Öffnungszeiten im Seligenstädter Freibad werden nicht verlängert

Mehr Personal, höhere Kosten: Das hat die Probephase mit längeren Öffnungszeiten im Seligenstädter Freibad ergeben. Im Stadtparlament sorgte der Test für Kritik.
Seligenstadt – Wenig abgewinnen kann die Seligenstädter Stadtverwaltung einer Ausweitung der Freibad-Öffnungszeiten. Nach einer Probephase im Vorjahr vom 25. Juli bis 18. August bilanziert der Magistrat in seinem Erfahrungsbericht: „Aus Sicht der Verwaltung steht der größere Nutzen der Besucher/innen in keinem Verhältnis zu den höheren Kosten und dem Personalaufwand, der betrieben werden muss, um die erweiterten Öffnungszeiten zu realisieren. So fallen nicht nur deutlich höhere Personalkosten an, das gesamte Dienstplankonstrukt muss durch die Verlängerung der Tagesöffnungszeit von elf auf zwölf Stunden komplett umgestellt werden“
Zudem sei es schwer, weitere Mitarbeiter an der Kasse oder in der Beckenaufsicht zu finden. Und schließlich stiegen auch die Betriebskosten, da sich die Wasseraufbereitung zeitlich verlängert.
Öffnungszeiten im Seligenstädter Freibad: „Testphase war zu kurz“
Kritik an diesem Bericht folgte im Verlauf der jüngsten Stadtverordnetenversammlung auf dem Fuß. Sowohl die SPD als auch die Grünen monierten die kurze Zeitdauer der Testphase und forderten einen erneuten, aber verlängerten Probebetrieb.
Immerhin, so erinnerte Nicole Kirchner (Grüne), sei für 2022 zunächst ein Testbetrieb von acht Wochen vorgesehen gewesen, der sich aber wegen eines Personalengpasses auf vier Wochen reduziert habe: zusätzlich montags und dienstags von 8 bis 9 Uhr sowie donnerstags von 20 bis 21 Uhr. Das, so Kirchner, sei nicht repräsentativ und habe auch keine fundierten Zahlen geliefert.
SPD-Fraktionschef Marius Müller fügte hinzu, viele hätten damals gar nicht gewusst, dass das Bad länger geöffnet war. Der gesamte Bericht habe „die Tendenz, dass die Verwaltung eine Erweiterung der Öffnungszeiten nicht möchte“.
Seligenstädter Koalition lehnt längere Testphase im Freibad ab
Während die Grünen ihren in die gleiche Richtung gehenden Antrag schließlich zurückzogen, lehnte die Koalition aus CDU und FDP die SPD-Initiative ab, „einen längeren Probebetrieb mit mindestens drei verlängerten Öffnungszeiten (…) durchzuführen“. Dieser Probebetrieb sollte in der Zeit vom 10. Juli bis 3. September stattfinden.
FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Schäfer sagte, der Probelauf sei zwar einstimmig beschlossen worden, doch habe sich gezeigt, dass kaum zusätzliches Aufsichtspersonal am Becken aufzutreiben sei. Ihr CDU-Amtskollege Oliver Steidl meinte, ein erneuter Test werde dasselbe Ergebnis bringen. Zudem habe sich auch der Personalrat gegen das dann nötige Drei-Schichten-Modell ausgesprochen. Es sei schon „eine starke Nummer“, dass sich mit Nicole Kirchner ausgerechnet eine Grünen-Politikerin darüber hinwegsetzen wolle.
Seligenstadts Bürgermeister sieht Problem bei fehlendem Freibad-Personal
Bürgermeister Daniell Bastian (FDP) räumte ein, er sei kein Fan des Antrags gewesen. Das Freibad sei sieben Tage die Woche von 9 bis 20 Uhr geöffnet, also elf Stunden am Tag. Das sei mit die längste Öffnungszeit im Kreis Offenbach. Dabei sei das Problem einer Erweiterung nicht einmal die zusätzliche Kostenbelastung, sondern das Fachpersonal. Im Vorjahr habe ein einziger Ausfall Riesenprobleme bereitet, denn die gesamte Anlage müsse geschlossen werden, wenn die technischen Anlagen oder die Becken nicht betreut werden können. Zusätzliches Personal lasse sich „nicht so einfach draufpacken“. (Von Michael Hofmann)
Statistische Auswertung im Freibad: 308 Besucher in verlängerten Öffnungszeiten
Die statistische Auswertung der Nutzerzahlen während der Probephase vom 25. Juli bis zum 18. August 2022: Insgesamt haben 308 Besucher und Besucherinnen in den verlängerten Öffnungszeiten das Freibad genutzt, darunter insgesamt 176 Dauerkartenbesitzer. Direkte Mehreinnahmen können nur für die Einzeleintritte berechnet werden und liegen bei 224 Euro, sagen die Rathausmitarbeiter. „Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Verwaltung für die Saison 2023, auf verlängerte Öffnungszeiten zu verzichten, zumal die zusätzlichen Kosten nicht im Haushalt 2023 eingeplant wurden, weil die Stadtverordnetenversammlung den obigen Beschluss nur für das Jahr 2022 getroffen hatte.“ (mho)
Sonne satt und durchgängig hohe Temperaturen – viele Seligenstädter und Wasserratten aus der Umgebung zog es vergangenen Sommer ins Freibad der Einhardstadt. Das führte zu Rekordeinnahmen von 246 566 Euro brutto. So lautet die positive Bilanz der Freibadsaison aus dem Rathaus.