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Neue Bürgerinitiative hilft Erdbeben-Opfern

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Von: Laura Oehl

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In der türkischen Großstadt Adiyaman sind noch immer Straßen mit Bergen aus Schutt übersät.
In der türkischen Großstadt Adiyaman sind noch immer Straßen mit Bergen aus Schutt übersät. © Privat

Nach der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien ist in Seligenstadt eine Bürgerinitiative entstanden. Ziel ist es, Sachspenden zu sammeln und einen Treffpunkt für Betroffene und Angehörige zu schaffen.

Seligenstadt – Anfang Februar zerstörten mehrere starke Erdbeben große Teile der Türkei und Syriens. Die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf mehr als 50 000 gestiegen, über 20 Millionen Menschen sind von den Folgen der Beben betroffen. In Seligenstadt gründete sich bereits kurz nach der Katastrophe eine neue Bürgerinitiative: „Seligenstadt Füreinander“ will den Menschen im Erdbebengebiet, aber auch den Angehörigen in der Einhardstadt helfen.

„Die Idee ist schon am zweiten Tag nach den Erdbeben entstanden“, erzählt Nursel Seilkopf, Vorstandsmitglied des Seligenstädter Solidaritätsvereins „Faromder“. Ihre Schwester Birsel Agca, Vorsitzende des Vereins, ist zu diesem Zeitpunkt in der Türkei und bereits dabei, den Menschen dort zu helfen. „Es war schon da klar, dass die Menschen vor allem medizinische Gegenstände wie Rollstühle brauchen werden“, sagt Seilkopf. Gemeinsam mit dem Internationalen Nachbarschaftsverein und mit Unterstützung vom Seligenstädter Ausländerbeirat entsteht „Seligenstadt Füreinander“.

Seligenstädter Bürgerinitiative sammelt medizinische Gegenstände für Erdbeben-Opfer

Die ersten Schritte stehen schnell fest: Sachspenden sollen gesammelt und in die Erdbebenregionen in der Türkei und Syrien gebracht werden. Von 800 000 bis 900 000 Menschen, denen eine Amputation bevorsteht, habe der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vor wenigen Wochen gesprochen. „Es geht also vor allem um medizinische Gebrauchsgegenstände wie Rollatoren, Gehstöcke und Rollstühle“, erklärt Ergün Kumcu, Vorsitzender des Ausländerbeirats. Aber auch Hygieneartikel für Babys, Kinder und Erwachsene würden weiterhin gebraucht werden, so Nursel Seilkopf.

Die Lage in den Erdbebengebieten ist auch zwei Monate nach den Beben noch katastrophal. „Die Menschen leben immer noch in Zelten. Bei der Überschwemmung vor zwei Wochen wurde vieles davon zerstört. Wer die Erdbeben überlebt hat, führt immer noch einen Überlebenskampf“, sagt Seilkopf.

Seligenstädter Bürgerinitiative: Kontakt ins Erdbeben-Gebiet wichtig

Der Verein Faromder, der sich für Menschen mit seltenen Erkrankungen einsetzt, sei nun von der Gesundheitsbehörde in Istanbul mit einer Studie zur Situation in den Krankenhäusern beauftragt worden. So bekomme der Verein auch einen Überblick, wie die Verpflegung vor Ort sei und was benötigt werde.

In Seligenstadt, so erklärt Ergün Kumcu, wolle man auch mit Pro Interplast Seligenstadt und Gastronom Kadri Akdag, der gute Kontakte in die Türkei – vor allem in die vom Erdbeben betroffene Großstadt Adiyaman – hat, zusammenarbeiten. „Die Hilfe wird nach wie vor gebraucht. Die Überschwemmung hat die Situation noch einmal verschlechtert“, sagt Akdag.

In der türkischen Provinz Kahramanmaras leben ganze Familien in selbst gebauten Zelten.
In der türkischen Provinz Kahramanmaras leben ganze Familien in selbst gebauten Zelten. © Privat

Bürgerinitiative schafft Begegnungsort für Erdbeben-Betroffene und Angehörige

Neben einer Anlaufstelle für Spenden will die Bürgerinitiative in Seligenstadt außerdem einen Begegnungsort schaffen. „Dort sollen sich Betroffene und Angehörige treffen können, aber auch Menschen, die einfach emotional von dem Thema betroffen sind“, erklärt Nursel Seilkopf. Die Idee sei aus dem Gespräch mit einer Bekannten entstanden, deren Familie aus dem Erdbebengebiet in Syrien kommt. „In der ersten Woche war sie völlig fertig, weil sie nicht an Infos kam, wie es ihrer Familie geht“, erinnert sich Seilkopf.

Ab dem 28. April, 15 bis 17 Uhr, sollen sich Interessierte im Evangelischen Gemeindezentrum, Jahnstraße 24, treffen und über ihre Erfahrungen austauschen können. Zunächst soll das Café jeden zweiten und vierten Freitag im Monat, voraussichtlich zur selben Uhrzeit wie am Eröffnungstag, geöffnet sein. Auch Spenden können dann dort abgegeben werden.

Bürgerinitiative aus Seligenstadt plant langfristige Hilfen

Die Erdbeben-Katastrophe soll aber nicht der einzige Schwerpunkt von „Seligenstadt Füreinander“ bleiben. Ereignisse wie die Corona-Pandemie, das Hochwasser im Ahrtal, oder der Krieg in der Ukraine hätten gezeigt, dass es sinnvoll sei, ein solches Netzwerk auch langfristig und nachhaltig zu nutzen, sagen Seilkopf und Kumcu.

Dafür hofft die Initiative nun auf weitere Vereine und Bürger, die sich ihr anschließen und auch auf lange Sicht hilfsbedürftige Menschen über die Seligenstädter Grenzen hinaus unterstützen wollen. (Von Laura Oehl)

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