auch wenn im Winter eher das Gackern der Hühner, die im Geflügelzuchtverein nebenan untergebracht sind, anstatt ein Summen der Bienen zu vernehmen ist, sind die Frühlings- und Sommermonate vielversprechend und auch für künftige Imker zum Probeimkern ab Februar einladend. (Lucy Gruß)