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Mit dem Kaufmannszug zurück ins 18. Jahrhundert

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Von: Laura Oehl

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Originalgetreu haben Peter Rühl (links) und Gerd Stenger die Wagen aufgebaut – inklusive Eisenrädern und Wagenheber nach historischem Vorbild.
Originalgetreu haben Peter Rühl (links) und Gerd Stenger die Wagen aufgebaut – inklusive Eisenrädern und Wagenheber nach historischem Vorbild. © Oehl

Ende Mai startet der Kaufmannszug von Augsburg nach Seligenstadt. Die originalgetreuen Planwagen sind schon fast fertig - mehr als 1 000 Stunden Arbeit haben die Wagenbauer darin investiert.

Seligenstadt – Eine Reise in die Vergangenheit, genauer gesagt ins 18. Jahrhundert, steht ab Ende Mai wieder für die Teilnehmer des Kaufmannszuges bevor: Zwei Wochen lang reisen sie zu Pferd und in Planwagen von Augsburg nach Seligenstadt. Insgesamt 290 Teilnehmer sind in diesem Jahr dabei. „Mehr waren es bisher noch nie“, sagt Peter Rühl vom Arbeitskreis Kaufmannszug Seligenstadt.

An den 20 Planwagen werkelt er gemeinsam mit Gerd Stenger und rund acht weiteren Helfern bereits seit vergangenem Jahr. „Dadurch, dass wir vergangenes Jahr keinen Rosenmontag hatten, haben wir im Februar oder März schon angefangen, die ersten neuen Wagen aufzubauen“, sagt Rühl. Rund 1 000 Stunden haben die Wagenbauer seitdem in die Planwagen investiert.

Beim Wagenbau zum Kaufmannszug helfen die Seligenstädter untereinander

Nach historischem Vorbild wurden vier neue Wagen gebaut. Die Fahrwerke – über die Jahre aus alten Scheunen angekauft – waren bereits vorhanden, alles darüber ist in liebevoller Eigenarbeit entstanden. Dabei ist der Arbeitskreis auch auf Spenden angewiesen. „Das Holzbohlen für Bretter und Kanthölzer bekommen wir vom Sägewerk Sprey“, erzählen Rühl und Stenger. Und auch sonst würde man sich in Seligenstadt – vor allem unter den Handwerkern – aushelfen. So wurde für den Anstrich auch Fastnachtsprinz Gunther Rausch eingespannt; die Planen vom Arbeitskreis selbst genäht.

Mittlerweile reiht sich in der Heimatbundhalle ein Planwagen an den anderen. Dass die Wagen möglichst originalgetreu sein sollen, zeigen nicht zuletzt auch ihre Räder – eisenbereift, ohne Gummi, ohne Feder. „Gerade wenn man über Kopfsteinpflaster oder Schotter fährt, merkt man jeden Stein. Aber mit ein bisschen Polster geht’s“, lachen Rühl und Stenger.

Zuletzt zog der Kaufmannszug im Jahr 2019 mit seinen Planwagen von Augsburg nach Seligenstadt. Archi
Zuletzt zog der Kaufmannszug im Jahr 2019 mit seinen Planwagen von Augsburg nach Seligenstadt (Archivfoto) © Privat

Seligenstädter Wagenbauer zum Kaufmannszug: „Erlebnis ist einfach der Wahnsinn“

Die beiden Wagenbauer freuen sich bereits auf die zweiwöchige Tour. „Dieses Erlebnis ist einfach der Wahnsinn. Man fährt dabei total runter und schaltet einfach mal ab“, sagt Peter Rühl. Auch in den Orten, an denen der Kaufmannszug täglich Halt macht, freue man sich über die zahlreichen Kaufmänner, Mägde und Soldaten, Pilger sowie edlen Damen in ihren historischen Gewändern.

Regelmäßig seien auf den Lagerplätzen Gäste unterwegs, die sich die Kutschen und Pferde anschauen, oder das authentische Alltags- und Marktleben sehen möchten. „Der Empfang in den Gemeinden ist immer herzlich. Kita- und Schulkinder stehen am Straßenrand und winken mit Fähnchen. Oft haben die Leute selbst historische Gewänder an“, erzählt Gerd Stenger.

Mit dem Support-Team ist er während der Reise für den Auf- und Abbau der Lagerplätze mit Boxen für die mehr als 40 Pferde, Zelten, Toiletten-, Dusch- und Kühlwagen und vielem mehr zuständig. Allein rund 35 Personen – inklusive Küchenteam – kümmern sich um den Ablauf rund um den Kaufmannszug.

Dekoration macht die Kaufmannszug-Planwagen authentisch

Bereits seit 20 Jahren – in diesem Jahr zum sechsten Mal – ist der Kaufmannszug von Augsburg nach Seligenstadt unterwegs. Viele der Fuhrmänner sind schon seit Jahren mit ihren Pferden dabei. „Die meisten kommen aus dem Spessart und dem Odenwald, die weiteste Anreise hat ein Fuhrmann aus Garmisch-Patenkirchen“, sagen Peter Rühl und Gerd Stenger.

Die Planwagen müssen nun bis zum Start des Kaufmannszuges noch dekoriert werden. Körbe, Ketten, altes Geschirr und kleine Öllampen sollen dann nicht nur die Teilnehmer, sondern auch die Menschen an der Strecke mit in die Vergangenheit nehmen. (Von Laura Oehl)

Kaufmannszug endet mit großem Fest in Seligenstadt

Ab Samstag, 27. Mai, zieht der Kaufmannszug zwei Wochen lang auf mehreren Streckenabschnitten von Augsburg nach Seligenstadt. Gestoppt wird dabei in Schwaighof, Harburg, Nördlingen, Maihingen, Dinkelsbühl, Dombühl, Rothenburg, Aub (Ruhe- & Wechseltag), Unterwittighausen, Tauberbischofsheim, Külsheim, Eichenbühl und Eisenbach.

Am 10. Juni kommt der Zug gegen 17 Uhr am Seligenstädter Marktplatz an. Anschließend findet erstmals eine Ankunftsfeier mit der Freiwilligen Feuerwehr auf dem Jahnsportplatz statt, wo auch das Lager noch einmal aufgebaut wird. (loe)

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