Der kleine Oskar stirbt an Leukämie: Sein Vater startet eine bewegende Spendenaktion

Vergangenes Jahr stirbt der siebenjährige Oskar aus Seligenstadt an Leukämie. Um an ihn und seine Geschichte zu erinnern, läuft sein Vater den Berlin-Marathon – und sammelt dabei Spenden.
Seligenstadt – Am 6. November 2020 bricht für Christian und Melanie Malesevic aus Seligenstadt ihre Welt zusammen. Mit nur sieben Jahren stirbt ihr Sohn Oskar an Leukämie. Hinter der Familie liegen zu diesem Zeitpunkt Monate voller Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte. „Am Ende mussten wir ihn leider gehen lassen“, sagt der Seligenstädter. Mitten in einer Zeit voll tiefer Trauer bekommt der Familienvater Anfang dieses Jahres einen Anruf. „Ich wurde gefragt, ob ich wieder beim diesjährigen Berlin-Marathon mitlaufen möchte.“ Und das bringt den Seligenstädter auf eine Idee.
Denn 2020 ist nicht das erste Mal, dass sein Sohn Oskar die Diagnose Leukämie erhält. Bereits 2015 erkrankt der damals erst zweieinhalb Jahre alte Junge an Krebs, muss mehrere Monate in Therapie. „Aber die hat er gut gemeistert und überstanden“, sagt sein Vater. Christian Malesevic selbst fängt in der Zeit mit dem Laufen an – als Ausgleich.
Oskar feuert seinen Papa beim Berlin-Marathon 2018 an
2018, die Leukämie ist zu diesem Zeitpunkt besiegt, meldet er sich beim Marathon in Berlin an. Am Veranstaltungstag steht die Familie bei Kilometer 35 an der Strecke und feuert ihn an. „Oskar war mein größter Fan und hat mich unheimlich unterstützt“, sagt er. „Am ominösen 35. Kilometer kippt es bei vielen Läufern, sie geben auf. Aber dass Oskar mich genau da anfeuert, mir einen Kuss gibt, hat mir noch mal einen richtigen Push gegeben.“
Auch 2019 ist der Marathon in der Hauptstadt längst eingeplant. Da „kam unser zweiter Sohn Juri auf die Welt“ – und die Teilnahme wird aufs nächste Jahr verschoben.
Doch während die Welt gegen das Coronavirus kämpft, beginnt für Familie Malesevic ein anderer Albtraum: Die Leukämie ist zurück. Am 25. März erhält Oskar die Diagnose, auf den Tag genau fünf Jahre nach der ersten. Der kleine Junge hat gerade seinen siebten Geburtstag gefeiert, den achten erlebt er nicht mehr.
Oskar aus Seligenstadt hatte das Down-Syndrom und eine höhere Gefahr, Leukämie zu bekommen
„Oskar hatte das Down-Syndrom. Und dadurch genetisch eine höhere Gefahr, Leukämie zu bekommen, aber auch höhere Heilungschancen“, erklärt Malesevic. „Er war außerdem erst der zehnte dokumentierte Fall weltweit, der das Down-Syndrom, dann eine Akute Myeloische Leukämie (AML) und später eine Akute Lymphatische Leukämie (ALL) bekommen hat.“ Laut dieser Statistik hätte er gute Chancen auf Heilung gehabt. „Aber wie aussagekräftig ist eine solche Statistik schon?“, fragt der Seligenstädter.
Verein Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt
Helfen. Heilen. Forschen: Mit dieser dreifachen Formel verfolgt der 1983 von betroffenen Eltern gegründete Verein ein Ziel – Krebs bei Kindern zu besiegen. Mit dem Uni-Klinikum Frankfurt kümmert er sich um kranke Kinder und ihre Familien, denn fast alle drei Tage wird ein Kind mit Krebsdiagnose in der Klinik aufgenommen.
Der Verein verbessert ihre Lebensumstände, unterstützt die medizinische Versorgung und ermöglicht mit Investitionen noch mehr Forschung. Mittelpunkt ist das 1993 eröffnete kliniknahe Familienzentrum als Anlaufstelle, das Beratung und Hilfe für die Dauer der Behandlung anbietet sowie um die 3000 Übernachtungen jährlich für Familien während der Behandlung ihres Kindes ermöglicht. Außerdem finanziert der Verein zur besseren Versorgung erkrankter Kinder dringend benötigte zusätzliche Stellen für Ärzte, Wissenschaftler und fachliche Assistenten sowie Psychologen und Erzieher. jo
Doch die Familie wird in ihrer Not nicht allein gelassen; weder im Krankenhaus noch in ihrer Zeit der Trauer. „Es ist ein Horror für Eltern, wenn man nicht krank ist, das eigene Leben quasi neben einem liegt und man komplett hilflos ist“, weiß Christian Malesevic. „Und genau da setzt die Arbeit des Vereins Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt an.“
Mit dem steht die Familie bereits seit Oskars erster Leukämie-Diagnose 2015 in Kontakt. „Durch den Verein hatten wir immer Ansprechpartner, an die wir uns mit Fragen in schweren Zeiten wenden konnten. Und wir können diese Hilfe auch die nächsten Jahre jederzeit in Anspruch nehmen, zum Beispiel in Trauergruppen.“ Deshalb will der Familien-Papa etwas zurückgeben. „Ich bin selbstständig und mache Dinge, die für mich keinen Sinn mehr ergeben. Aber beim Verein passieren Dinge, die sehr, sehr viel Sinn ergeben.“
Christian Malesevic aus Seligenstadt läuft den Berlin-Marathon für seinen Sohn und den Verein
Den Marathon in Berlin am 26. September möchte der Seligenstädter für seinen Sohn und für den Verein laufen. Mit der Aktion „Oskars Kilometer 35“ ruft er zu Spenden auf. „Zum einen ist das Trauerarbeit für mich, vor allem aber Ehrerbietung für Oskar“, sagt er. „Als Eltern hat man immer auch ein bisschen das Bedürfnis, an sein Kind zu erinnern.“ Und die Spenden für den Verein kommen letztlich auch anderen Familien mit krebskranken Kindern zu Gute.
Vorab habe er die Pläne mit seiner Frau besprochen – und mit seinem Sohn. „Oskar hat mir das Go gegeben: ‘Das machen wir so, Papa. Das ist in Ordnung, anders kriegen wir die Leute nicht’“, erzählt er. Inzwischen hat er für die Spendenaktion zudem mehrere lokale Unternehmen ins Boot geholt. „Jeder gespendete Euro wird am Ende von ihnen verdoppelt.“ Deshalb gibt es auch kein festes Spendenziel. Je mehr, desto besser sei das für die Arbeit des Vereins, ist Malesevic überzeugt und stellt klar: „Bei dieser Aktion geht es null um mich, sondern um Oskar und seine Geschichte!“ (Von Julia Oppenländer)
Bei Aktion „Oskars Kilometer 35“ mitmachen
Wer Christian Malesevics Spendenaktion „Oskars Kilometer 35“ und damit den Verein Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt unterstützen möchte, kann online mitmachen – und auf der Webseite per Überweisung oder Paypal spenden. Auch über den QR-Code kommt man auf die Seite.

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