Lebensgefahr für Tiere: Giftpflanze breitet sich immer weiter aus
Die Landwirte warnen schon länger: Giftpflanzen wie das Jakobskreuzkraut oder die Herbstzeitlose breiten sich im Ostkreis Offenbach immer weiter aus. Das ist vor allem für Pferde und Rinder lebensgefährlich.
Kreis Offenbach – Schön anzuschauen ist das Jakobskreuzkraut mit seinem intensiven Gelb – doch die Pflanze, die sich inzwischen an vielen Straßenrändern und auf zahlreichen Wiesen und Weiden im Ostkreis ausbreitet, ist gefährlich. „Sie enthält ein giftiges Alkaloid, das von Tieren, unter anderem Pferd oder Rind, die das Kraut mitfressen, nicht ausgeschieden, sondern in der Leber eingelagert wird“, sagt der Seligenstädter Ortslandwirt Norbert Zöller.
„Das kann irgendwann zu massiven Leberschädigungen führen, bis hin zum Tod.“ Bestätigte Fälle kenne er zwar nicht, bei zwei Todesfällen von Pferden habe er allerdings die Vermutung, dass sie auf das Fressen von Jakobskreuzkraut zurückzuführen seien, „weil ich die Weide- und auch Heuflächen des Pferdehalters kenne.“
Kreis Offenbach: Giftpflanzen vor allem im Heu zum Problem für Pferde und Rinder
Jakobskreuzkraut und die ebenfalls giftige Herbstzeitlose sind den Landwirten ein Dorn im Auge. „Beide Pflanzen kommen nur auf Grünland – und hauptsächlich extensiv bewirtschafteten Flächen – vor“, so Zöller. Darunter versteht man, dass dort nicht gedüngt wird und erst ab einem bestimmten Zeitpunkt gemäht werden darf. Deshalb breiten sich die Giftpflanzen vor allem auf Flächen aus, die in den vergangenen 30 Jahren von Behörden als Naturschutzgebiete ausgewiesen oder als Ausgleichsmaßnahmen für Baugebiete und Straßenbaumaßnahmen aus der normalen landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen wurden.

„Die Vorgabe einer solchen extensiven Nutzung wurde von Anfang an von Seiten der Landwirte kritisiert“, sagt Norbert Zöller. An vielen Straßenrändern, wie der Umgehungsstraße in Seligenstadt, habe das Jakobskreuzkraut Überhand genommen. Und auch in Hainburg gebe es mittlerweile Grünflächen, deren Aufwuchs nicht mehr zu verwerten sei, weil sich die Herbstzeitlose zu stark ausgebreitet habe.
Kreis Offenbach: Seligenstädter Bauhof bekämpfe Giftpflanzen fachgerecht
Die Giftpflanzen werden für die Tiere nämlich vor allem im Heu zum Problem, denn „auf der Weide wird das Jakobskreuzkraut in der Regel nicht mitgefressen“, so der Ortslandwirt. „Dürften wir Landwirte diese Flächen wie gewohnt bewirtschaften – unter anderem nach guter fachlicher Praxis düngen –, wäre dieses Problem gar nicht erst aufgetreten“, sagt Zöller.
Von der Stadt Seligenstadt wiederum heißt es, dass seitens des Umweltamtes aktuell keine Meldungen über Jakobskreuzkraut und Herbstzeitlose zu verzeichnen seien. „Wir hatten in den letzten Jahren immer mal wieder Vorfälle im Bereich des Naturschutzgebietes Affelderchen und Rettichbruch, Radweg Riegelsbach, Am Harressee mit Riesenbärenklau, Goldrute, japanischer Staudenknöterich und anderen invasive Neophyten“, heißt es aus dem Rathaus. Diese seien aber seitens des Bauhofes fachgerecht bekämpft und entsorgt worden.
Kreis Offenbach: Landwirte warnen schon länger ohne Erfolg vor Jakobskreuzkraut
Ortslandwirt Norbert Zöller sieht an vielen Stellen vor allem andere Behörden in der Pflicht. „Wir Landwirte weisen nicht erst in der jüngeren Vergangenheit auf diese Probleme hin. Insbesondere in den Naturschutzgebieten und auf den extensiv zu nutzenden Ausgleichsflächen ist das Ganze also ein hausgemachtes Problem, weil die verschiedenen beteiligten Behörden – Untere und Obere Naturschutzbehörden – auf die Hinweise und Bedenken bisher nicht eingehen.“
Auch die Verkehrsbehörde Hessen Mobil müsse aktiver werden: Eine rechtzeitige und mehrmalige Mahd würde das Problem mit dem Jakobskreuzkraut an den Straßenrändern deutlich reduzieren. „Die Stadt Seligenstadt ist hier meines Erachtens nicht direkt in der Verantwortung. Allerdings könnte sie sich an das Land Hessen wenden und im Sinne ihrer Bürger Schadensbegrenzung einfordern.“ (Julia Oppenländer)
Erst kürzlich ärgerten sich Landwirte im Kreis Offenbach über Müll, der Tiere in Gefahr brachte.