Katrin Lewerth-Kruse ist Goldschmiedin und Top-Handwerkerin

Katrin Lewerth-Kruse kann sich nun neben Goldschmiedemeisterin auch als Hessens Top-Handwerkerin bezeichnen. Denn sie begeistert mit ihrer Arbeit zahlreiche FFH-Hörer und ist im Kalender des Radiosenders für das kommende Jahr zu sehen. Dabei war Goldschmiedin gar nicht ihr eigentlicher Berufswunsch.
Seligenstadt – „Ich wollte sehr lange Floristin werden, wie meine Mutter“, erzählt Katrin Lewerth-Kruse, die ihr Atelier „Schmuck-Stück“ in der Aschaffenburger Straße 39 betreibt. Für die 42-Jährige war klar, dass sie einen kreativen, handwerklichen Beruf ausüben möchte. Das verdeutlichte auch ein Praktikum bei einem Goldschmied. „Ich fertigte an einem Tag eine Klangkugel an“, sagt Lewerth-Kruse. Es sei spannend gewesen, zu sehen, wie aus dem Metal etwas entstehe.
Damit waren ihr Weg und ihr Ziel klar: Sie wollte Goldschmiedin werden und ihr eigenes Atelier eröffnen. In einem großen Unternehmen zu arbeiten, das sei nichts für sie. „Ich will nicht nur Reparaturen erledigen“, sagt die zweifache Mutter, die seit 14 Jahren selbstständig ist. Sie wolle vor allem selbst Schmuckstücke kreieren.

Es sei ein Beruf mit einem vielversprechenden und gut bezahlten Werdegang, sagt sie, „es kommt darauf an, was man daraus macht“. Für sie sei es die Selbstständigkeit, und sie wirbt für die Ausbildung, die immer weniger Zulauf erfahre. Lewerth-Kruse, die seit 2011 im Prüfungsausschuss der Auszubildenden zum Goldschmied sitzt, beobachtet, wie immer weniger diesen kreativen Beruf ergreifen. Es seien vor allem junge Frauen, die den Beruf wählen. Die 42-Jährige vermutet, das habe finanzielle Gründe. Auch die geringen Aufstiegschancen könnten ein Grund sein.
Dabei bietet das Handwerk so viele Möglichkeiten, bereits während der Ausbildung auf kleinsten Raum die ersten Stücke zu fertigen und zu verkaufen. So erzählt Lewerth-Kruse, wie sie in ihrem eigenen Zimmer eine Miniwerkstatt eingerichtet hatte. „Das Werkzeug musste ich mir sowieso besorgen“, sagt sie. So trugen schon kurze Zeit später Familie und Freunde, die sie für den FFH-Wettbewerb angemeldet hatten, die ersten eigenen Kreationen.
Lewerth-Kruse bereitet auch der Kundenkontakt viel Freude, ebenso wie ihre Kunden zu beraten, mit ihnen zu überlegen, was zu ihnen oder dem Beschenkten passen könnte. Sie nehme sich viel Zeit für die Beratung, um ein passendes Schmuckstück am Ende an den Kunden weitergeben zu können.
Die Ausbildung zum Goldschmied
In der Region bildet die Zeichenakademie Hanau zum Goldschmied oder zur Goldschmiedin aus. Die Ausbildung dauert sieben Semester, wobei das letzte das Prüfungssemester ist. Die Azubis lernen Techniken zur Metallbearbeitung – zum Beispiel Sägen, Feilen und Löten. An der Akademie haben sie die Gelegenheit, sich Einblicke in artverwandte Berufe und Techniken – Silberschmied, Ziselieren oder Gravieren – zu verschaffen.
Eine Möglichkeit zur Weiterbildung ist beispielsweise das Studium zum Produktdesigner oder eine Ausbildung zum Graveur. (Von Yvonne Fitzenberger)
Dabei hat sie ihre ganz eigene Handschrift: „Ich bevorzuge geometrische Formen“, sagt sie. Diese arbeitet sie in geradlinigen und reduzierten Entwürfen ein. Dabei spielen Modetrends eine untergeordnete Rolle, bieten aber auch Inspiration. „Man sollte aber immer seinem Stil treu bleiben“, sagt die Goldschmiedemeisterin. Außerdem empfiehlt sie, auf ein wertvolles, zeitloses Stücke als „basic“ zu setzen.
Lewerth-Kruse ist auf das diesjährige Weihnachtsgeschäft gespannt: Während in der Corona-Zeit Kunden eher bereit waren, Geld auszugeben – ganz nach dem Motto „Wir fliegen nicht in den Urlaub, also gönnen wir uns etwas anderes“ – vermutet die Goldschmiedin dieses Jahr eher Zurückhaltung aufgrund der Energiekrise und der Inflation. (Von Yvonne Fitzenberger)