Mieses Weihnachtsgeschäft wegen Corona: Veranstalter blicken mit Sorge auf die kommenden Monate

Einige Branchen sind in der Pandemie besonders von Schließungen, Absagen und einem ständigen Hin und Her bei Regelungen betroffen. Vor allem Veranstalter kommen aus dem Corona-Tief kaum noch heraus – auch im Ostkreis wächst die Sorge mit Blick auf die nächsten Monate.
Seligenstadt – „Das Weihnachtsgeschäft liegt komplett am Boden, das ist das größte Problem“, sagt Benni Schäfer, Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur events4you in Seligenstadt. „Das macht viel fürs kommende Jahr aus, weil da schon jede Menge Karten verkauft werden.“ Von Januar bis März kauften die Menschen eher weniger Tickets. Schäfers Sorge: Im Frühjahr müsste die Agentur deshalb wieder Veranstaltungen verlegen oder absagen – selbst wenn es nach den politischen Vorgaben theoretisch möglich wäre, sie durchzuführen. „Aber wir können in Seligenstadt keine Veranstaltung, bei der 400 Besucher kommen, mit 30 starten“, sagt Schäfer. Das sei schlicht unwirtschaftlich.
Zwar hätten zuletzt einige Auftritte unter strengen Auflagen stattgefunden, weil die Karten vor Corona-Zeiten gekauft wurden – aber selbst da seien viele Besucher nicht erschienen. „Vielleicht hatten einige keine Zeit, aber viele Menschen sind einfach total verängstigt. Das Vertrauen in solche Veranstaltungen muss erst zurückkommen“, ist der Agentur-Chef überzeugt.
Mischa Buschmann und sein Team sind in der gleichen Situation. Die Seligenstädter Agentur Buschmann Eventdesign hatte für den Dezember eigentlich einen vollgepackten Terminkalender. Weihnachtsfeiern mit 2 000 bis 3 000 Gästen waren geplant – jetzt ist alles abgesagt. „Wir haben das Glück, dass wir uns mit kleineren Sachen über Wasser halten können“, sagt der Veranstaltungs-Experte. „Aber im Prinzip ist es wie ein Déjà-vu vom März 2020. Dass das noch mal so kommt, damit hat niemand von uns gerechnet.“
Er selbst steigt wieder im Impfzentrum in Heusenstamm ein, aber für seine Mitarbeiter muss er womöglich auf Kurzarbeit zurückgreifen. „Entlassen werde ich niemanden“, stellt er klar und hofft, „dass wir im März, April aus dem Mist wieder rauskommen“.
Seine Agentur verdient ebenfalls im Dezember das Geld für die ersten Monate des Folgejahres, weil es dann traditionell ruhiger ist. „Dass der Monat weggebrochen ist, bedeutet natürlich Umsatzeinbußen“, sagt Buschmann. „Wenn es uns nicht schon elf Jahre gäbe und wir nicht genug Rücklagen gebildet hätten, dann wäre es schon rum.“ Für viele andere in der Branche geht es längst um die Existenz. „Wir fühlen uns im Moment wie Saisonarbeiter“, sagt der Agentur-Chef. Da gebe es auch eine Hauptsaison, in der das Geld verdient werden müsse.
Trotzdem blickt Mischa Buschmann vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Brautpaare und Großveranstaltungen stehen für das Frühjahr in den Startlöchern. „Wir hoffen, ab April, Mai wieder durchstarten zu können. Und von Juli bis Oktober konnten wir uns ja auch dieses Jahr vor Arbeit kaum retten“, sagt er.
Bei Benni Schäfer allerdings sind die Nerven noch angespannt. Im Dezember läuft die gesetzliche Gutschein-Regelung für Veranstaltungen aus. Alle Käufer, die Karten aufgrund von Terminverlegungen zurückgeben wollten, haben zuletzt Gutscheine der Veranstalter bekommen. „Ab Januar können aber alle wieder ihr Geld zurückverlangen“, sagt Schäfer. Für die Agentur events4you betreffe das eine fünfstellige Summe – „aber das Geld steht den Käufern ja zu“.
Mit staatlichen Hilfen halten sie sich weiter über Wasser, hoffen aber, zeitnah wieder Geld verdienen zu können. „Wir bleiben grundsätzlich optimistisch und planen Veranstaltungen für den Sommer und sogar schon das übernächste Jahr“, so der Agentur-Chef. So sollen in diesem Sommer ein Street-Food-Festival und die „White Night“ stattfinden, im Frühjahr stehen Ingo Appelt, Daphne Deluxe und weitere Künstler auf der Bühne im Riesensaal – Karten sind weiterhin erhältlich. Benni Schäfer: „Wir stecken den Kopf nicht in den Sand.“ (Von Julia Oppenländer)