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Jugendbeirat wirbt für seine Arbeit und die Online-Wahl

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Von: Katrin Stassig

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Karsten Fetzer, Nicole Kirchner, Lorenz Kleipa und Frederick Kubin (von links) werben für den Jugendbeirat und die anstehenden Wahlen. Das Bild entstand während des Schulfestes an der Einhardschule vor den Sommerferien. Roll-up und Messestand wurden für die Öffentlichkeitsarbeit neu angeschafft. Auch in den Sozialen Medien (Facebook, Instagram) ist der Jugendbeirat aktiv. (c)Foto: p
Karsten Fetzer, Nicole Kirchner, Lorenz Kleipa und Frederick Kubin (von links) werben für den Jugendbeirat und die anstehenden Wahlen. Das Bild entstand während des Schulfestes an der Einhardschule vor den Sommerferien. Roll-up und Messestand wurden für die Öffentlichkeitsarbeit neu angeschafft. Auch in den Sozialen Medien (Facebook, Instagram) ist der Jugendbeirat aktiv. © p

Seligenstadt - Die anstehende Online-Wahl im September ist derzeit beherrschendes Thema beim Jugendbeirat in Seligenstadt. Dank engagierter Öffentlichkeitsarbeit soll die Wahlbeteiligung steigen. Aber auch für die Zeit danach haben die Jugendlichen schon konkrete Pläne. Von Katrin Stassig

Dass sie tatsächlich etwas bewirken können, hat die Kampagne „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ bewiesen. Auf Initiative des Jugendbeirats in Seligenstadt 2016 gestartet, ist die Aktion inzwischen zum Selbstläufer geworden. Auch zwei Jahre später kommen immer neue Mitstreiter hinzu – etwa Sportvereine, die den Schriftzug auf ihren Einlauftrikots tragen und den Gedanken damit weiter verbreiten. Für Sprecher Frederick Kubin und Nicole Kirchner vom Jugendbeirat die schöne Bestätigung: „Wir können etwas erreichen.“

Dabei fiel die Zwischenbilanz des Gremiums 2017 durchaus selbstkritisch aus. Bestärkt hat die Gruppe damals die Rückmeldung von Tom Heilos, Leiter des städtischen Kinder- und Jugendbüros. Sie seien der politischste Jugendbeirat, den er bislang erlebt habe, lautete das Lob.

In den zwei Jahren seit der letzten Wahl hat sich vor allem hinter den Kulissen einiges getan. Auf Antrag des Jugendbeirats ist die Satzung geändert worden, sodass künftig fünf Kandidaten ausreichen. „Wir hatten Angst, dass der Jugendbeirat sonst stirbt“, sagt Frederick Kubin. Eine Sorge, die sich letztlich als unbegründet erwiesen hat. Sieben der aktuellen Mitglieder (von neun) wollen weitermachen, zwei neue haben bereits Kandidatensteckbriefe abgegeben, weitere Interesse bekundet. Mit etwa einem Dutzend Kandidaten für die Wahl im September rechnet Kubin insgesamt.

Das ist nicht zuletzt der intensiven Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe in den vergangenen Wochen zu verdanken. Vor dem Gespräch in der OP-Redaktion waren Frederick Kubin und Nicole Kirchner an der Merianschule, um für den Beirat zu werben. Beim Nachtschwimmen der DLRG haben sie kürzlich 200 Armbänder mit der Adresse der Homepage verteilt, die innerhalb einer halben Stunde vergriffen waren. Damit wollen die Jugendlichen auch der zuletzt extrem niedrigen Wahlbeteiligung von kaum mehr als zwei Prozent entgegenwirken. Wie berichtet, ist die Wahl erstmals online möglich (mehr dazu im Info-Kasten).

Um Kandidaten für die Mitarbeit zu gewinnen, ist oft eine persönliche Ansprache nötig. Kubin und Kirchner sind selbst durch Freunde aus dem Schuljahrgang dazugestoßen. Viele Jugendliche sind zeitlich sehr eingespannt – durch Schule oder Studium oder Engagement in Vereinen. „Deshalb sagen wir immer dazu, dass es eigentlich kein so großer Aufwand ist“, erzählt Nicole Kirchner. Der komplette Beirat trifft sich nur sporadisch, dafür aber dann zu längeren, umso produktiveren Sitzungen. Ansonsten läuft der Austausch über Whatsapp oder mal im kleineren Kreis, etwa mit dem Sprecher-Team. Darüber hinaus nimmt der Jugendbeirat an den Sitzungen der „großen Politik“ teil, besucht Ausschüsse und Stadtverordnetenversammlung. Und das mit wachsendem Interesse.

„Viele sagen, die große Politik betrifft mich doch nicht“, berichtet Nicole Kirchner. Und stellen dann fest, dass die Entscheidungen der Kommunalpolitiker sie eben doch ganz direkt betreffen. „Ich habe viel gelernt über Seligenstadt“, ergänzt Frederick Kubin. Manchmal findet er es schade, dass er in den Gremien nicht mitstimmen darf. Gerade dann, wenn er den Eindruck hat, es geht mehr um Parteipolitik als um die Sache. Der Jugendbeirat hat lediglich beratende Funktion und in den Ausschüssen zwar Rede- und Vorschlagsrecht, aber kein Stimmrecht.

Mitreden wollen die Jugendlichen auch nach der Wahl. Derzeit arbeitet der Beirat an einem Antrag, wonach die Mitglieder künftig Sitzungsgeld erhalten sollen – wie andere ehrenamtliche Politiker auch. Finanziell werde sich das kaum lohnen, so Kubin. Es geht vielmehr um die Anerkennung des Engagements und einen zusätzlichen Anreiz für potenzielle Kandidaten. Schließlich opfern die Jugendlichen ihre Freizeit, die andere vielleicht für den Nebenjob nutzen. „Wir möchten das im Herbst oder Winter umsetzen, damit es im neuen Haushalt enthalten ist“, kündigt der Sprecher an.

Zwei „Dorne im Auge“ stehen außerdem ganz oben auf der Agenda. Ein wichtiger Punkt ist der geschlossene Jugendtreff im Nachbarschaftshaus. Der Beirat hat mit Jugendlichen aus dem Niederfeld gesprochen, denen nun ein Treffpunkt fehlt und die ihre Situation geschildert haben. Aus dem Rathaus kommen erste Signale für eine positive Lösung. Die soll es auch für den abmontierten Basketballkorb am Festplatz geben (wir berichteten). Der Jugendbeirat hat Vorschläge gesammelt und Kontakt zum Grünflächenamt aufgenommen. Bislang fehlt aber eine wirklich zufriedenstellende Alternative. „Wir werden wohl den Winter über noch mal in Ruhe nachdenken, wo man den Korb aufstellen könnte.“

Sowohl Frederick Kubin als auch Nicole Kirchner können sich vorstellen, ihr politisches Engagement auch über die Arbeit im Jugendbeirat hinaus fortzusetzen, wollen das aber auf sich zukommen lassen. Beide haben dieses Jahr ihr Abitur an der Einhardschule abgelegt. Kubin hatte dort den PoWi-Leistungskurs belegt, hat auch schon Kontakt zu Parteien gesucht, sich aber noch nicht festgelegt. Nicole Kirchner interessiert sich auch auf Bundesebene für Politik, könnte sich ein Engagement auch unabhängig von einer Parteizugehörigkeit vorstellen.

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