Mit dem Elferschiff durchs Seligenstädter Narrenmeer

Zehntausende Narren kamen am Rosenmontag zum Umzug nach Seligenstadt. Der Elferrat feierte ausgelassen die Fastnacht und sein begeistertes Publikum.
Seligenstadt – „Das wird eine tolle Erfahrung sein, auf dem Wagen durch die Stadt zu ziehen. Wir genießen das heute einfach nur“, sagt Prinz Gunther I. vor dem großen Rosenmontagszug in Seligenstadt. Ein bisschen wie nach Hause kommen sei es, nach der langen Pause, sagt Prinzessin Veronika.
Bevor es für sie auf dem Löffelwagen durch die Stadt geht, empfängt das Prinzenpaar gemeinsam mit dem Elferrat auf seinem Schiff die mehr als 70 Zugnummern, die vor ihm liegen.
In der Zellhäuser Straße reiht sich am Montagmittag ein Wagen an den nächsten. Auf dem Elferschiff kommen vor Zugbeginn alle zusammen: Prinzenpaar, Elferrat, Till und immer mal der eine oder andere Besucher – auch die OP-Redakteurin. Die Stimmung ist ausgelassen, der Till, André Rückert, ist seit 16 Jahren in seiner Rolle beim Umzug dabei. „Die Stimmung ist am Brodeln, dafür gibt es keine Worte“, sagt er. „Das wird ein riesiger Tag.“

Seligenstädter Rosenmontagszug mit Schweigeminute für die Erdbeben-Opfer
Gleich zu Beginn des Zuges wird es aber erst einmal still: Gemeinsam mit der Polizei stoppt Heimatbund-Vorsitzender Richard Biegel den Zug, bevor er richtig begonnen hat: Mit einer kurzen Ansprache und einer Schweigeminute gedenken die Narren der Opfer der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien sowie der Menschen in allen Krisengebieten der Welt. Die Menschen am Streckenrand quittieren die Geste nach einer Minute Stille mit Applaus.
Dann nimmt der Zug seinen Lauf – eine Gruppe nach der anderen, begrüßt von Helau-Rufen und dem einen oder anderen Witz, zieht am Elferwagen vorbei und hinein in die bunten Menschenmassen, die sich am Streckenrand versammelt haben.
„Die Menschen haben dermaßen Bock“, sagt Heinz Stadler. Nach der langen Abstinenz habe man schon auf den Sitzungen gemerkt, dass sie gar nicht gewusst hätten, wohin mit ihrer Energie. „Wenn wir gleich in die Aschaffenburger Straße einbiegen, gibt es Gänsehaut.“

Rosenmontagszug Seligenstadt: Nur ehemalige Prinzen auf dem Elferschiff
Die elf Männer auf dem Elferschiff sind alle ehemalige Prinzen. Auch nach ihrer Prinzenzeit haben sie sich rund um den Umzug und die Sitzungen engagiert, erklärt Willi Eiles. Auf dem Wagen wolle man diese Menschen sichtbar machen.
Auf dem Zugplan zählt der Fastnachtsadel mit, wann sich sein Schiff endlich in Bewegung setzt. Der eine oder andere steigt auch noch mal für ein Tänzchen vom Wagen herunter. Als Prinz und Prinzessin mit Till und ihrem Hofstaat vorbeiziehen, ist es soweit. „Selig sei die Stadt genannt“ erklingt die Seligenstädter Hymne aus den Boxen des Elferschiffs, als sich der Wagen in Bewegung setzt. Der Elferrat singt und schunkelt mit, die Menschen auf der Straße tun es ihm gleich.

Zehntausende Menschen sind am Rosenmontag zum Umzug nach Seligenstadt gekommen. „Die Leute wollen wieder raus und feiern“, das ist die einhellige Meinung auf dem Elferschiff. Der Blick vom Wagen herunter gibt den Elfern Recht: Ein Meer aus bunt geschminkten, gut gelaunten Gesichtern schaut ihnen entgegen, begrüßt sie mit kräftigen „Helau“-Rufen und nimmt die Gutsjer entgegen. „Alle sind so begeistert. Das ist das Schöne an dieser Stadt – diese absolute Begeisterung für Fastnacht“, freut sich Uwe Czupalla, bevor er sich schon wieder zu den Menschen dreht, um mit ihnen zu feiern.
Kurz vor dem Marktplatz ist die Fahrt für die OP-Redakteurin vorbei. Was bleibt, sind viele närrische Eindrücke. Vor dem Elferrat liegt noch ein langer, stimmungsvoller Weg. (Von Laura Oehl)