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Nach Fastnacht kommt Fasten

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Gabi Laist-Kerber sitzt in der Unterkirche vor einer Klangharfe und dem Altar mit einer bunten Kordel in der Hand.
Gabi Laist-Kerber mit zwei Stationen des Labyrinths: der Klangharfe und dem geflochtenen Seil, das für den Dreiklang im Fokus des Fastenkurses steht. © Oehl

Beim Fastenkurs in der katholischen Gemeinde St. Marien in Seligenstadt stehen Selbstfürsorge, Glaube und der Blick für andere im Fokus.

Seligenstadt – Heilfasten, Basenfasten, Intervallfasten, oder der Verzicht auf etwas ganz anderes? Die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern nehmen viele Menschen zum Anlass, um sich in Verzicht zu üben. Manche, weil sie abnehmen möchten, andere auf der Suche nach sich selbst.

Seligenstädter Fastenkurs: Heilfasten ist die extremste Form

„Das Heilfasten, also der Verzicht auf Nahrung, ist natürlich die extremste Form. Es ist schon eine hohe Kunst, sich dabei gut zu halten“, sagt Gabi Laist-Kerber. Ab Aschermittwoch leitet sie den Fastenkurs der katholischen Gemeinde St. Marien in Seligenstadt. Schon seit 30 Jahren fastet Laist-Kerber selbst jedes Jahr, seit einigen Jahren bietet sie mit dem Kurs anderen Menschen Unterstützung dabei an. „Fasten ist ein großer Verzicht, aber mit einem mega Gewinn“, sagt die Gemeindereferentin. „Wer es schafft, hat nach drei Tagen ein Gefühl von einer ganz großen Ausschüttung von Endorphinen.“

„Fasten ist ein großer Verzicht, aber mit einem mega Gewinn.“

Gabi Laist-Kerber, Leiterin des Fastenkurses in St. Marien

Für viele ihrer Kursteilnehmer sei die Fastenzeit die schönste Zeit im Jahr – auch, wenn man sich das bei aller Anstrengung und Schwäche, die der Körper erst mal zeigt, nicht vorstellen könne. Nicht alle Teilnehmer würden dabei heilfasten. Während manche auf Alkohol oder bestimmte Lebensmittel verzichten, fasten andere beim Autofahren oder dem Plastikverbrauch.

Hintergrund des Fastens sei vor allem das Prinzip „Weniger ist mehr“. „Durch dieses Weniger gewinnt man ganz viel an Lebensqualität und kommt ins Gleichgewicht“, meint Laist-Kerber. Im Kurs gehe es vor allem um den Dreiklang „beten, fasten, teilen“. Darum, auf sich selbst zu schauen, auf andere und auf Gott.

Leiterin des Fastenkurses: Seit Pandemie ein größeres Bedürfnis, nach sich selbst zu schauen

Besonders das Thema Selbstfürsorge spiele beim Fasten eine zentrale Rolle. „Die Frage ist, wo hast du in diesen Punkten Probleme? Was ist aus dem Lot?“, erklärt Laist-Kerber. Das eigene Leben in den Blick zu nehmen, mit Brüchen klarzukommen und den Glaube als Halt zu erleben, sei der Hintergedanke des Fastenkurses. „Wenn alles einigermaßen im Lot ist, erreicht man Zufriedenheit, Empathie und auch eine gute Beziehung zu sich selbst“, erklärt Laist-Kerber.

Das Gefühl, mehr nach sich selbst schauen zu müssen, habe spätestens seit der Pandemie bei vielen Menschen zugenommen. „Das Fasten hilft da sehr gut, um die richtige Balance zu finden und nicht nur in den Egoismus zu rutschen.“

Wer auf Nahrung verzichtet, könne davon auch gesundheitlich profitieren, meint Laist-Kerber. Denn während des Verzichts würden im Körper viele Reinigungsprozesse angestoßen. Wichtig sei aber auch: Wer fasten möchte, sollte dafür sowohl alt als auch fit genug sein. Bestenfalls wird vorher ein Arzt zurate gezogen.

Fastenkurs in Seligenstadt: Gruppe hilft beim Durchhalten

Im Fastenkurs können nicht nur die Tipps der Kursleiterin, sondern auch die Gruppe beim Durchhalten helfen. Insgesamt 20 Personen nehmen daran teil; viele von ihnen sind schon seit Jahren dabei, immer wieder kämen aber auch neue Teilnehmer dazu, die sich ausprobieren wollen. „Manche brauchen auch die Gemeinschaft, weil es ihnen eine gewisse Verbindlichkeit gibt“, sagt die Kursleiterin.

In drei Treffen tauschen sich die Fastenden untereinander aus und bekommen Tipps für ihren weiteren Weg durch die Fastenzeit. Am Ende eines jeden Treffens können sie im Labyrinth in der Unterkirche ihren Weg suchen, Impulse bekommen und verschiedene Aufgaben lösen. Im Laufe der Fastenzeit verändere sich für alle auch der Gang durch das Labyrinth, so Laist-Kerber.

Ein gemeinsames Suppen-Essen stelle schließlich ein kleines Abschlussfest dar. „Die Stimmung ist immer toll. Auch wenn nicht alle ihr Ziel erreichen, sind sie trotzdem stolz, dass sie zum Beispiel Intervallfasten geschafft haben“, sagt Gabi Laist-Kerber. Und noch etwas zeige die Suppe am Ende deutlich: „Beim Fasten werden alle Sinne geschärft. Es ist Wahnsinn, was man da bei einer Suppe schmecken kann.“ (Von Laura Oehl)

Teilnahme am Fastenkurs

Anmeldungen zum Fastenkurs in St. Marien sind noch bis zum Sonntag, 19. Februar, unter gabi.laist-kerber@gmx.de möglich. (loe)

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